Legislaturperiodeende für Legislaturperiodeende nimmt das Klagen zu, wird vielstimmiger und schriller. Wen kann man denn noch wählen? Welcher politischer Akteur hat sich nicht irgendwann durch irgendein Wort, irgendeine Tat, irgendeinen schlechten Stil, irgendeine Haltung disqualifiziert, Liebesentzug verdient? Wer vertritt denn schon voll und ganz jene Positionen, die man für gut, richtig und vernünftig hält?
Ich kann das ja auch irgendwie nachvollziehen. Aber, ich muss auch sagen: Das ist doch gut so!
Entgegen dem in Österreich weit verbreiteten "Olles Trotteln"-Sentiment bin ich der Meinung, dass ein(e) WählerIn, der/die sich nicht mit hundert Prozent der Forderungen, Personen, Stilmittel einer Partei identifizieren kann, sich glücklich zu schätzen hat. Denn diese Person ist offensichtlich eine eigenständig denkende, kritisch hinterfragende.
Sie ist ganz einfach im 21. Jahrhunderten angelangt, in der man nicht mehr gläubig einer Flagge hinterherrennt und den Kotau vor Partei- und sonstigen Büchern macht. In dem man nicht mehr Dinge nachbetet, nur weil man an den Vorbeter glauben möchte. Natürlich führt das auch zu Verwerfungen, zu Schwierigkeiten. Darüber habe ich schon geschrieben.
Aber, wir als Individuen sollten uns nicht davor fürchten. Auch Ärger, Wut, Frustration sind nicht angebracht. Kein denkender Mensch kann ernsthaft erwarten, dass eine politische Partei ihr oder ihm in allen Belangen zusagt. Es ist falsch anzunehmen, dass die Politik uns gegenüber in dieser Beziehung eine Bringschuld hätte. Parteiprogramme müssen geschrieben, ein Unzahl von Positionen will besetzt werden. Das kann nicht ohne Widersprüche abgehen und ohne Widerspruch.
Als politischer Mensch können wir nur den einen Fehler machen: uns abwenden, uns der Verdrossenheit hingeben, uns selbstgefällig absentieren. Eine Stimmung zu fördern und zu nähren, die in der breiten Bevölkerung zum Apolitischen, zum Asozialen und Nihilistischen wird.
Natürlich wird das politische System auch gewisse, vernünftige Reformen brauchen. Aber, auch dafür müssen erst Politiker gewählt werden.
Also, nicht jammern, wählen.
Freitag, 6. September 2013
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1 Kommentar:
Yo! Dem ist nichts hinzuzufügen.
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