Samstag, 12. März 2011

Rückblog 2010 #3: 2010 im Kino, 14-8

14 Grant Heslov: "The Men Who Stare At Goats" 2
USA 2009

Die Kino-Enttäuschung des Jahres 2010. Ein gewisser Grant Heslov setzt eine interessante Filmidee (Spezialeinheit der US-Armee versucht sich an parapsychologischen Techniken) samt mit großen Namen gespicktem Cast in den irakischen Wüstensand. Hohles Eso-Hippie-Geblödel ohne Plan und Ziel. Mit einigen komischen Momenten, die aber leider kein stimmiges Gesamtbild ergeben und Jeff Bridges als paranormal experimentierendem Hippie-Oberst. Jeff Lebowski rotiert im Grab.


13 Ben Affleck: "The Town" 2.5
USA 2010

Charlestown, Boston, ein Räubernest. Katholisch-irische Burschen verschreiben sich hier dem Gewerbe des Banküberfallens. Darunter: Ben Affleck. Doch, oh weh, die Liebe funkt dazwischen! Jede Menge Action, Autoverfolgungsjagden und Knallereien und auch eine Prise Charakterentwicklung. Zumindest nie wirklich fad. Außerdem erleben wir Pete Postlethwaite in einer seiner letzten Rollen als irischer Banden-Capo.


12 Diverse: "New York, I Love You" 2.5
USA 2009

Ich glaube, die große Zeit der Episodenfilme ist schon wieder vorüber. Es wäre jetzt natürlich ein wenig unfair, "New York, I Love You" als Beispiel dafür anzuführen, aber ganz daneben wäre es auch nicht. Elf Regisseure habe sich hier versucht (Scarlett Johansens Debütversuch wurde rausgeschnitten), das Ergebnis ist recht durchwachsen. Die einzelnen Episoden sind nach Stadtteilen benannt, "Chinatown" von Fatih Akin und "Central Park" von Nathalie Portman [sic!] gefielen mir noch am besten. Ansonsten hat man es hier mit handwerklich sauberem Mittelmaß zu tun - und mit Stückwerk. Zu einem spannungsvollen Ganzen fügt sich "New York, I Love You" nicht.


11 Mike Newell: "Prince of Persia - The Sands Of Time" 2.5
USA 2010

Sonne, Sand und Assassinen, aber die Frisur hält. Jake Gyllenhaal und Gemma Arterton tun in dieser Computerspielverfilmung vor allem eines: gut ausschauen. Gyllenhaal bemüht sich darüber hinaus auch sehr darum, ein Heldentum mit Augenzwinkern à la Captain Jack Sparrow zu geben, was ihm andeutungsweise gelingt. Produziert hat Jerry Bruckheimer. In den wichtigsten Nebenrollen sehen wir erfreulicher Weise Alfred Molina und Ben Kingsley. Der Plot? Ja, muss es auch geben.


10 Tim Burton: "Alice in Wonderland" 2.5
USA 2010

Mutmaßlich der schwächste Tim Burton-Film aller Zeiten (ich habe nicht alle gesehen). Lewis Carrolls Stoff wird hier auf obskure Weise zu einem Möchtegern-Fantasy-Epos verballhornt, in dem angesehene Darsteller Micky Maus-Charaktere darbieten (darunter: der schwächste Johnny Depp aller Zeiten). Schauspielerischer Lichtblick: Mia Wasikowska als den Kinderbeinen entwachsene Alice. Außerdem wird natürlich fürs Auge einiges geboten - selbst in der 2D-Version ist "Alice in Wonderland" ein ziemlich opulenter Film.


09 David Yates: "Harry Potter and the Deathly Hallows, Pt. I" 2.5
UK/USA 2010

Dieser Film, das muss man ganz ehrlich sagen, kann von Nicht-Harry-Potter-Insidern eigentlich kaum wirklich erfasst und somit nur schwerlich beurteilt werden. Es ist jener Film der Reihe, der am meisten voraussetzt und am wenigsten auflöst. Wenn man, so wie ich, den Stoff nur aus dem über viele Jahre verteilten Konsum der Filme kennt, gerät man hier etwas ins Straucheln. Was man aber wahrnimmt, ist, dass sich die bisher so lebendige Potter-Fantasy-Welt in eine kalte, empathielose Ödnis verwandelt hat, was aber laut Harry-Potter-Insidern die Atmosphäre der ersten Hälfte des letzten Rowling-Bandes sehr gut wiedergibt. Selbiges galt beim konkreten Kinobesuch übrigens leider auch für das Wiener Burgkino, wo man sich mitten in der kalten Jahreszeit die Heizkosten gespart hat.


08 Vadim Jendreyko: "Die Frau mit den 5 Elefanten" 3
CH/D 2009

Die Frau aus dem Filmtitel, das ist die im November 2010 verstorbene Swetlana Geier, eine der bedeutendsten Übersetzerinnen russischer Literatur ins Deutsche. Die "5 Elefanten", das sind die fünf großen Romane von Dostojewski, die Geier übersetzt und denen sie auch teilweise neue Titel verpasst hat. Dank ihr weiß man, dass "Schuld und Sühne" eine freie Übersetzung des Originaltitels ist, der eigentlich "Verbrechen und Strafe" lauten sollte. "Die Frau mit den 5 Elefanten" ist ein dokumentarisches Porträt dieser Literaturarbeiterin, das sie auf ihre Reise in die alte Heimat Ukraine begleitet. Diese musste sie als 20-Jährige im Jahre 1943 auf der Flucht vor Stalins System verlassen, weil sie zuvor als Übersetzerin für die deutschen Besatzer gerarbeitet hatte. Ein einfühlsamer und nachdenklicher Film, der mit den Worten der Protagonisten fast flehentlich (und nicht frei von Widersprüchlichkeit) die Macht der Literatur angesichts von historischer Barbarei und sonstigen Lebenswidrigkeiten beschwören will.


Fortsetzung folgt..

4 Kommentare:

Jatman hat gesagt…

Sie interessieren sich für Dostojewski?!
Dann möchte ich Ihnen diese Seite empfehlen:
http://dostojewski.npage.de/

Sarah hat gesagt…

Pahhh.. "Man who stare at goats" der Film muss alleine schon wegen des grenzgenialen Titels ganz unbedingt nicht auf den letzten Platz.

Männer die auf Ziegen starren- Auf Ziegen!

Und lustig war er auch.. ich meine, George Clooney schnappt über und lässt in der Wüste einen Haufen moslemische mutmaßliche Terroristen aus einem amerikanischen Gefängnis, die dann wie befreite Zootiere durch die Gegend laufen?

Du unterschätzt diesen Film.

Hannes hat gesagt…

Ich habe ihn auch ganz ok gefunden. Und, "Mars Attacks" ist definitiv eine der unlustigsten Komödien aller Zeiten und um einiges schwächer als "Alice". Zumindest Helena Bonham-Carter als Herzkönigin war amüsant und großartig besetzt.

Ein Winzer hat gesagt…

"Mars Attacks" habe ich mir vorsorglich nie angesehen. Aber viel schwächer kann das Skript auch nicht sein.

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