Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht.
Volksweisheit
Ernst Strasser ist ja in seiner politischen Karriere schon mit einigem glimpflich davon gekommen (man lese seine Biographie). Aber anscheinend wollte er dem Nervenkitzel nicht entsagen und hat sich auch in Brüssel wieder in gefährliche (und lukrative?) Gefilde begeben.
Das angebliche Aufdecken geheimdienstlicher Umtriebe ist hier (und hier) kolossal gescheitert. Strassers Rechtfertigung erscheint ziemlich kläglich. Eine Intrige von Karas? Geh bitte. Nicht vorstellbar, dass der wirklich die "Sunday Times" in Marsch gesetzt und dann auch noch zwei andere Abgeordnete reingerissen hat. Wie das belastende Video zeigt, hat sich Strasser entgegen seiner Rechtfertigung als Aufdecker auch nicht wirklich für den Auftraggeber seiner Gesprächspartner interessiert. Er war viel zu sehr damit beschäftigt, sich selbst als professionellen Lobbyisten darzustellen, der für seine Dienste fürstlich entlohnt zu werden pflegt. Dass sich die britischen Journalisten den gebürtigen Grieskirchner als Ziel gewählt haben, hat wohl kaum etwas damit zu tun, dass man ihn persönlich fertig machen wollte. Eher damit, dass man - aus welchen Gründen auch immer - der Meinung war, dass er das liefern wird, was man sich erwartet (so funktioniert nämlich Enthüllungsjournalismus).
Natürlich ist jeder politisch ernsthaft interessierte Österreicher, der noch alle Tassen im Schrank hat, froh, dass diese Karriere ein Ende gefunden hat. Aber der Flurschaden, den Strasser und seine beiden Mit-Ertappten (Abgeordnete aus Rumänien bzw. Slowenien) angerichtet haben, ist enorm. Die Glaubwürdigkeit des Europäischen Parlamentarismus (von einer echten Demokratie kann man bei der EU leider noch nicht wirklich sprechen) nimmt durch solche Affären schwersten Schaden. In krisenhaften Zeiten profitieren davon nur die Extremisten.
Die Union tut daher gut daran, über das Betragen der eigenen Parlamentarier nachzusinnen und Konsequenzen zu ziehen. Ernst Strasser spricht davon, dass er (in welcher Weise auch immer) für sieben Unternehmen tätig ist und ihm das jeweils 100.000 im Jahr einbringt (das ist übrigens genau der Betrag, den er laut Profil auch von Peter Hochegger erhalten haben soll, offensichtlich Strassers Standard-Honorar). Da sollten eigentlich sämtliche Alarmglocken schrillen. Eine eingehende Untersuchung der Strasser´schen Netzwerke durch die EU-Korruptionsbekämpfer ist das mindeste, was jetzt passieren muss. Aber eigentlich müssen bei solchen Vorwürfen ganz andere Stellen sofort mit Hochbetrieb ermitteln und alle erforderlichen Maßnahmen ergreifen (Strasser-Akten gibt es ja schon). Sonst besteht Verdunkelungsgefahr. Für Ernst Strasser gilt selbstverständlich die Unschuldsvermutung.
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