"Ihr wollt der Meister sein, ihr wollt der Meister sein??!" singen die LASK-Fans im Chor. Zu Recht. Erschreckend ist es und wahrlich nicht meisterhaft, was die Dosenbullen an diesem herbstlichen Sonntagnachmittag auf dem Rasen des Linzer Stadions auf der Gugl fabrizieren. Müde wirken sie, angeschlagen nach dem Europacup-Desaster gegen AEK Athen, mehr noch im Kopf als in den Beinen. Ganz anders der LASK. Trainer Daxbacher muss die richtigen Worte gefunden haben, muss seinen Spielern klargemacht haben, dass die Wals-Siezenheimer reif sind für die Ernte.
In der 11. Minute passiert, was sich von der ersten Minute an abzeichnet: Red Bull erliegt dem Schwung des LASK. Nach Vorlage des in den entscheidenden Momenten stets paraten Ivo Vastic genügt dem schwarz-weissen Angreifer Mario Mijatovic eine Drehung, um die ganze Dosenabwehr zum Zerbröseln zu bringen. Die Bullen-Fans, die sich eben noch mit "Vastic, du ********" selbst gefeiert hatten, verstummen urplötzlich. Vier Minuten später passiert den Athletikern allerdings eine Unachtsamkeit und Jezek kann zum vorübergehenden Ausgleich einnetzen. Belanglos! Der Elan der Linzer ist letztlich im Angesicht der Verdrossenheit der Mateschitz-Elf nicht zu bremsen. Mijatovic wird in der 25. Minuten von dem enorm starken Panis eingesetzt und bringt die Hausherren wieder in Führung. "Mija, du bist der LASKler der Herzen!" werden die Fans später skandieren. In der zweiten Hälfte dasselbe Bild: Red Bull ein Scherbenhaufen. Panis und "DJ" Dollinger setzen zwei Stück drauf. Vorlage jeweils: Ivica Vastic. Die Fans rufen "Ivo für Österreich!". Der LASK ist für die Gäste zu stark, bis in die Haarspitzen motiviert, vom ersten bis zum letzten Mann in Bestform. Auch Almedin Hota, der unermüdliche Rackerer im Linzer Mittelfeld, verkannt und wegen seines Hanges zu Fehlpässen so etwas wie der Reibebaum der eigenen Fans, wird nach seiner Auswechslung wohlwollend akklamiert. Am Ende betteln die Dosen um eine noch höhere Niederlage, es bleibt jedoch beim 1:4. "Ciao, Trapattoni, wir singen ciao, Trapattoni!" schallt es kurz vor Schluss von den Heim-Sektoren. "Wahrscheinlich muss man sich noch beim Gegner bedanken, dass sie nach vier Toren aufgehört haben," wird Red Bull-Torhüter Timo Ochs nach dem Abpfiff sagen.
Als ich fünfzehn war hatte ich einen besten Freund, der glühender Rapid-Anhänger war. An seinem 15.Geburtstag waren wir im Westsektor des Hanappi-Stadions als Rapid gegen die Austria mit 1:5 verlor, als zu allem Überfluss auch noch die VAPO-Meute laute Töne anschlug. So etwas wie die inverse Variante davon habe ich vorgestern erlebt. Der Fußball ist eine launische Diva. Manchmal hat man einfach Glück.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Halloween-Post 2024
Alex P. glaubt weiter an dieses Blog. Und dieses Jahr ist ihm zum Fest der Untoten ein besonders spannender Fund gelungen. Ein Band aus Arge...
-
Die Burgruine Altwartenburg befindet sich auf einem kleinen, mit Wäldern, Almen und Feldern bedeckten Hochplateau über Timelkam. Es ist ein ...
-
Es gibt tatsächlich Dinge, die weiß sogar das Internet (und damit auch die NSA) nicht. Das ist ja irgendwie tröstlich. Etwa, warum der Pálff...
2 Kommentare:
Danke für den Bericht. Ich war zwar gemeinsam mit Dir dort. Es ist aber wichtig, dass dieses Ereignis für die Nachwelt erhalten bleibt.
Es ist schon schön, wenn man als LASK-Anhänger einmal nicht mehr nur belächelt wird.
Mein Richter meinte vorgestern, wenn das so weitergeht, dann werden seine Austria und der LASK bald gegegeneinander um die Meisterschaft spielen. Der anwesende Staatsanwalt, ein fanatischer Rapidler, hat nur irgendetwas Dunkles gegrummelt..
Meine, an sich sehr nette, neue Kollegin aus dem Nebenzimmer wiederum wollte gerade zu einer Schmähung des LASK ansetzen, da äußerte ich: "Ich sage nur 4:1". Daraufhin sie: "Ich sage jetzt gar nichts mehr". Sie ist Red Bull-Fan.
Genießen wir es, solange es dauert. Der Fußball ist eine launische Diva.
Kommentar veröffentlichen