Feine E aus DK
People Press Play - dto. (Morr Music, 2007)
Da sitzen sie nun also auf dem Albumcover des selbstbetitelten Erstlings ihrer Neugründung People Press Play: Anders Remmer, Jesper Skaaning, Sara Savery und Thomas Knak. Zwischen ihnen: ein - scheinbar - langer schwarzer Tisch. Um sie herum: ein durch und durch weißer Raum. Sie wirken im Großen und Ganzen gelassen, entspannt, mit etwas Phantasie ist aber vielleicht ein leichter Anflug von Unruhe zu erkennen. Alles in allem aber kein Bild, das übermäßig aufwühlen würde. Assoziationen, die einem kommen können: Unaufgeregheit, Stylishness, Modernität, Sachlichkeit, Kühle. Vielleicht ein Arbeitstreffen kreativer Menschen?
"Worin wir hier wirklich gut sind, dass ist Langeweile", sagte der Kopenhagener Anders Remmer dieses Jahr einmal in einer einschlägigen Postille (De:Bug 114070807). Und weiters: Ja, die Musik, die er mache, höre sich vielleicht nach überhitztem Wohnzimmer und Wohlfahrtsstaat an, na und? So lebe man halt in Dänemark. Schließlich wird er noch mit dem Satz zitiert: "Und im Übrigen: Langeweile muss man können."
Ob nun das, was sich einem erschließt, wenn man den Albumdeckel mit den vier sitzenden Dänen hochklappt, wirklich als langweilig zu bezeichnen ist, sei jetzt einmal dahingestellt. Das hängt wahrscheinlich davon ab, was man unter Langeweile versteht und mit welcher Erwartungshaltung man an die Musik herantritt. Tatsache ist, dass es gekonnt ist. People Press Play entfalten ein zutiefst stimmiges und stimmendes elektronisches Sounduniversum, das sich einem bei jedem bewußten Hören mehr öffnet. Hinter dem scheinbar gleichförmigen Dahinziehen des Elektronikflusses und dem zeitweise einsetzenden, leicht sphärischen Gesang von Sara Savery verbergen sich erforschungswürdige Weiten, das offenbart schon das erste Reinhören. Allerdings: auf dem Weg dorthin lauern jene Momente, in denen man sich ertappt, wie man zu sich selbst sagt: "Laaangweilig". Da muss man durch. Aber es geht ja hier, frei nach Anders Remmer, um schöne, meisterhaft inszenierte Langeweile, die man in seinem Sinne als etwas recht Dänisches ansehen kann.
Im Ergebnis gibt es zwei Wege, "People Press Play" zu hören. Der eine ist die intensive Auseinandersetzung mit den beschriebenen Höhen und Tiefen. Der andere ist es, die Musik dieses Albums wie besagten schwarzen Tisch als stylishes Möbelstück in den Raum zu stellen, als Hintergund-Ambiente für andere Tätigkeiten. Beide Wege, so weit auseinander sie auch scheinen, lohnen.
Anspieltipps: "These Days", "Hanging On", "Studio"
Bewertung: 7 von 10 elektronischen Schwingungen.
Zum Gratis-Download von "Hanging On".
Zur MySpace-Seite der Band mit weiterer Musik zum Anhören (unter anderem das starke "These Days"!).
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