Sonntag, 8. Juni 2008

Horst Skoff

1990, das war Tennis pur. Das österreichische Davis Cup-Team kämpfte sich ins Halbfinale dieses Bewerbes, wo man nach heroischem Kampf, begleitet von einer Ohren betäubenden Kulisse in Wien, gegen die USA (mit André Agassi und Michael Chang) 2:3 verlor. Für uns Racket schwingende Jugend waren die rot-weiß-roten Asse natürlich die großen Vorbilder. Am meisten wurde der Boom des Filzkugeldreschens dabei in jener Zeit, in der Tenniskleidung sogar als so etwas wie modisch galt, von Thomas Muster verkörpert. Muster, das war dicht konzentrierte, gnadenlose Willenskraft, ein Fleisch gewordener Vektor, der nach oben, Richtung Tennis-Olymp, zeigte. Man wusste, dass er es weit bringen würde und man drückte ihm deswegen die Daumen. Er war die treibende Kraft hinter der Euphorie. Dann gab es noch Alex Antonitsch, ein wichtiger Ergänzungsspieler im Davis-Cup, weil Doppelspezialist, aber mehr schon nicht. Er verkörperte den Ethos der im Aussterben befindlichen Gattung des Serve-and-volley-Spielers. Und dann war da Horst Skoff.

Ein Jahr zuvor, 1989, hatte der Kärntner in einer denkwürdigen Begegnung im Davis Cup-Viertelfinale die Nummer Eins der Welt, die schwedische "Gummiwand" Mats Wilander, nach über 6 Stunden Kampf niedergerungen, 9:7 im fünften Satz. Dieses Spiel steht bis heute in den Geschichtsbüchern als längste Davis Cup-Partie seit Einführung des Tie-Breaks. Im Davis Cup, da schien Skoff zu seiner Höchstform aufzulaufen, da schien sein Wollen dem eines Muster vergleichbar. Ansonsten präsentierte er sich eher unbeständig. In seiner besten Zeit schaffte er es zwar bis auf Platz 18 der ATP-Weltrangliste, brillierte im Davis Cup und schnappte Thomas Muster ausgerechnet in der Wiener Stadthalle den Titel weg, dennoch stand er immer im Verdacht, ein schlampiges Genie zu sein. Seine weitausladende Vorhand war zwar eine begnadete Peitsche, aber zu oft flogen die gelben Bälle ins Netz oder ins Aus. Seine persönliche Disziplin hielt mit seinem Talent nicht ganz Schritt. So konnte er mit dem wütend kämpfenden Muster, der sich sogar nach schwerster Verletzung ins Spitzentennis zurückarbeitete, auf Dauer nicht mithalten, ein Umstand, der sicherlich für ihn zu einer weiteren Motivationsbremse wurde.

Aber gerade deswegen war dieser Horst Skoff als Widerpart zu Thomas Muster so wichtig. Die Ballmaschine Muster hatte für den Außenstehenden oft kaum mehr klar wahrnehmbare menschliche Konturen. Erst durch Skoff wurde das Davis Cup-Team von ´89 und ´90 zu einer runden Sache. Ich mochte ihn, weil er Züge eines tragischen Helden, eines Anti-Helden trug. Er konnte fighten, ja das konnte er, und man würde ihm sicher Unrecht tun, wenn man ihm unterstellte, dass er nicht auch hart für seinen Erfolg gearbeitet hat, aber das Fehlerhafte und das Glorreiche lagen bei ihm eben sehr nah beieinander. So ein Spieler taugte aber - bei allem geschuldeten Respekt für dessen Leistungen - als Identitätsfigur für mich fast mehr als ein Thomas Muster.


R.I.P.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich war überrascht, dass neben Gusenbauer und den ganzen politischen Konsorten auch Thomas Muster berührende Wort zum Tod Horstis gefunden hat, die sogar tatsächlich einigermaßen ehrlich geklungen haben.
Neben den Erfolgen, die die drei Musketiere Muster, Skoff und Antonitsch gefeiert haben, hat es ja leider öfters auch irrwitzige Tiraden darüber gegeben, ob jetzt Muster und Skoff gemeinsam im Davis Cup antreten, oder ob sie sich doch zu sehr hassen, um beide im Team spielen zu können.
Horsti war jedenfalls bei mir und meinen Freunden immer ein Thema. Wir haben immer gerätselt, mit welchen Computerspezialisten er geschlafen hat, um trotz der vielen Erstrundenniederlagen in der ATP-Weltrangliste immer so weit oben bleiben zu können. Auch seine Beziehung zu Miss World Ulla Weigerstofer hat für Gesprächsstoff gesorgt. Und letztlich sein cooler Abgang vom Tenniszirkus, als er von der ATP wegen einer zu Unrecht ausgesprochenen Dopingsperre Millionen an Schadenersatz wegen Verdienstentgangs kassiert hat, auf den er, wenn er wirklich in der Zeit gespielt hätte, nie gekommen wäre. Für mich war und ist Horst Skoff jedenfalls der Falco des Tennissports.

Ein Winzer hat gesagt…

Horst Skoff als Falco des Tennis find ich gut! Nur, dass er nie die US-Open gewonnen hat..

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