Freitag, 15. Juli 2011

Irgendwann ist Schluss

Tabak ist bei regelmäßigem Konsum gesundheitsschädlich und macht abhängig. Wer in Gegenwart anderer raucht, setzt seine Mitmenschen wissentlich giftigen Substanzen aus. Im Gegensatz zum Autofahren, wo dies auch geschieht, ist Rauchen reines Privatvergnügen, das keine gegenwärtig unersetzliche Rolle in unserem wirtschaftlichen und gesellschaftlichem Gefüge spielt.

Da könnte man ihn doch eigentlich ganz verbieten! Die neuseeländische Gesundheitsministerin Tariana Turia träumt von einer "idealen Welt", in der Tabak (also konsequenter Weise: Einfuhr, Handel, Besitz) verboten ist.

Abgesehen davon, dass einem Politiker, die von einer "idealen Welt" schwafeln grundsätzlich suspekt sein dürfen und meines Erachtens auf der Stelle abgesetzt gehören, liegt hier eine Anmaßung staatlicher Autorität vor, die nicht unwidersprochen bleiben darf.

Ja, Rauchen ist gefährlich und in gewissem Sinne anti-sozial, sofern es gegen Mitmenschen gerichtet wird. Aber, es gibt einen Punkt, an dem das Gewicht des kollektiven Interesses nicht mehr so schwer wiegen kann, dass es die Freiheit des Einzelnen beschneiden darf. Wenn Rauchen an öffentlichen Orten verboten ist (was es sein soll), der Verkauf von Tabak an Jugendlichen streng geahndet wird (was ebenfalls sein soll) und aus Gründen des Jugendschutzes Zigarettenautomaten verboten sind (was ebenfalls richtig ist), dann gibt es keine überzeugenden Gründe mehr, die Verbotssphäre noch weiter auszuweiten.

Wie will man hier argumentieren? Dass sich Raucher möglicherweise selbst gefährden? Da ließen sich Hunderte sozial anerkannte Verhaltensweisen anführen, für die das ebenfalls zutrifft, vom Trinken über das schon erwähnte Autofahren bis zum Bergsteigen. Dass sie andere gefährden, die sich dagegen nicht zur Wehr setzen können? Wohl kaum, wenn man die erwähnten Verbote wirklich umsetzt. Dass sie ungesund leben und damit das Sozialsystem belasten? Dem kann man sicherlich auf andere Weise entgegenwirken, wobei immer klar sein muss: Der Staat darf nicht zum totalitären Volksgesundheits-Erzwinger werden!

Ein totales Tabakverbot ist aber nicht nur von Haus aus unverhältnismäßig, eine derart verbreitete und traditionsreiche Kulturdroge zu verbieten, ist zusätzlich mit weiteren, schwer abschätzbaren Risiken verbunden: Wie allgemein bekannt sein dürfte, zieht jedes verbotene Suchtmittel eine kriminelle Szene im Schlepptau, die von seinem darob risikoreichen, aber lukrativen Handel profitiert. Und: Wer sich seine Tschick beim Drogendealer holen muss, der ist in hoher Gefahr, dass er beim nächsten Mal auch andere Produkte aus dessen Sortiment ausprobiert.

Schließlich würde ein Verbot des Tabakkonsums diesem einen Nimbus wiedergeben, den man ihm erst mühsam abringen musste: nämlich den, ein Symbol der Freiheit zu sein.

"In dubio pro libertate", das muss letztlich auch beim Tabakkonsum gelten. Irgendwann ist für jede Verbotsspirale Schluss.

1 Kommentar:

Hannes hat gesagt…

Wie immer sehr klug. Zumal Alkohol sehr viel mehr menschliches Leid verursacht als der Tabak (und das sage ich als Nichtraucher!). Lg.

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