Portugiesischer Theologe und Prediger gegen die im 13. Jahrhundert um sich greifende Ketzerei, den es nach Italien verschlug, wo er es zum Ordensprovinzial der Franziskaner brachte, ehe er 36-jährig in Padua verstarb. Schon zu Lebzeiten vom Volk verehrt. Im Zuge seines bekanntesten Wunders wurde er von der ketzerischen Bevölkerung von Rimini vollständig ignoriert, woraufhin er erfolgreich zu den Fischen im Hafen predigte (falls das kein Wunder war, dann haben wir es hier wenigstens mit fantastischer PR-Arbeit zu tun). Schutzpatron für das Wiederauffinden verlorener Gegenstände sowie Patron der Schweinehirten und Sozialarbeiter. Ist bis heute die schnellstkanonisierte Person der katholischen Kirchengeschichte - zwischen seinem Ableben und seiner Heiligsprechung vergingen lediglich elf Monate. In Padua befindet sich ein beeindruckender Dom, der in seinem Namen geweiht ist.
B wie Burano
Zauberische kleine Insel im Norden der Lagune von Venedig. Sieht aus, als hätte meine Freundin Sarah sie erfunden: Keine Autos, schnuckelige Kanäle, in allen Farben des Regenbogens gestrichene Häuser und jede Menge Katzen. Wir hatten das Glück, an einem Sonntagabend mit einem der letzten Boote dort vorbei zu schauen. Burano glänzte im Licht der untergehenden Sonne und gehörte ganz den freundlichen alten Signoras und neugierig blickenden Vierbeinern.
C wie Chiuso
Dass Museen montags oftmals geschlossen haben, dürfte bekannt sein. Dass ich ausgerechnet an unserem letzten Venedig-Tag die venezianischen Exterieurs so weit gesehen hatte, dass ich mich ins Innere der Ausstellungsräume wagen wollte, dies aber eben ein Montag war, das war schlicht Pech. Wirklich bitter aber war, dass auch die Biennale die Montagsregel befolgt.
D wie Doge
Höchstes Amt in der "Serenissima Repubblica di San Marco", jenes Staatswesens, das über Jahrhunderte den Mittelmeerraum beherrschte. Petrarca nannte den Dogen allerdings den "verherrlichten Sklaven der Republik". Denn dieser durfte kaum einen Schritt machen, ohne von den zahllosen anderen Institutionen dieses Gemeinwesens überwacht zu werden. Nicht einmal seine Post durfte der arme Kerl alleine öffnen. Die Republik Venedig war ein unglaublich komplexes Gebilde der "Checks and Balances", in dem die mächtigen Adelsfamilien, die den Staat dominierten, in einer Unzahl von Ämtern und Verfahren in einander verstrickt waren. Das beherrschende Prinzip war dabei das gegenseitige Misstrauen. Man kann erahnen, wie oft die berüchtigte Geheimpolizei so zum Werkzeug von Intrigen geworden sein muss. Sie saß in den versteckten Hinterzimmern des "Palazzo Ducale", des prächtigen Dogenpalastes an der Piazza San Marco.
E wie Eugeneer
Halbmythisches Volk, das laut Livius vor den Venetern den Veneto bewohnte und von diesen, im Bündnis mit Troja, Richtung Verona vertrieben worden sein soll. Namensgebend für die Colli Eugenei, eine Gruppe von äußerst reizvollen, kegelförmigen Hügeln vulkanischen Ursprungs im Süden der Stadt Padua.
F wie Friedhofsinsel
Die Isola San Michele liegt nördlich des fischförmig in der Lagune platzierten historischen Zentrums von Venedig. Per Vaporetto (siehe V.) ist sie tagsüber rasch und mühelos zu erreichen. Auf San Michele befindet sich nichts außer dem zum Zentrum gehörigen Friedhof. Einige berühmte Persönlichkeiten sind in Venedig verstorben und daher hier begraben, darunter Ezra Pound, Joseph Brodsky (mit Hüten am Grab), Luigi Nono, Sergej Djagilew (mit Balletschuhen am Grab) und - als berühmtester hier Ruhender - Igor Strawinsky.
G wie Gold
Die Venezianer hatten und haben ein Faible für alles Güldene. Einst wurde der gesamte Stadtadel in ein "Goldenes Buch" eingetragen, nur wer hier aufschien, durfte die Geschicke der Republik mitbestimmen. Das Ca´d´Oro, das "goldene Haus" am Canal Grande gilt als einer der schönste Palazzi der Stadt. Gold wohin man blickt auch in der repräsentativen Basilica San Marco am Markusplatz, hier stand der byzantinische Einfluss Pate. Und schließlich ist da auch noch der "Goldene Löwe", der jedes Jahr bei den Biennale-Filmfestspielen am Lido (s. S) vergeben wird.
H wie Herrschaft
Am Höhepunkt seiner Macht beherrschte die Markusrepublik ein Großreich, das von Oberitalien bis Zypern reichte und dominierte den Mittelmeerraum wirtschaftlich. Angefangen hat alles mit Privilegien des Hl. Römischen Kaisers sowie des Kaisers von Byzanz, wodurch Venedig zur Maklerin sämtlicher Handelsgeschäfte zwischen dem kaiserlichen Europa und dem Orient wurde. Konsequent und skrupellos wurde die Machtposition ausgebaut. Gegenspieler wurden durch Seeblockaden erpresst, es wurde Sklavenhandel getrieben, die Küstenwälder der Adria fielen dem Holzhunger der Republik zum Opfer, feindliche Städte wurden zerstört. Schließlich fiel man im Vierten Kreuzzug der alten Schutzmacht Byzanz heimtückisch in den Rücken und ließ diese plündern. Zum Niedergang Venedigs führte schließlich der Entdeckung neuer Handelswege und der daraus resultierenden Aufstieg der europäischen Kolonialmächte sowie der Aufstieg des Osmanischen Reiches. 1797 ergab sich Venedig Napoleon kampflos. Was bleibt sind die prächtigen Palazzi, Kirchen und Brücken Venedigs und natürlich der Markusplatz, sinnfälliger Ausdruck der Macht der Republik auf ihrem Höhepunkt.
I wie Inseln
Das Zentrum Venedigs, das sind (je nach Zählweise) ca. 118 eng bei einander liegende Inseln. Im Laufe der Jahre wurde eifrig aufgeschüttet, es wurden ganze Wälder abgeholzt um mittels Holzstämmen Fundamente zu schaffen, es wurden Brücken gebaut, um die Inseln mit einander zu verbinden. So pappte man Venedig zusammen. Aber Venedig wäre nur halb so viel wert (s. U), ohne die Inseln, die in der Lagune (s. L) verstreut liegen - manche in unmittelbar Nähe des centro storico gelegen, andere eine ordentliche Bootsfahrt entfernt. Wenn also das Gewühl in Venedigs Mitte zu sehr anstrengt, dann sollte man nicht zögern, ein Wasserfahrzeug zu besteigen und einfach hinaus zu schippern.
J wie Jüdisches Ghetto
Im Stadtteil Cannaregio gelegen. Mit einem eigentümlichem Charme versehen. Es gibt ungewöhnlich schlichte Fassaden, koscheres Essen und einige wenige Verbliebene der einstmals großen jüdischen Gemeinde von Venedig.
K wie Kanäle
In Venedig jede Menge. Mit entsprechend vielen Brücken. Venedig ist alles andere als barrierefrei und wird wohl auch bis auf weiteres so bleiben. Das sollte vielleicht auch einmal jemand den in Jesolo urlaubenden Wiener Familien sagen, die für einen Tagesausflug mit Kinderwagen und Kegel nach Venedig kommen und dann fluchend die Brücken blockieren.
Fortsetzung folgt
4 Kommentare:
Fleet !!!
Könnte es vielleicht sein, dass du an einer seltenen Form der Legasthenie leidest, bei der beharrlich Fleete mit Kanälen verwechselt werden? Falls ja, erhebe ich Anspruch darauf, der wissenschaftliche Entdecker zu sein. An einem Namen für das Leiden arbeite ich noch. Hamburg-Syndrom käme in Betracht.
Kanal !!!
Interessante Reiseführer. Alle diese Orte sind auf jeden Fall sehenswert.
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