Man könnte dem jetzt entgegnen, ich sei selber schuld, weil einen schließlich niemand zwingt, die glimmende Kiste einzuschalten, anstatt zB die Metamorphosen des Ovid, die Sonette von Shakespeare oder die Romane von Tolstoi zu lesen. Das ist richtig. Auch könnte man einwenden, dass drüben in Amerika und auch jenseits des Ärmelkanals hochklassige Fernsehserien produziert werden, die zwar im heimischen Fernsehprogramm nicht oder nur zu Unzeiten laufen, die man sich aber sehr wohl anschaffen und über den DVD-Player oder den Rechner zu Gemüte führen kann. Auch das ist korrekt. Schließlich kann man mit voller Berechtigung darauf verweisen, dass es Sender wie 3Sat oder ARTE gibt, die mit Kultur, Arthouse-Filmen und Dokumentationen nicht geizen.
Aber so einfach ist das nicht, wenn man arbeitsabends müde heimkommt. Da will ich vielleicht einfach schnell gut unterhalten werden, ohne dass deswegen das Niveau gleich ins Bodenlose fallen muss.
Vor diesem Hintergrund habe ich mich über den ersten Teil von "Sherlock" gefreut. In dieser BBC-Miniserie wird der gute, alte Meisterdetektiv Sherlock Holmes samt dem ihn umgebenden Personal in die Gegenwart versetzt. Benedict Cumberbatch porträtiert ihn als junge, coole, einigermaßen unheimliche Intelligenzbestie mit durchaus soziopathischen Zügen - eine Idealbesetzung. Martin Freeman gibt einen lakonisch anmutenden Dr. Watson, der hier ein eben aus Afghanistan heim gekehrter Militärarzt ist. "Sherlock" gelingt es, die vertraute Atmosphäre der Welt der Doyle-Romane in die Gegenwart zu transformieren, ohne dass es irgendwie unpassend oder anachronistisch erscheint. Sherlock Holmes darf hier ganz abgehobener Intellektueller sein, der mit wissenschaftlichem Blick analysiert und messerscharfe Schlüsse zieht. Natürlich ist auch das Dramatische, das Turbulente und das Komische dabei, aber dieser Holmes ist keine hüpfende Comicfigur wie das Pendant in der jüngsten Hollywood-Produktion. In Punkto Neuinterpretation des legendären Meisterdetektivs schlägt Cumberbatch Downey Jr. um Längen. Und auch der trockene britische Witz steht diesem Holmes besser zu Gesicht.
Die BBC beweist hiermit wieder einmal, wie es geht, Unterhaltung und Anspruch zu vereinen. Zweiter Teil am Sonntag 21.45, ARD.
2 Kommentare:
Was ich unerträglich finde, ist das Verschieben des Sendeplatzes der Comedy Serien in den Hauptabend, damit sich nur ja kein Sender mehr Gedanken mehr machen muss, zur Abwechslung einmal einen Qualitätsfilm ins Hauptabendprogramm zu nehmen.
Wenn ich Charlie Sheen treffe, ertränke ich ihn dafür in einer Wanne Tigerblut!
Britische Serien und vor allem Britcoms sind ohnehin das Nonplusultra. Wobei, und das sage ich ohne das übliche prätenziöse Nasenindieluftstecken der selbsternannten Kulturkenner, man unbedingt die Originalsprache wählen sollte wenn es nur irgend wie geht.
Tipps (Comedy), ohne besondere Reihenfolge:
- Spaced
- Black Books
- Peep Show (kurz gewöhnungsbedürftig, wird großartig)
- Coupling
- Red Dwarf
- The Brittas Empire (ein Geheimtipp, finde ich genial)
- The IT Crowd
- Extras
- Men Behaving Badly
Für Fortgeschrittene gibt's dann noch Blackadder.
Das sollte für's Erste reichen ;)
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