Dienstag, 21. Mai 2013

Song Contest

Das ist so ein "Aha"-Effekt: du denkst, dass du einfach einmal so locker in ein paar Tagen um ganz Wien herum gehen kannst. Und am Ende des ersten Tages denkst du: "Aha." Nicht, dass ich nicht ein wenig davon beeindruckt wäre, dass ich gestern am frühen Vormittag in Hadersdorf am westlichen Rand der Stadt losgegangen und am frühen Abend, unter anderem nach diversen, recht weit ausgreifenden Schlenkern durch den Lainzer Tiergarten, am Verteilerkreis in Favoriten angekommen bin und somit an einem Tag über dreißig Kilometer hinter mich gebracht habe. Ich glaube ja nicht, dass ich schon einmal so viel gegangen bin. Das ist aber auch der Grund, warum ich das hätte trainingsmäßig besser vorbereiten sollen. Ein paar leichtere Wanderungen im letzten Jahr und ein paar Wochen regelmäßiges Laufen zum Konditionsaufbau reichen einfach nicht. Dabei war heute gar nicht die Kondition das Problem, vielmehr sind es die Muskeln, die mir jetzt entgegen schreien: "Tu das nie wieder!"

Ich will daher jetzt auch gar nicht weiter über die Details dieses ersten Tages berichten, denn ich möchte das gerne - zumindest für heute - abschließen.

Daher belästige ich euch lieber mit ein paar Gedanken, die mir gestern am Morgen nach dem Aufstehen gekommen sind. Auch hier geht es freilich um das Thema "enttäuschte Erwartungen", konkret um den Song Contest (jawohl!). Bekanntlich spielt bei dieser alljährlich quer durch die meisten Medien gehypten Veranstaltung die "Qualität" (sofern der Ausdruck statthaft ist) der Darbietungen nicht die herausragende Rolle, vielmehr hat die transnationale Punktevergabe neben dem Einfluss migrantischer Bevölkerung auch recht viel mir wechselseitigen Sympathien und Antipathien zwischen den europäischen Nationen und emotionalen regionalen Allianzen zu tun. Bekannt ist außerdem, das Österreich regelmäßig nichts reißt.

Das stimmt nachdenklich. Mag uns Europa nicht? Im Selbstbild sind wir ja durchaus gesellige, amüsante und vor allem natürlich gastfreundliche Leute. Die meisten Untersuchungen, die mir aus der Vergangenheit geläufig sind, sprechen auch davon, dass die ÖsterreicherInnen zumindest gegenüber zahlenden Gästen als zuvorkommend gelten. Feindseligkeit erlebt man im Ausland als Österreicher auch nicht. Ich habe im Gegenteil schon erlebt, dass sich die Stimmung auf der Gegenseite umgehend bessert (etwa in Frankreich), wenn sich herausstellt, dass man kein Deutscher ist.

Noch dazu befinden wir uns doch am geographischen und mentalitätsmäßigen Schnittpunkt der großen europäischen Sprach- und Kulturkreise. Prädestiniert uns das nicht für weitreichende Sympathien?

Ich stelle jetzt mal die kühne These auf, dass genau das ein Teil des Problems ist. Der Österreicher wird womöglich zu oft als der etwas skurrile Cousin wahr genommen, dem man sich schon verbunden fühlt, dem man aber auch nicht wirklich nahe steht. Man mag uns vermutlich wirklich fast überall, aber man liebt uns nicht. Damit kann man aber ganz gut leben, finde ich.

Keine Kommentare:

Halloween-Post 2024

Alex P. glaubt weiter an dieses Blog. Und dieses Jahr ist ihm zum Fest der Untoten ein besonders spannender Fund gelungen. Ein Band aus Arge...