2015 war das Jahr, in dem ich das Blog fast still gelegt habe. Die Betonung liegt auf fast. Weil es so viele wichtigere Aufgaben im Leben gibt, schreibe ich jetzt nur mehr, wenn es für mich gerade wirklich passt.
Davon waren auch die Monatsmeister betroffen, die ich hier monatlich präsentiert habe. Was so ein Monatsmeister ist und wie der zustande kommt, habe ich ja schon öfter erklärt, hier zum Beispiel.
In der zweiten Hälfte des Jahres bin ich mit dem Vorstellen der Monatsmeister ganz in Verzug geraten und habe, abgesehen vom verspäteten Juni, keinen mehr gewürdigt. Nachdem derjenige vom Juli wegen meiner langwierigen Erkrankung ganz ausgefallen ist, bleiben vier Monatsmeister, die ich noch nicht vorgestellt habe.
Das tue ich jetzt, wenn auch eher kursorisch.
Monatsmeister des Monats August 2015
Von Spar - Chain Of Command
Köln, Deutschland
Gewonnene Ränge: +8
Wer hat eigentlich das Sagen und warum? Wer hat noch die Kontrolle? Wie lange noch? Fragen, die das Internet und die Welt umtreiben. Auch diesen Song irgendwie, vielleicht. Aber das erklingt hier ohne jeden Furor, gar nicht dringlich. Sanft-melancholisch treibt es in unwiderstehlichem Elektro-Soul-Pop-Gewand dahin. Von Spar sind freilich sowieso ein Enigma, was klare Ansagen und Richtungen betrifft. Sie wollen nur spielen. Aber, super, immerhin erklären sie uns hier genau, wie sie das machen.
Monatsmeister des Monats September 2015
Aero Flynn - Dk/Pi
Eau Claire, Wisconsin
Gewonnene Ränge: +1
Der glänzend ausproduzierte Indiepopsound, zumal angereichert mit viel Elektronik, macht es einem heute nicht mehr leicht. Zu sehr ist er der Kommerzialisierung, ist er der Verwertungsmaschinerie der Konsumgesellschaft, etwa des Werbefernsehens (für die, die das noch sehen) anheim gefallen. Wenn dann einer, der es in der hohen Zeit dieser Musik aus persönlichen Gründen vorgezogen hat, kein Star zu werden, doch noch mit einem neuen Album hinterherkommt, ist das einerseits spannend, macht aber auch skeptisch. Aber, siehe da, es gibt Zukunft.
Monatsmeister des Monats Oktober 2015
Prince - FUNKNROLL (Chris Lake Edit)
Minneapolis, Minnesota
Gewonnene Ränge: +7
Mit Prince kann ich bislang nicht viel anfangen. Weder mit der Person. Noch mit der Musik. Aber zum Glück gibt es die Kunst des Remixes und die hat das ziemlich abgeschmackte, alle möglichen schlechten Klischees der Dancemusik zitierende und dabei auch noch öde Stück "FUNKNROLL" vom letzten Prince-Album in etwas Interessantes und vor allem das Hüftwackeln Induzierendes verwandelt. Der schottische House- und Hitproduzent Chris Lake zeichnet dafür verantwortlich. Leider will das Plattenlabel von Prince keine Verbesserungen hören und hat das Stück mittlerweile aus dem Internet geworfen. Tja.
Monatsmeister des Monats November 2015
Buck Owens & His Buckaroos - I´ve Got A Tiger By The Tail
Bakersfield, Kalifornien
Gewonnene Ränge: +5
Ich will ja eigentlich nicht materialistisch klingen, aber ein paar der schönsten Kindheitserinnerungen verbinden sich schon auch mit dem völlig überraschenden Beschenktwerden. Nämlich, wenn sich das Beschenktwerden als absoluter Glücksfall und Horizonterweiterung herausgestellt hat. So geschehen vor langer Zeit, als mir mein Vater einmal völlig unterwartet eine Box mit Country & Western - LPs (ja, solange ist das her) mit nach Hause brachte. Ein Spontankauf. Und da war Buck Owens dabei, der Altvater des Bakersfield Sound. Schnörkellos, kraftvoll, schön und gut nach all den Jahren.
Mittwoch, 30. Dezember 2015
Dienstag, 22. Dezember 2015
In Concert # 53: Giant³ Sand, 28.11.2015, Posthof, Linz
"Giant³ Sand: 30th Anniversary Tour" prangte auf den Ankündigungen. Drei Dekaden sind es schon, in denen ein kleines musikalisches Universum durch die Welt zieht. Giant Sandworms hieß das ganz zu anfangs einmal, Giant Sand die längste Zeit, dann Giant Giant Sand, jetzt Giant³ Sand. Egal, bei all den fließenden Mutationen des Namens wie des Stils steht doch einer ganz fest im Gravitationszentrum des Projekts: Howe Gelb. Sein geistiges Produkt, geschaffen mit wechselnden Kollaborierenden ist es, das uns hier begegnet.
Dabei erscheint Howe Gelb, leiblich geboren in Pennsylvania und musikalisch geboren in Tucson, Arizona, im äußeren Auftreten weniger als Bandleader, denn eher als das ideelle Oberhaupt einer Familie, eines Freundeskreises, mit dem er musikmachend durch die Lande zieht. Auf dem Cover des aktuellen Giant³ Sand-Albums "Heartbreak Pass" (New West, 2015) reihen sich elf Personen und ein Baby aneinander, von der Vorderseite des Albums bis zur Rückseite. Jeder hat seinen Platz, seine gebührende Rolle, in der Mitte steht Howe Gelb. Aufgenommen wurde das Foto laut Angabe in Luzern, Schweiz, also auf einer Tour. Im Hintergrund: Wohnwaggons wie auf dem Wohnplatz eines fahrenden Zirkus. Thematisch kreist das Album denn auch stark um private Fragen des Herumfahrens, des Abschiednehmens und des Heimkommens.
Als wäre sein eigener Tross noch nicht genug, hat Giant³ Sand im Posthof auch viel Support dabei, der sich allerdings, wie wir sehen werden, mit dem Tross überschneidet.
Zunächst aber eröffnen All The Luck In The World um 20.00 Uhr den Abend. Mit Arizona haben sie weniger am Hut, sie kommen aus Irland. Die drei Neunzehnjährigen spielen einschmeichlerischen Folk. Sie finden den Großen Saal des Posthof ob seiner Größe unheimlich (sagen sie) und die Stille im Publikum bemerkenswert (bemerken sie und es ist wohl als Kompliment gemeint, weil es bedeutet, dass man ihnen auch zuhört). Sie wirken schüchtern und nett. Das Publikum applaudiert aufbauend. Ihre Instrumente beherrschen sie auch, sie gewinnen an Sicherheit. Es ist sehr wohlklingende Musik, die da ertönt, man kann sich ihr schwer entziehen. Ich habe aber auch das Gefühl, dass ich mich ihr doch irgendwann entziehen sollte, weil da doch zu viel gesangliche Glätte und süßer Pathos mitspielt, was auf Dauer den Magen verdirbt. Als warnendes Beispiel wird dann auch der große Hit der Truppe ans Ohr geliefert, mit dem ein Reiseportal-Anbieter im Werbefernsehen in Dauerschleife nervt. Conor Oberst trifft Casting-Show. Werbefernsehenindiefolkpop halt. Kann man den Burschen natürlich nicht wirklich vorwerfen, muss aber keine Dauerschleife werden.
Bei Brian Lopez & Gabriel Sullivan ändern sich Auftreten und Tonfall. Zwei Herren mit schicken, dunklen Westernhüten, schicken, dunklen Westernanzügen und Westerngitarren, die sich synchron zueinander an der Bühnenfront betätigen. Nichts äußerst Alleinstellendes, jedoch ein sehr schöner und kraftvoller Sound, der stilsicher Stimmung schafft und auf den Hauptact hinführt. Roots-Musik des amerikanischen Südwestens mit modernerer, rockiger Schlagseite und über den Rio Grande hinwegweisend. Eine sehr getreue Darbietung von "The Ghost of Tom Joad" ("a song by Bruce Springsteen", für alle, dies nicht wissen sollten) steht in der Mitte des Sets.
Es ist schon 21.45 und da betritt dann Howe Gelb und somit Giant³ Sand die Bühne. Er setzt sich zuerst ans Klavier, nur einen Schlagzeuger hat er dabei. Derart reduziert geht es los, ruhig, etwas minimalistisch, versonnen. Es ist jene Art der Giant Sand - Musik, die er auf den Liner-Notes des Albums "Heartbreak Pass" (New West, 2015) als "Volume 3" und als den "blessed curse of the indie transponder" bezeichnet (im Gegensatz zu Vol. 1, "the loud and lucky abandon" und Vol. 2, "what they call Americana these days"). Piano-Klimpern, introvertiert-jazzig. Musik, die Aufmerksamkeit fordert und fördert. Das Publikum will aber eher Gitarren. Es fordert diese nach einiger Zeit lautstark ein und Howe Gelb, nicht beleidigt, sondern eher verschmitzt schauend, greift zu selbiger. Unterstützung erhält er von Brian Lopez sowie Gabriel Sullivan und bald ist eine ganze siebenköpfige Band auf der Bühne. "Pen To Paper" ertönt schön in Szene gesetzt, eigentlich noch ein Vol. 1-Stück. Nun aber entfaltet sich die ganze Live-Glorie von Giant³ Sand. Schöne Harmonien, ein traumwandlerisches, beschwingt-sicheres Zusammenspiel der Musiker und über allem die charakteristische wie souveräne Stimme von Howe Gelb. Im Unterschied zur Platte "Heartbreak Pass" (New West, 2015) gibt es hier - zumindest zunächst - keine Sängerin. Aber die anwesenden Akteure entfalten auch so einen hohen Variantenreichtum, der in einer Vielzahl souverän gemeisterter Stile mündet. Dabei bleibt aber eine verbindende Grundstimmung unter der Führung des Bandleaders immer gewahrt. Hier wird uns die hohe Kunst vorgeführt, etwas nicht zusammengewürfelt klingen zu lassen, ihm eine verbindende Seele zu geben und doch hohe Abwechslung zu bieten.
A propos Seele. Auf dem schon mehrfach erwähnten neuen Album (das ich empfehlen kann, auch wenn es an die Liveperformance nicht herankommt) wird ja die allerletzte Nummer "Forever And Always" von Howe Gelb gemeinsam mit seiner Tochter Talula intoniert. Letztere ist erst zwölf und kann daher nicht auf Tour dabei sein. Aber die Gelb-Familie hat ein zweites As im Ärmel: Howes Tochter Patsy Jane. Sie kommt vom Merchandise-Stand herbei und ist bei "Forever And Always" und weiteren Stücke engagiert. Sie braucht etwas, groovt sich aber hinein. Und dann, Überraschung, darf sie ganz übernehmen. Patsy´s Rats heißt die nun schon vierte Band an diesem Abend, besteht aus der Namensgeberin sowie einem Mitmusiker und heizt zwischen drin mit Westküsten-Power Pop ordentlich ein. Der Papa sieht es mit zufriedenem Gesichtsausdruck aus der Publikumsperspektive. Zurück auf der Bühne hat er nur eine Frage "Any questions?" Ja, einer will wissen, wer denn die Mutter von Patsy Jane ist und Howe Gelb sagt es uns.
Es geht schon fast gegen Mitternacht, da ist der Gelbsche Wanderzirkus vorüber. Kurzweilig war es und die Musik war eigentlich immer gut. Selten einmal ist die Zeit bei einem so langen Konzert so mühelos vorüber geflogen, war da gar kein Moment da, in dem ich auf die Uhr blickte. Selten waren hier Leute zu Gast, die musikalische Versiertheit im Spiel derart mit sympathischer Authentizität im Auftreten vereinten.
Nur eine traurige Mitteilung hat der gut gelaunte Howe Gelb seiner Fangemeinde noch zu machen: diese Jubiläums- soll auch die letzte Tour sein für Giant Sand. Er wolle sich auf das Piano konzentrieren. Nun, auch wenn manchen die Vorstellung nicht gefallen mag: sehen wir es einfach als weitere Mutation.
Dabei erscheint Howe Gelb, leiblich geboren in Pennsylvania und musikalisch geboren in Tucson, Arizona, im äußeren Auftreten weniger als Bandleader, denn eher als das ideelle Oberhaupt einer Familie, eines Freundeskreises, mit dem er musikmachend durch die Lande zieht. Auf dem Cover des aktuellen Giant³ Sand-Albums "Heartbreak Pass" (New West, 2015) reihen sich elf Personen und ein Baby aneinander, von der Vorderseite des Albums bis zur Rückseite. Jeder hat seinen Platz, seine gebührende Rolle, in der Mitte steht Howe Gelb. Aufgenommen wurde das Foto laut Angabe in Luzern, Schweiz, also auf einer Tour. Im Hintergrund: Wohnwaggons wie auf dem Wohnplatz eines fahrenden Zirkus. Thematisch kreist das Album denn auch stark um private Fragen des Herumfahrens, des Abschiednehmens und des Heimkommens.
Als wäre sein eigener Tross noch nicht genug, hat Giant³ Sand im Posthof auch viel Support dabei, der sich allerdings, wie wir sehen werden, mit dem Tross überschneidet.
Zunächst aber eröffnen All The Luck In The World um 20.00 Uhr den Abend. Mit Arizona haben sie weniger am Hut, sie kommen aus Irland. Die drei Neunzehnjährigen spielen einschmeichlerischen Folk. Sie finden den Großen Saal des Posthof ob seiner Größe unheimlich (sagen sie) und die Stille im Publikum bemerkenswert (bemerken sie und es ist wohl als Kompliment gemeint, weil es bedeutet, dass man ihnen auch zuhört). Sie wirken schüchtern und nett. Das Publikum applaudiert aufbauend. Ihre Instrumente beherrschen sie auch, sie gewinnen an Sicherheit. Es ist sehr wohlklingende Musik, die da ertönt, man kann sich ihr schwer entziehen. Ich habe aber auch das Gefühl, dass ich mich ihr doch irgendwann entziehen sollte, weil da doch zu viel gesangliche Glätte und süßer Pathos mitspielt, was auf Dauer den Magen verdirbt. Als warnendes Beispiel wird dann auch der große Hit der Truppe ans Ohr geliefert, mit dem ein Reiseportal-Anbieter im Werbefernsehen in Dauerschleife nervt. Conor Oberst trifft Casting-Show. Werbefernsehenindiefolkpop halt. Kann man den Burschen natürlich nicht wirklich vorwerfen, muss aber keine Dauerschleife werden.
Bei Brian Lopez & Gabriel Sullivan ändern sich Auftreten und Tonfall. Zwei Herren mit schicken, dunklen Westernhüten, schicken, dunklen Westernanzügen und Westerngitarren, die sich synchron zueinander an der Bühnenfront betätigen. Nichts äußerst Alleinstellendes, jedoch ein sehr schöner und kraftvoller Sound, der stilsicher Stimmung schafft und auf den Hauptact hinführt. Roots-Musik des amerikanischen Südwestens mit modernerer, rockiger Schlagseite und über den Rio Grande hinwegweisend. Eine sehr getreue Darbietung von "The Ghost of Tom Joad" ("a song by Bruce Springsteen", für alle, dies nicht wissen sollten) steht in der Mitte des Sets.
Es ist schon 21.45 und da betritt dann Howe Gelb und somit Giant³ Sand die Bühne. Er setzt sich zuerst ans Klavier, nur einen Schlagzeuger hat er dabei. Derart reduziert geht es los, ruhig, etwas minimalistisch, versonnen. Es ist jene Art der Giant Sand - Musik, die er auf den Liner-Notes des Albums "Heartbreak Pass" (New West, 2015) als "Volume 3" und als den "blessed curse of the indie transponder" bezeichnet (im Gegensatz zu Vol. 1, "the loud and lucky abandon" und Vol. 2, "what they call Americana these days"). Piano-Klimpern, introvertiert-jazzig. Musik, die Aufmerksamkeit fordert und fördert. Das Publikum will aber eher Gitarren. Es fordert diese nach einiger Zeit lautstark ein und Howe Gelb, nicht beleidigt, sondern eher verschmitzt schauend, greift zu selbiger. Unterstützung erhält er von Brian Lopez sowie Gabriel Sullivan und bald ist eine ganze siebenköpfige Band auf der Bühne. "Pen To Paper" ertönt schön in Szene gesetzt, eigentlich noch ein Vol. 1-Stück. Nun aber entfaltet sich die ganze Live-Glorie von Giant³ Sand. Schöne Harmonien, ein traumwandlerisches, beschwingt-sicheres Zusammenspiel der Musiker und über allem die charakteristische wie souveräne Stimme von Howe Gelb. Im Unterschied zur Platte "Heartbreak Pass" (New West, 2015) gibt es hier - zumindest zunächst - keine Sängerin. Aber die anwesenden Akteure entfalten auch so einen hohen Variantenreichtum, der in einer Vielzahl souverän gemeisterter Stile mündet. Dabei bleibt aber eine verbindende Grundstimmung unter der Führung des Bandleaders immer gewahrt. Hier wird uns die hohe Kunst vorgeführt, etwas nicht zusammengewürfelt klingen zu lassen, ihm eine verbindende Seele zu geben und doch hohe Abwechslung zu bieten.
A propos Seele. Auf dem schon mehrfach erwähnten neuen Album (das ich empfehlen kann, auch wenn es an die Liveperformance nicht herankommt) wird ja die allerletzte Nummer "Forever And Always" von Howe Gelb gemeinsam mit seiner Tochter Talula intoniert. Letztere ist erst zwölf und kann daher nicht auf Tour dabei sein. Aber die Gelb-Familie hat ein zweites As im Ärmel: Howes Tochter Patsy Jane. Sie kommt vom Merchandise-Stand herbei und ist bei "Forever And Always" und weiteren Stücke engagiert. Sie braucht etwas, groovt sich aber hinein. Und dann, Überraschung, darf sie ganz übernehmen. Patsy´s Rats heißt die nun schon vierte Band an diesem Abend, besteht aus der Namensgeberin sowie einem Mitmusiker und heizt zwischen drin mit Westküsten-Power Pop ordentlich ein. Der Papa sieht es mit zufriedenem Gesichtsausdruck aus der Publikumsperspektive. Zurück auf der Bühne hat er nur eine Frage "Any questions?" Ja, einer will wissen, wer denn die Mutter von Patsy Jane ist und Howe Gelb sagt es uns.
Es geht schon fast gegen Mitternacht, da ist der Gelbsche Wanderzirkus vorüber. Kurzweilig war es und die Musik war eigentlich immer gut. Selten einmal ist die Zeit bei einem so langen Konzert so mühelos vorüber geflogen, war da gar kein Moment da, in dem ich auf die Uhr blickte. Selten waren hier Leute zu Gast, die musikalische Versiertheit im Spiel derart mit sympathischer Authentizität im Auftreten vereinten.
Nur eine traurige Mitteilung hat der gut gelaunte Howe Gelb seiner Fangemeinde noch zu machen: diese Jubiläums- soll auch die letzte Tour sein für Giant Sand. Er wolle sich auf das Piano konzentrieren. Nun, auch wenn manchen die Vorstellung nicht gefallen mag: sehen wir es einfach als weitere Mutation.
Sonntag, 20. Dezember 2015
Amnesty informiert: Wenn Briefe Leben retten - der Amnesty Briefmarathon 2015
Der Amnesty Briefmarathon 2015 fand von 2.-16.12.2015 statt. In unserer Sendung berichten wir über die Menschenrechtsfälle aus aller Welt, für die sich Amnesty und viele Aktivistinnen und Aktivisten auf der ganzen Welt eingesetzt haben. Wir blicken aber auch zurück auf 2014 und schauen nach, was sich in den drei Schwerpunktfällen von Amnesty Österreich seitdem getan hat.
Zudem berichten wir darüber, welche Aktionen die Amnesty Gruppe 8 Linz im Rahmen des Briefmarathons 2015 gesetzt hat und bringen einen Ausschnitt aus einem Interview mit dem nigerianischen Menschenrechtsaktivisten Justine Ijeomah.
Gestaltung: Martin Walther und Sarah Walther, Moderation: Sarah Walther
Zudem berichten wir darüber, welche Aktionen die Amnesty Gruppe 8 Linz im Rahmen des Briefmarathons 2015 gesetzt hat und bringen einen Ausschnitt aus einem Interview mit dem nigerianischen Menschenrechtsaktivisten Justine Ijeomah.
Gestaltung: Martin Walther und Sarah Walther, Moderation: Sarah Walther
Montag, 14. Dezember 2015
Der Wunderadventkalender
Meine Frau übt schon für das nächste Jahr, wenn unser Kind groß genug ist, um selber einen Adventkalender zu haben. Daher habe ich in diesem Jahr den Prototypen bekommen.
Wenn man an der mit der jeweiligen Tagesziffer versehenen Schnur zieht, senkt sich das Säckchen mit dem jeweiligen Inhalt herunter. Ich weiß noch nicht, wie unser das Kind das dann schafft. Aber, es wächst ja.
Dabei geschieht schon in diesem Jahr Wundersames: es ist meistens das drin, was ich gerade dringend benötige. ZB hatte ich einen angeschlagenen Rachen und es tauchte erfrischender Kaugummi auf. Oder, ich hatte spröde Lippen und es war ein entsprechendes Pflegeprodukt drinnen (wobei ich mich jetzt nicht auf die Diskussion einlassen möchte, ob solche Produkte das Problem, das sie vorgeben zu lösen, in Wahrheit nur perpetuieren, um sich somit weiter zu verkaufen). Und wann immer Schokolade drinnen war, stellte sich heraus, dass ich gerade auch gerne welche essen wollte. Ein Wunder!
Am meisten wünsche ich mir natürlich Frieden auf Erden und die umfassende Verwirklichung der Menschenrechte. Mal schauen, was am 24. drin ist.
Bild: Sarah Walther |
Wenn man an der mit der jeweiligen Tagesziffer versehenen Schnur zieht, senkt sich das Säckchen mit dem jeweiligen Inhalt herunter. Ich weiß noch nicht, wie unser das Kind das dann schafft. Aber, es wächst ja.
Dabei geschieht schon in diesem Jahr Wundersames: es ist meistens das drin, was ich gerade dringend benötige. ZB hatte ich einen angeschlagenen Rachen und es tauchte erfrischender Kaugummi auf. Oder, ich hatte spröde Lippen und es war ein entsprechendes Pflegeprodukt drinnen (wobei ich mich jetzt nicht auf die Diskussion einlassen möchte, ob solche Produkte das Problem, das sie vorgeben zu lösen, in Wahrheit nur perpetuieren, um sich somit weiter zu verkaufen). Und wann immer Schokolade drinnen war, stellte sich heraus, dass ich gerade auch gerne welche essen wollte. Ein Wunder!
Am meisten wünsche ich mir natürlich Frieden auf Erden und die umfassende Verwirklichung der Menschenrechte. Mal schauen, was am 24. drin ist.
Dienstag, 8. Dezember 2015
Sonntag, 6. Dezember 2015
Budapest in Bildern
Bei meiner Budapest-Reise habe ich mit meiner Kamera nicht nur Mitreisenden nachgestellt und mit ihnen eine frühere Reise nachgestellt.
Es sind auch wieder ganz "normale" Bilder entstanden.
Es sind auch wieder ganz "normale" Bilder entstanden.
Samstag, 5. Dezember 2015
Budapest in Bildnachstellungen, Teil 2
Fortsetzung von hier.
Den Ort haben wir nicht mehr gefunden. Und der Regen wollte auch nicht kommen. Tut leid.
2005 noch nicht im Bild: die Chinesen.
Unverändert: Der Wutbürger.
Postkarten am Burgberg.
Die Spaßkanone.
Skandal am Jókai Ter: Die Hundebox ist weg.
Den Ort haben wir nicht mehr gefunden. Und der Regen wollte auch nicht kommen. Tut leid.
2005 noch nicht im Bild: die Chinesen.
Postkarten am Burgberg.
Gleichgeblieben: Freude zu zweit.
Die Spaßkanone.
Skandal am Jókai Ter: Die Hundebox ist weg.
Mittwoch, 2. Dezember 2015
Budapest in Bildnachstellungen, Teil 1
Vor 10 Jahren waren wir in Budapest. Das hat eine Tradition gemeinsamer Städtereisen begründet. Wir waren in Hamburg, Stockholm, Madrid, Kopenhagen, Athen, Mailand, Amsterdam und Warschau. Zum runden Jubiläum ward die ungarische Hauptstadt wieder angesteuert.
Und, siehe da, hat sich (fast) nichts geändert..
Naja, RailJet statt EuroCity.
Das 2015er-Appartement wäre für unsere heutigen Bedürfnisse zu klein. Aber das Haus schaute ganz ähnlich aus.
Im Café Gerbeaud. Anderer Platz, selbe Haltung.
Dito.
Naja, RailJet statt EuroCity.
Das 2015er-Appartement wäre für unsere heutigen Bedürfnisse zu klein. Aber das Haus schaute ganz ähnlich aus.
Im Café Gerbeaud. Anderer Platz, selbe Haltung.
Dito.
Mittwoch, 25. November 2015
Im Kino # 32: Nikolaus Leytner - Der Tote am Teich
A 2015
Vor mehr als einem Monat war ich zu Gast bei einem sehr sympathischen Regionalmedium im Mühlviertel (nachher sind dann diese Bilder entstanden). Dort war es wirklich sehr nett. Die kleine Stadt, der Bauernmarkt, unaufgeregt freundliche Leute.
Nur einmal war da ein komischer Moment. Ich habe angedeutet gehabt, dass die Ortschaft Ottensheim an der Donau irgendetwas mit dem Mühlviertel zu tun haben könnte. Jetzt liegt Ottensheim ja geographisch gesehen auch tatsächlich in diesem nördlichsten Viertel von Oberösterreich, aber das ist nur Bücherwissen und zielt irgendwie am sozialen Gefühlszustand vorbei.
Die Begebenheit weckte die Erinnerung an einen Film, den ich kurz zuvor im Linzer City-Kino gesehen hatte: "Der Tote am Teich" von Nikolaus Leytner. Auch da kommt diese Ottensheim-Mühlviertel-Verwirrung vor. Die Kommissarin aus Linz (Maria Hofstätter), die im winterlich-abgeschiedenen Windhaag bei Freistadt einen Mord aufzuklären hat, kommt ursprünglich aus Ottensheim. Bei ihren Ermittlungen stößt sie aber auf eine gewisse Resistenz und stellt zwischendurch trocken fest, dass sie genauso gut wie aus Ottensheim auch aus Dschibuti kommen könnte, das würde hier keinen Unterschied machen.
Mit der Authentizität und mit dem Lokalkolorit ist es ja ein knifflige Sache. Es kommt auf kleinste Kleinigkeiten an. Für Außenstehende, ja selbst für Leute, die sich Insider nennen würden, ist es schwierig, diese Phänomene genau zu erspüren und noch schwieriger, sie wahrhaft treffend abzubilden.
Im österreichischen Film, vor allem aber im Fernsehfilm (zu dieser Gattung gehört "Der Tote am Teich") und der -serie krankte es in der Vergangenheit allzu oft daran, dass man sich irgendwie gar keine rechte Mühe gab, ein echtes Gefühl von Echtheit aufkommen zu lassen. Dazu trug nicht zuletzt eine manchmal geradezu babylonische Sprachverwirrung bei. In österreichischen Orten wurde da zwischen Burgtheaterdeutsch, Wienerisch und norddeutschem Idiom so ziemlich alles bunt durcheinander gequatscht, was es im deutschen Sprach(dis-)kontinuum zu finden gibt. Das Authentische wurde dem schauspielerisch Verpflichtbaren unter geordnet.
Auch der nicht so seltene Hang des populäreren österreichischen Filmes, gerne ein wenig ins Groteske, Verzerrende zu tauchen, hilft nicht so beim Realitätscheck.
Natürlich darf man da nicht generalisieren und die Ausnahmen sind natürlich Legion. Aber es gab und gibt eben auch derart krasse Aussetzer, dass dann der "Der Tote im Teich" wieder besonders positiv auffällt.
Bei "Der Tote am Teich" stimmt das Authentizitätsgefühl nämlich. Sicherlich, Einheimische werden Fehler finden, das ist unvermeidlich. Eine Dame hinter uns im Kino beschwerte sich darüber, dass der Name der im Mittelpunkt des Filmes stehenden Familie kein wahrhaft einheimischer sei. Nur, das hat nachvollziehbare Gründe, denn man will ja keine real existierende Menschen in einen fiktiven Mordfall verwickeln.
Dem nähert sich die Kommissarin gemeinsam mit einer jungen Kollegin (Miriam Fussenegger) und einem wegen Burn-Out pensionierten und ins heimische Mühlviertel zurück gekehrten Ex-Polizisten (Josef Hader). Letzterer teilt das Schicksal von zirka jedem serien-amerikanischem Fernsehermittler - er hat eine unaufgeklärte Straftat im emotionalen Gepäck, die seinen ganz persönlichen Lebensbereich betrifft.
"Der Tote am Teich" bedient sich also an schon sehr bekannten Krimi-Sujets und ist auch sonst vor übertriebenen Wendungen oder unvorhergesehenen Verläufen ziemlich gefeit. Das macht aber nichts, denn der Film ist schön gefilmt, pflegt ein angenehmes Tempo und schafft es, einen auf recht intensive Weise in die kleine Welt des Mühlviertler Dorfes hineinziehen. Es hilft dabei natürlich sehr, dass die Hauptdarsteller ihre Wurzeln in dieser Gegend haben.
Der Film istdemnächst am 3.12. um 20.15 auch in der Reihe "Landkrimis" im Öffentlich-Rechtlichen (ORF1) zu sehen.
Meine Bewertung: 3 aus 5 Sternen
Vor mehr als einem Monat war ich zu Gast bei einem sehr sympathischen Regionalmedium im Mühlviertel (nachher sind dann diese Bilder entstanden). Dort war es wirklich sehr nett. Die kleine Stadt, der Bauernmarkt, unaufgeregt freundliche Leute.
Nur einmal war da ein komischer Moment. Ich habe angedeutet gehabt, dass die Ortschaft Ottensheim an der Donau irgendetwas mit dem Mühlviertel zu tun haben könnte. Jetzt liegt Ottensheim ja geographisch gesehen auch tatsächlich in diesem nördlichsten Viertel von Oberösterreich, aber das ist nur Bücherwissen und zielt irgendwie am sozialen Gefühlszustand vorbei.
Die Begebenheit weckte die Erinnerung an einen Film, den ich kurz zuvor im Linzer City-Kino gesehen hatte: "Der Tote am Teich" von Nikolaus Leytner. Auch da kommt diese Ottensheim-Mühlviertel-Verwirrung vor. Die Kommissarin aus Linz (Maria Hofstätter), die im winterlich-abgeschiedenen Windhaag bei Freistadt einen Mord aufzuklären hat, kommt ursprünglich aus Ottensheim. Bei ihren Ermittlungen stößt sie aber auf eine gewisse Resistenz und stellt zwischendurch trocken fest, dass sie genauso gut wie aus Ottensheim auch aus Dschibuti kommen könnte, das würde hier keinen Unterschied machen.
Mit der Authentizität und mit dem Lokalkolorit ist es ja ein knifflige Sache. Es kommt auf kleinste Kleinigkeiten an. Für Außenstehende, ja selbst für Leute, die sich Insider nennen würden, ist es schwierig, diese Phänomene genau zu erspüren und noch schwieriger, sie wahrhaft treffend abzubilden.
Im österreichischen Film, vor allem aber im Fernsehfilm (zu dieser Gattung gehört "Der Tote am Teich") und der -serie krankte es in der Vergangenheit allzu oft daran, dass man sich irgendwie gar keine rechte Mühe gab, ein echtes Gefühl von Echtheit aufkommen zu lassen. Dazu trug nicht zuletzt eine manchmal geradezu babylonische Sprachverwirrung bei. In österreichischen Orten wurde da zwischen Burgtheaterdeutsch, Wienerisch und norddeutschem Idiom so ziemlich alles bunt durcheinander gequatscht, was es im deutschen Sprach(dis-)kontinuum zu finden gibt. Das Authentische wurde dem schauspielerisch Verpflichtbaren unter geordnet.
Auch der nicht so seltene Hang des populäreren österreichischen Filmes, gerne ein wenig ins Groteske, Verzerrende zu tauchen, hilft nicht so beim Realitätscheck.
Natürlich darf man da nicht generalisieren und die Ausnahmen sind natürlich Legion. Aber es gab und gibt eben auch derart krasse Aussetzer, dass dann der "Der Tote im Teich" wieder besonders positiv auffällt.
Bei "Der Tote am Teich" stimmt das Authentizitätsgefühl nämlich. Sicherlich, Einheimische werden Fehler finden, das ist unvermeidlich. Eine Dame hinter uns im Kino beschwerte sich darüber, dass der Name der im Mittelpunkt des Filmes stehenden Familie kein wahrhaft einheimischer sei. Nur, das hat nachvollziehbare Gründe, denn man will ja keine real existierende Menschen in einen fiktiven Mordfall verwickeln.
Dem nähert sich die Kommissarin gemeinsam mit einer jungen Kollegin (Miriam Fussenegger) und einem wegen Burn-Out pensionierten und ins heimische Mühlviertel zurück gekehrten Ex-Polizisten (Josef Hader). Letzterer teilt das Schicksal von zirka jedem serien-amerikanischem Fernsehermittler - er hat eine unaufgeklärte Straftat im emotionalen Gepäck, die seinen ganz persönlichen Lebensbereich betrifft.
"Der Tote am Teich" bedient sich also an schon sehr bekannten Krimi-Sujets und ist auch sonst vor übertriebenen Wendungen oder unvorhergesehenen Verläufen ziemlich gefeit. Das macht aber nichts, denn der Film ist schön gefilmt, pflegt ein angenehmes Tempo und schafft es, einen auf recht intensive Weise in die kleine Welt des Mühlviertler Dorfes hineinziehen. Es hilft dabei natürlich sehr, dass die Hauptdarsteller ihre Wurzeln in dieser Gegend haben.
Der Film ist
Meine Bewertung: 3 aus 5 Sternen
Montag, 23. November 2015
Amnesty informiert: Ketten des Unrechts - der globale Diamantenhandel am Beispiel der Zentralafrikanischen Republik
Welche Menschenrechtsprobleme werden durch den internationalen Diamantenhandel ausgelöst? Und was müsste dagegen getan werden?
Diamanten. Kaum ein Gut steht mehr für den menschlichen Wohlstand, für Reichtum und Luxus. Und doch stehen an der Wurzel des internationalen Diamantenhandels einige der ärmsten Regionen und Länder der Welt. Gegenden mit massiven Menschenrechtsproblemen, wie etwa einer unsicheren Sicherheitslage wegen der Aktivitäten bewaffneter Gruppen.
Seit 2000 gibt es den "Kimberley-Process", dem 82 Staaten angehören. Dessen Ziel ist es, zumindest einmal den internationalen Handel mit "conflict diamonds", bei uns auch "Blutdiamanten" genannt, zu unterbinden. Es geht also um jene Diamanten, deren Handel dazu beiträgt, bewaffnete Rebellengruppen zu finanzieren.
Funktioniert dieses System aber wirklich? Und ist sein Anwendungsbereich weit genug, um Menschenrechte zu schützen? Wie bewährt es sich eigentlich anhand eines konkreten Anlasses, wie ihn der kriegerische Konflikt in der Zentralafrikanischen Republik darstellt?
Diesen und anderen Fragen des internationalen Diamantenhandels geht einer aktueller Amnesty-Bericht nach. Wir stellen ihn in unserer Sendung vor. Wie immer bringen wir auch aktuelle Meldungen und Ankündigungen.
Gestaltung: Martin Walther, Moderation und Musikauswahl: Sarah Walther
Diamanten. Kaum ein Gut steht mehr für den menschlichen Wohlstand, für Reichtum und Luxus. Und doch stehen an der Wurzel des internationalen Diamantenhandels einige der ärmsten Regionen und Länder der Welt. Gegenden mit massiven Menschenrechtsproblemen, wie etwa einer unsicheren Sicherheitslage wegen der Aktivitäten bewaffneter Gruppen.
Seit 2000 gibt es den "Kimberley-Process", dem 82 Staaten angehören. Dessen Ziel ist es, zumindest einmal den internationalen Handel mit "conflict diamonds", bei uns auch "Blutdiamanten" genannt, zu unterbinden. Es geht also um jene Diamanten, deren Handel dazu beiträgt, bewaffnete Rebellengruppen zu finanzieren.
Funktioniert dieses System aber wirklich? Und ist sein Anwendungsbereich weit genug, um Menschenrechte zu schützen? Wie bewährt es sich eigentlich anhand eines konkreten Anlasses, wie ihn der kriegerische Konflikt in der Zentralafrikanischen Republik darstellt?
Diesen und anderen Fragen des internationalen Diamantenhandels geht einer aktueller Amnesty-Bericht nach. Wir stellen ihn in unserer Sendung vor. Wie immer bringen wir auch aktuelle Meldungen und Ankündigungen.
Gestaltung: Martin Walther, Moderation und Musikauswahl: Sarah Walther
Samstag, 21. November 2015
Aktuelle Kamera # 28
Der Herbstfrühling ist vorbei. Klimawandelassoziationen einmal beiseite - ich mochte den Herbstfrühling. Nicht zuletzt, weil ich ja fast den ganzen Sommer eingesperrt war.
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Samstag, 31. Oktober 2015
Das Halloween-Musikvideo-Special 2015
Auch dieses Jahr spielt Alex für uns den DJ des Schaurigen und schickt ein Video zu Halloween.
Mittwoch, 28. Oktober 2015
In Concert # 53: Cat Power, 24.10.2015, Arena, Wien
Chan Marshall hat es auch in der Arena nicht so leicht. Immer wieder geht der Finger nach oben, wird der Soundtechnik Änderungsbedarf signalisiert.
Zwischendurch spricht sie mit uns: Es ist nicht einfach, es läuft nicht wie geprobt. Die Worte, die sie singen will, verwandeln sich in ihrem Mund in Kaugummi. Aber sie ist hier, um ihre Pflicht zu erfüllen. Schließlich und endlich ist es die Anerkennung der Menschen, die sie am Leben erhält.
Flehentlich fast klingt das, was sie uns da mitteilt. Wenn man es versteht, denn sie murmelt teilweise ein wenig in ihr Mikro hinein und verliert sich bei ihren Ausführungen immer wieder in leichten Abschweifungen.
Mehrmals unterbricht sie ihre musikalische Darbietung, um sich ihrer Gedanken zu entledigen. Sie erzählt von Begegnungen mit Jarvis Cocker und Noel Gallagher. Sie spricht darüber, dass sie jetzt ein Kind hat und sich paradoxerweise dadurch sicherer fühlt, obwohl sie doch für die Sicherheit ihre Kindes sorgen muss. Dass sie jetzt am Land lebt. Sie möchte wissen, wer im Publikum Kinder hat. Und wer am Land lebt. "Graz" ruft ein Scherzbold, alle lachen und Cat Power versteht, dass es sich dabei um einen Vorort von Wien handeln muss.
Manchmal kippt der Vortrag etwas ins Unheimliche, etwa wenn sie von ihren Alptraum-haften Begegnungen mit Außerirdischen in der Kindheit berichtet oder über die Bedeutung der Obelisken nachgrübelt. Aber ihre Wortmeldungen helfen, ebenso wie eine auf der Bühne abgehaltene Zigarettenpause, eine Bindung zum Publikum herzustellen.
Das braucht es auch, denn die Musik ist anfangs nicht dazu angetan, das Publikum wirklich in Wallung zu bringen. Cat Power solo, das ist zunächst eine einzelne Gitarre, dann ein einzelnes Piano dann wieder die Gitarre. Alles also ganz spartanisch instrumentiert, ein paar Akkorde bewegen sich hin und her, darüber schwebt die Stimme, die nachdenkliche Inhalte verbreitet.
Die Songs kommen auf ihrem spärlichen Blues- oder Folkgerüst sehr ähnlich daher, die Veränderungen sind mit der Lupe zu suchen. Um die Nummern wirklich auseinander zu halten, hätte ich mich vorbereiten müssen (was ich diesmal nicht getan habe). Cat Power bringt auch einige Cover zur Darbietung (zB "Hit the Road, Jack" oder "Just Like Heaven"), aber irgendwie klingt alles nach einer Variation desselben Stückes. Erst gegen Ende kommt etwas Farbe hinein, einmal ein psychedelischer Spin, dann etwa dunkler Rock.
Aber siehe da, durch die irgendwie beunruhigenden, irgendwie aber auch sympathischen Intermezzi der Wortmeldungen wärmt das Publikum auf und scheint von einer etwas unschlüssig-andächtigen in eine wahrhaft andächtige Stimmung zu wandern.
Mir tun die Beine weh, weil ich wie festgepflockt dastehe und lausche. Also sind da Schmerzen und es ist da auch immer wieder die Frage, ob das jetzt nicht gar monoton, ob das jetzt nicht langweilig wäre. Aber zugleich ist da die Stimme, die fasziniert und die diffizile Strukturiertheit, die durch die Unterschiedslosigkeit dringt. Und der Sound, der womöglich Cat Power fehlerhaft dünkt, aber mir bei weitem nicht.
Mir scheint diese Musik wie die Entsprechung zum Kaugummi, den die Künstlerin selbst im Mund wälzt - es schmeckt etwas komisch, der Vorgang ist etwas monoton, es gehört Arbeit dazu, das zu bearbeiten und es wird auch nicht runter gehen wie Öl. Aber der Vorgang berührt und fasziniert. Jetzt wieder einmal die Platten hören.
Zwischendurch spricht sie mit uns: Es ist nicht einfach, es läuft nicht wie geprobt. Die Worte, die sie singen will, verwandeln sich in ihrem Mund in Kaugummi. Aber sie ist hier, um ihre Pflicht zu erfüllen. Schließlich und endlich ist es die Anerkennung der Menschen, die sie am Leben erhält.
Flehentlich fast klingt das, was sie uns da mitteilt. Wenn man es versteht, denn sie murmelt teilweise ein wenig in ihr Mikro hinein und verliert sich bei ihren Ausführungen immer wieder in leichten Abschweifungen.
Mehrmals unterbricht sie ihre musikalische Darbietung, um sich ihrer Gedanken zu entledigen. Sie erzählt von Begegnungen mit Jarvis Cocker und Noel Gallagher. Sie spricht darüber, dass sie jetzt ein Kind hat und sich paradoxerweise dadurch sicherer fühlt, obwohl sie doch für die Sicherheit ihre Kindes sorgen muss. Dass sie jetzt am Land lebt. Sie möchte wissen, wer im Publikum Kinder hat. Und wer am Land lebt. "Graz" ruft ein Scherzbold, alle lachen und Cat Power versteht, dass es sich dabei um einen Vorort von Wien handeln muss.
Manchmal kippt der Vortrag etwas ins Unheimliche, etwa wenn sie von ihren Alptraum-haften Begegnungen mit Außerirdischen in der Kindheit berichtet oder über die Bedeutung der Obelisken nachgrübelt. Aber ihre Wortmeldungen helfen, ebenso wie eine auf der Bühne abgehaltene Zigarettenpause, eine Bindung zum Publikum herzustellen.
Das braucht es auch, denn die Musik ist anfangs nicht dazu angetan, das Publikum wirklich in Wallung zu bringen. Cat Power solo, das ist zunächst eine einzelne Gitarre, dann ein einzelnes Piano dann wieder die Gitarre. Alles also ganz spartanisch instrumentiert, ein paar Akkorde bewegen sich hin und her, darüber schwebt die Stimme, die nachdenkliche Inhalte verbreitet.
Die Songs kommen auf ihrem spärlichen Blues- oder Folkgerüst sehr ähnlich daher, die Veränderungen sind mit der Lupe zu suchen. Um die Nummern wirklich auseinander zu halten, hätte ich mich vorbereiten müssen (was ich diesmal nicht getan habe). Cat Power bringt auch einige Cover zur Darbietung (zB "Hit the Road, Jack" oder "Just Like Heaven"), aber irgendwie klingt alles nach einer Variation desselben Stückes. Erst gegen Ende kommt etwas Farbe hinein, einmal ein psychedelischer Spin, dann etwa dunkler Rock.
Aber siehe da, durch die irgendwie beunruhigenden, irgendwie aber auch sympathischen Intermezzi der Wortmeldungen wärmt das Publikum auf und scheint von einer etwas unschlüssig-andächtigen in eine wahrhaft andächtige Stimmung zu wandern.
Mir tun die Beine weh, weil ich wie festgepflockt dastehe und lausche. Also sind da Schmerzen und es ist da auch immer wieder die Frage, ob das jetzt nicht gar monoton, ob das jetzt nicht langweilig wäre. Aber zugleich ist da die Stimme, die fasziniert und die diffizile Strukturiertheit, die durch die Unterschiedslosigkeit dringt. Und der Sound, der womöglich Cat Power fehlerhaft dünkt, aber mir bei weitem nicht.
Mir scheint diese Musik wie die Entsprechung zum Kaugummi, den die Künstlerin selbst im Mund wälzt - es schmeckt etwas komisch, der Vorgang ist etwas monoton, es gehört Arbeit dazu, das zu bearbeiten und es wird auch nicht runter gehen wie Öl. Aber der Vorgang berührt und fasziniert. Jetzt wieder einmal die Platten hören.
Montag, 12. Oktober 2015
Montag, 5. Oktober 2015
Aktuelle Kamera # 26
Samstag, 3. Oktober 2015
Ohren(ge)fälliges: Monatsmeister des Monats Juni 2015
Will Varley - King For A King
London, England
Gewonnene Ränge: +8
Ja, der Juni ist lange vorbei. Aber weil sich auf diesem Blog zuletzt nicht mehr viel getan hat, sind auch die Monatsmeister in Stocken geraten.
Es war eine Zeit, die den Blick auf andere Aufgaben gerichtet hat als jene, für eine wohl mittlerweile sehr überschaubare Gruppe von Menschen ein paar Zeilen in ein Weblog zu hauen.
Dabei rede ich gar nicht von Aufgaben im Rahmen großer gesellschaftlicher Zusammenhänge, ich rede von ganz privaten Herausforderungen. Eine zähe Viruserkrankung musste viele Wochen ausgestanden werden. Eine Hochzeit durfte unmittelbar darauf gefeiert werden. Mein Kind ist acht Monate alt und bekommt zu Recht ein hohes Maß an Aufmerksamkeit.
Irgendwann beginnt man an den Fingern abzuzählen, was sich ausgeht und was nicht (mehr). Zeitmäßig. Energiemäßig. Und Motivationsmäßig. Als ich krank darniederlag und zu Anfang auch in Ermangelung einer Diagnose gar nicht wusste, wohin das überhaupt führen würde, war für mich zunächst ganz klar: das Blog fällt. Es kostet zu viel Kraft, um hier noch halbwegs herzeigbare Resultate zu produzieren. Ich kann den Sinn davon oft nicht mehr fassen.
Und jetzt? Ich bin noch in einer "Schaun wir einmal"-Phase. Feststeht, dass das Blog nicht mehr in der Intensität weiter betrieben werden wird wie noch in der ersten Hälfte dieses Jahres (die bereits eine gemilderte im Vergleich zu früheren Jahren mit ihren täglichen Postings war). Aber, es gibt ja Feedreader und die Möglichkeit, über Posts verständigt zu werden. Also geht das schon.
Und um jetzt ganz aufzuhören, bräuchte ich die Inspiration zu einem großartigen, alles subsummierenden Abschlusstext. Oder zumindest nahe dran. Und die habe ich nicht, also kein Abschlusstext und kein Abschluss.
Beziehungsweise, um einen positiveren Grund zu nennen: es hängen auch liebgewonnene Gewohnheiten dran. Zum Beispiel der Monatsmeister.
Im Juni war es Will Varley´s Track "King For A King" und das erscheint wie ein Omen zu den Überlegungen, die mich in der Folge ereilt haben. Immerhin handelt der Folk-Song vom individuellen Leben, vom Geboren- und Erwachsenwerden, von den Prioritäten, die sich in den existenziellen Momenten herauskristallisieren. Die da sind: alles aus jedem Augenblick zu holen und dabei aber zuerst die Beziehungen zu den nächsten Menschen im Blick zu haben.
Das hat nichts mit Rückzug ins Private, mit Neo-Biedermeier zu tun, sondern mit der Frage, was eine gesunde Basis für unser Tun darstellt. Will Varley ist ein politischer Künstler, er hat schon einmal sehr gekonnt die Weltgeschichte in einen Song gepackt ("Weddings And Wars") oder ist bei Occupy London aufgetreten. Auch in "King For A King" übt er dezent Systemkritik. Aber die Qintessenz ist eine nicht-politische, eine ganz ehrlich-persönliche. Und das macht den Song so beeindruckend.
Will Varley beweist hier wieder Songwriting auf hohem Niveau. Hat er bei "Weddings And Wars" die Menschheitsgeschichte erstaunlich schlüssig in einem Musikstück untergebracht, so gelingt ihm dies nun mit der Lebensgeschichte eines Einzelnen.
Will Varley - King For A King (freier Download, mit zwei weiteren Tracks von der EP "Advert Soundtracks", via Newsletter-Bestellung)
London, England
Gewonnene Ränge: +8
Ja, der Juni ist lange vorbei. Aber weil sich auf diesem Blog zuletzt nicht mehr viel getan hat, sind auch die Monatsmeister in Stocken geraten.
Es war eine Zeit, die den Blick auf andere Aufgaben gerichtet hat als jene, für eine wohl mittlerweile sehr überschaubare Gruppe von Menschen ein paar Zeilen in ein Weblog zu hauen.
Dabei rede ich gar nicht von Aufgaben im Rahmen großer gesellschaftlicher Zusammenhänge, ich rede von ganz privaten Herausforderungen. Eine zähe Viruserkrankung musste viele Wochen ausgestanden werden. Eine Hochzeit durfte unmittelbar darauf gefeiert werden. Mein Kind ist acht Monate alt und bekommt zu Recht ein hohes Maß an Aufmerksamkeit.
Irgendwann beginnt man an den Fingern abzuzählen, was sich ausgeht und was nicht (mehr). Zeitmäßig. Energiemäßig. Und Motivationsmäßig. Als ich krank darniederlag und zu Anfang auch in Ermangelung einer Diagnose gar nicht wusste, wohin das überhaupt führen würde, war für mich zunächst ganz klar: das Blog fällt. Es kostet zu viel Kraft, um hier noch halbwegs herzeigbare Resultate zu produzieren. Ich kann den Sinn davon oft nicht mehr fassen.
Und jetzt? Ich bin noch in einer "Schaun wir einmal"-Phase. Feststeht, dass das Blog nicht mehr in der Intensität weiter betrieben werden wird wie noch in der ersten Hälfte dieses Jahres (die bereits eine gemilderte im Vergleich zu früheren Jahren mit ihren täglichen Postings war). Aber, es gibt ja Feedreader und die Möglichkeit, über Posts verständigt zu werden. Also geht das schon.
Und um jetzt ganz aufzuhören, bräuchte ich die Inspiration zu einem großartigen, alles subsummierenden Abschlusstext. Oder zumindest nahe dran. Und die habe ich nicht, also kein Abschlusstext und kein Abschluss.
Beziehungsweise, um einen positiveren Grund zu nennen: es hängen auch liebgewonnene Gewohnheiten dran. Zum Beispiel der Monatsmeister.
Im Juni war es Will Varley´s Track "King For A King" und das erscheint wie ein Omen zu den Überlegungen, die mich in der Folge ereilt haben. Immerhin handelt der Folk-Song vom individuellen Leben, vom Geboren- und Erwachsenwerden, von den Prioritäten, die sich in den existenziellen Momenten herauskristallisieren. Die da sind: alles aus jedem Augenblick zu holen und dabei aber zuerst die Beziehungen zu den nächsten Menschen im Blick zu haben.
Das hat nichts mit Rückzug ins Private, mit Neo-Biedermeier zu tun, sondern mit der Frage, was eine gesunde Basis für unser Tun darstellt. Will Varley ist ein politischer Künstler, er hat schon einmal sehr gekonnt die Weltgeschichte in einen Song gepackt ("Weddings And Wars") oder ist bei Occupy London aufgetreten. Auch in "King For A King" übt er dezent Systemkritik. Aber die Qintessenz ist eine nicht-politische, eine ganz ehrlich-persönliche. Und das macht den Song so beeindruckend.
Will Varley beweist hier wieder Songwriting auf hohem Niveau. Hat er bei "Weddings And Wars" die Menschheitsgeschichte erstaunlich schlüssig in einem Musikstück untergebracht, so gelingt ihm dies nun mit der Lebensgeschichte eines Einzelnen.
Will Varley - King For A King (freier Download, mit zwei weiteren Tracks von der EP "Advert Soundtracks", via Newsletter-Bestellung)
Mittwoch, 30. September 2015
Amnesty informiert: Mission Traiskirchen
Wir stellen den Amnesty-Bericht zur Bundesbetreuungsstelle Traiskirchen vor und befragen Daniela Pichler, die die Amnesty-Mission in Traiskirchen geleitet hat, zu ihren Eindrücken.
Die in diesem Sommer zu Tage getretenen Zustände in der Bundesbetreuungsstelle für Asylwerbende in Traiskirchen haben zu viel Kritik und öffentlicher Diskussion darüber geführt, wie Österreich mit Flüchtlingen umgeht bzw. umgehen soll.
Am 6. August hat Amnesty International die Einrichtung besucht und sich Situation der untergebrachten Menschen angesehn. Danach übte Amnesty deutliche Kritik an den zuständigen Behörden. Im Bericht "#MissionTraiskirchen" sind die Ergebnisse der Mission festgehalten.
Wir fassen diese zusammen und haben außerdem ein Interview mit Mag.a Daniela Pichler, die die Amnesty-Mission geleitet hat. Dabei gehen wir auch der Frage nach, was sich seit dem Amnesty-Bericht in Traiskirchen getan hat.
Wie immer geben wir auch eine kurzen Überblick über aktuelle Meldungen zum Thema Menschenrechte.
Gestaltung: Martin Walther, Sarah Berger, Moderation: Martin Walther
Das Gruppe 8-Radioteam
Die in diesem Sommer zu Tage getretenen Zustände in der Bundesbetreuungsstelle für Asylwerbende in Traiskirchen haben zu viel Kritik und öffentlicher Diskussion darüber geführt, wie Österreich mit Flüchtlingen umgeht bzw. umgehen soll.
Am 6. August hat Amnesty International die Einrichtung besucht und sich Situation der untergebrachten Menschen angesehn. Danach übte Amnesty deutliche Kritik an den zuständigen Behörden. Im Bericht "#MissionTraiskirchen" sind die Ergebnisse der Mission festgehalten.
Wir fassen diese zusammen und haben außerdem ein Interview mit Mag.a Daniela Pichler, die die Amnesty-Mission geleitet hat. Dabei gehen wir auch der Frage nach, was sich seit dem Amnesty-Bericht in Traiskirchen getan hat.
Wie immer geben wir auch eine kurzen Überblick über aktuelle Meldungen zum Thema Menschenrechte.
Gestaltung: Martin Walther, Sarah Berger, Moderation: Martin Walther
Das Gruppe 8-Radioteam
Freitag, 4. September 2015
Sonntag, 23. August 2015
Amnesty informiert: Kinderrechte (August 2015)
Welche speziellen Rechte haben Kinder, wie werden diese begründet und wie setzen die Staaten diese um?
Die Sendung beschäftigt sich mit diesen Fragen, allerdings ist es krankheitsbedingt eine Wiederholung. Trotzdem ist der Block "Aktuelles"- wie sein Name schon sagt, aktuell.
Montag, 10. August 2015
Amnesty informiert: Flüchtlingssterben im Mittelmeer
Die Sendung über das Flüchtlingssterben im Mittelmeer gibt einen groben Überblick über den Wahnsinn, der sich vor den Toren Europas abspielt, über eine Europäische Flüchtlingspolitik, die sowohl grausam als auch inhuman ist. Über die Gründe zur Flucht, die Operationen der EU, Bestimmungen des internationalen Seerechts und Auszüge aus dem aktuellen Amnesty Report „Lifves adrift: Refugees and migrants in peril in the Central Mediterranean“. Den Abschluss bildet ein Interview mit einem Asylwerber aus Syrien, der über sein Leben in der Heimat, Gründe seiner Flucht und seinem Leben hier in Österreich berichten wird.
Während wir damals noch erschrocken waren über das Unglück vom 11. Oktober 2013, bei dem über 200 MigrantInnen etwa 111 km vor Lampedusa ertranken und nur wenige gerettet wurden, wissen wir heute, dass diese menschliche Katastrophe immer größere Ausmaße annimmt, dass wir heute von Ertrunkenen in Zahlen sprechen, die sich jenseits unserer Vorstellungskraft befinden.
Gestaltung und Moderation: Claudia Ecker, Technik: Sarah Berger
Kriege und gewaltsame Auseinandersetzungen in Afrika, Dürre und Hungersnöte, der Terror der IS und der Boko Haram lassen immer mehr verzweifelte Menschen keinen anderen Ausweg mehr, als den riskanten Weg über das Mittelmeer nach Europa in alten Fischkuttern und löchrigen Schlauchboten zu wagen, und Tausende- ja Tausende - werden den ersehnten Kontinent Europa, der zumindest eines bietet, nämlich Sicherheit und Nahrung, niemals erreichen.
Gestaltung und Moderation: Claudia Ecker, Technik: Sarah Berger
Sonntag, 12. Juli 2015
In Concert # 52: Joan Baez, 4.7.2015, Domplatz, Linz
Joan Baez in Linz, neben der neugotischen Kulisse des Neuen Doms. Fast hätte ich geschrieben "im Schatten des Neuen Domes", aber das wäre - zumindest für die äußeren Bedingungen zu Anfang dieses Konzertes - etwas irreführend.
Sie möchte nicht über das Wetter reden, sagt Joan Baez zur Begrüßung - und tut es später dann doch. Da erfahren wir dann, dass die Probe wegen der großen Hitze ausfallen musste.
Merkt man aber nicht unbedingt. Gestartet ist Joan Baez mit dem von Steve Earle geschriebenen Song "God Is God", was ja auch zur Kulisse passt. Und von Anfang an ist sie da, die unverwechselbare, fast signalhafte Stimme von Joan Baez. Eine Stimme, die sich vielleicht in den ganz hohen Höhen nicht mehr ganz so einsetzen lässt wie einst, aber im normalen Betrieb nichts von ihrer Einzigartigkeit und ihrem speziellen Glanz verloren hat. Echte Aussetzer sucht man den Temperaturen zum Trotz vergebens.
Die Sängerin trägt kurze Jeans an und ein langes weißes Shirt. Begegnungen in amerikanischen Bio-Supermärkten fallen einem ein. Jedes prätentiöse und glamouröse Gehabe fehlt auf der Bühne. Eine Handvoll Musikerinnen unterstützen sie abwechselnd, die Gesamtarrangements bleiben aber, wenngleich deutlich schallend und wohl klingend, eher zurück genommen. Die Stimme, die Erzählung, soll immer den Mittelpunkt bilden. Joan Baez kennt ihr Publikum, sie weiß, welche Erwartungshaltungen bestehen - und erfüllt sie.
Sie berichtet von "Coffeehouses", in denen sie einmal angefangen hat. Im Publikum, das überwiegend - aber keineswegs ausschließlich - aus einer älteren Generation gebildet wird, wird gelacht und wissend genickt.
Tatsächlich, das gesamte Auftreten der Künstlerin vermittelt uns das Gefühl, Baez stehe auf einer kleinen, intimen Bühne und pflege einen intensiven Austausch mit einem Publikum, das sie kennt oder zumindest kennen lernen möchte. Sie arbeitet sich mit einer solchen Selbstverständlichkeit und gelassenen Ernsthaftigkeit durch das Liedgut wie sie es - so möchte man annehmen - immer getan hat.
Dabei steht aber - und auch das war ja eigentlich schon immer so - nicht so sehr die Person Joan Baez im Mittelpunkt, sondern das Liedgut, die Botschaften die es transportiert und die Gemeinschaft die es konstitutiert. So suchen wir an diesem Abend echte Eigenkompositionen von Baez fast vergeblich. Sicher, "Diamonds And Rust" wird früh gespielt und ist ein Höhepunkt des Abends. Aber davon abgesehen, dominiert neben Folkloristischem ("Swing Low, Sweet Chariot", "House of the Rising Sun") vor allem das Songwriterwerk anderer ("Me And Bobby McGee", "The Boxer", mehrere Songs von ihrem einstigen Protegé und Partner B.D.) .
Und das Protest- und Friedenspolitische natürlich. Joan Baez studiert gerne Songs in der jeweiligen Landessprache ein, auch das schafft Bindung zum Publikum. Und für den deutschsprachigen Raum hat sie sich diesmal den pathetischen "Die Waffen nieder" -Song "Wenn unsere Brüder kommen" von Konstantin Wecker ausgesucht. Höhepunkt des Abends ist aber nicht das etwas kuriose, aber gleichwohl unterhaltende, Wecker-Baez-Deutsch, sondern ein Gezi-Park-Protest-Song. Wenige Tage zuvor war die Künstlerin in Istanbul und von dort hat sie einen perkussionistischen, mitreißenden Track mitgebracht, der den Kampf um Frieden und Mitbestimmung von den alten Standards, die ihr Publikum erwartet hat, ins Hier und Jetzt katapultiert.
Hier zeigt sich uns am Deutlichsten, warum Joan Baez´ Auftritt trotz des doch sehr konsequenten (und massenpublikumsgängigen) Herunterdeklinierens von alten "Hits", Protestsong-Klassikern und Sechziger/Siebzigerjahre-Memorabilien (s. die angeführten Nummern oben) letztlich nicht in einem konsumistischen Nostalgiesentiment versumpft. Es steckt immer noch Haltung dahinter. Und die ist spür- und hörbar in der Art, wie sie immer noch Songs singt, die sie offenbar selbst schätzt und für geeignet erachtet, eine Verbindung zwischen den Menschen aufzubauen. Joan Baez erscheint einem dabei wie ein sanfter Sturm des friedlichen Protests, der vom "Marsch auf Washington" über die Bombennächte in Hanoi bis zum Gezi-Park beständig und unbeirrbar durch die Jahre zieht.
Den offiziellen Teil des Abends beschließt "Gracias a la Vida" von Violetta Parra. Jubel. Dann folgen die Zugaben. Jetzt wird es mir ein bisschen zu viel. "Sag mir, wo die Blumen sind", haben wird dann schon gehört, dann musste es auch noch "Imagine" sein. Ich fürchte mich vor "Blowin´ in the Wind" (nicht prinzipiell, aber in diesem Fall). Aber zum Glück bleibt es aus. Der Abschluss wirkt angesichts der doch schon erheblichen Hit-Dichte im Laufe des Konzertes ein wenig überladen, leise Erinnerungen an ein eher zwiespältiges Erlebnis in Wien werden wach.
Aber die schönen und zumeist auch sehr kurzweiligen Momente dieses Konzertes kann das nicht mehr umbringen. Eine Dissonanz gibt es freilich noch. Nachdem die MusikerInnen die Bühne verlassen haben, verabschiedet man uns mit der amerikanischen Hymne. Es handelt sich zwar mit einiger Wahrscheinlichkeit (die Musik geht dann auch für mich im allgemeinen Trubel unter) um die Version des Jimi Hendrix, die folglich ein Heiligtum des Protestsongs darstellt. Aber, das erwägen einige der um mich gruppierten "Friedensjünger" erst gar nicht. "Frechheit, jetzt die amerikanische Hymne zu spielen!" ereifern sich gleich mehrere Männer und Frauen rund um mich herum, ohne auch noch einen Moment länger zuzuhören.
Das ist ernüchternd. Wenn sich blinde Wut mit Gedankenlosigkeit paart, werden auch all die schönen Worte der Friedenslieder nichts nützen.
Sie möchte nicht über das Wetter reden, sagt Joan Baez zur Begrüßung - und tut es später dann doch. Da erfahren wir dann, dass die Probe wegen der großen Hitze ausfallen musste.
Merkt man aber nicht unbedingt. Gestartet ist Joan Baez mit dem von Steve Earle geschriebenen Song "God Is God", was ja auch zur Kulisse passt. Und von Anfang an ist sie da, die unverwechselbare, fast signalhafte Stimme von Joan Baez. Eine Stimme, die sich vielleicht in den ganz hohen Höhen nicht mehr ganz so einsetzen lässt wie einst, aber im normalen Betrieb nichts von ihrer Einzigartigkeit und ihrem speziellen Glanz verloren hat. Echte Aussetzer sucht man den Temperaturen zum Trotz vergebens.
Die Sängerin trägt kurze Jeans an und ein langes weißes Shirt. Begegnungen in amerikanischen Bio-Supermärkten fallen einem ein. Jedes prätentiöse und glamouröse Gehabe fehlt auf der Bühne. Eine Handvoll Musikerinnen unterstützen sie abwechselnd, die Gesamtarrangements bleiben aber, wenngleich deutlich schallend und wohl klingend, eher zurück genommen. Die Stimme, die Erzählung, soll immer den Mittelpunkt bilden. Joan Baez kennt ihr Publikum, sie weiß, welche Erwartungshaltungen bestehen - und erfüllt sie.
Sie berichtet von "Coffeehouses", in denen sie einmal angefangen hat. Im Publikum, das überwiegend - aber keineswegs ausschließlich - aus einer älteren Generation gebildet wird, wird gelacht und wissend genickt.
Tatsächlich, das gesamte Auftreten der Künstlerin vermittelt uns das Gefühl, Baez stehe auf einer kleinen, intimen Bühne und pflege einen intensiven Austausch mit einem Publikum, das sie kennt oder zumindest kennen lernen möchte. Sie arbeitet sich mit einer solchen Selbstverständlichkeit und gelassenen Ernsthaftigkeit durch das Liedgut wie sie es - so möchte man annehmen - immer getan hat.
Dabei steht aber - und auch das war ja eigentlich schon immer so - nicht so sehr die Person Joan Baez im Mittelpunkt, sondern das Liedgut, die Botschaften die es transportiert und die Gemeinschaft die es konstitutiert. So suchen wir an diesem Abend echte Eigenkompositionen von Baez fast vergeblich. Sicher, "Diamonds And Rust" wird früh gespielt und ist ein Höhepunkt des Abends. Aber davon abgesehen, dominiert neben Folkloristischem ("Swing Low, Sweet Chariot", "House of the Rising Sun") vor allem das Songwriterwerk anderer ("Me And Bobby McGee", "The Boxer", mehrere Songs von ihrem einstigen Protegé und Partner B.D.) .
Und das Protest- und Friedenspolitische natürlich. Joan Baez studiert gerne Songs in der jeweiligen Landessprache ein, auch das schafft Bindung zum Publikum. Und für den deutschsprachigen Raum hat sie sich diesmal den pathetischen "Die Waffen nieder" -Song "Wenn unsere Brüder kommen" von Konstantin Wecker ausgesucht. Höhepunkt des Abends ist aber nicht das etwas kuriose, aber gleichwohl unterhaltende, Wecker-Baez-Deutsch, sondern ein Gezi-Park-Protest-Song. Wenige Tage zuvor war die Künstlerin in Istanbul und von dort hat sie einen perkussionistischen, mitreißenden Track mitgebracht, der den Kampf um Frieden und Mitbestimmung von den alten Standards, die ihr Publikum erwartet hat, ins Hier und Jetzt katapultiert.
Hier zeigt sich uns am Deutlichsten, warum Joan Baez´ Auftritt trotz des doch sehr konsequenten (und massenpublikumsgängigen) Herunterdeklinierens von alten "Hits", Protestsong-Klassikern und Sechziger/Siebzigerjahre-Memorabilien (s. die angeführten Nummern oben) letztlich nicht in einem konsumistischen Nostalgiesentiment versumpft. Es steckt immer noch Haltung dahinter. Und die ist spür- und hörbar in der Art, wie sie immer noch Songs singt, die sie offenbar selbst schätzt und für geeignet erachtet, eine Verbindung zwischen den Menschen aufzubauen. Joan Baez erscheint einem dabei wie ein sanfter Sturm des friedlichen Protests, der vom "Marsch auf Washington" über die Bombennächte in Hanoi bis zum Gezi-Park beständig und unbeirrbar durch die Jahre zieht.
Den offiziellen Teil des Abends beschließt "Gracias a la Vida" von Violetta Parra. Jubel. Dann folgen die Zugaben. Jetzt wird es mir ein bisschen zu viel. "Sag mir, wo die Blumen sind", haben wird dann schon gehört, dann musste es auch noch "Imagine" sein. Ich fürchte mich vor "Blowin´ in the Wind" (nicht prinzipiell, aber in diesem Fall). Aber zum Glück bleibt es aus. Der Abschluss wirkt angesichts der doch schon erheblichen Hit-Dichte im Laufe des Konzertes ein wenig überladen, leise Erinnerungen an ein eher zwiespältiges Erlebnis in Wien werden wach.
Aber die schönen und zumeist auch sehr kurzweiligen Momente dieses Konzertes kann das nicht mehr umbringen. Eine Dissonanz gibt es freilich noch. Nachdem die MusikerInnen die Bühne verlassen haben, verabschiedet man uns mit der amerikanischen Hymne. Es handelt sich zwar mit einiger Wahrscheinlichkeit (die Musik geht dann auch für mich im allgemeinen Trubel unter) um die Version des Jimi Hendrix, die folglich ein Heiligtum des Protestsongs darstellt. Aber, das erwägen einige der um mich gruppierten "Friedensjünger" erst gar nicht. "Frechheit, jetzt die amerikanische Hymne zu spielen!" ereifern sich gleich mehrere Männer und Frauen rund um mich herum, ohne auch noch einen Moment länger zuzuhören.
Das ist ernüchternd. Wenn sich blinde Wut mit Gedankenlosigkeit paart, werden auch all die schönen Worte der Friedenslieder nichts nützen.
Montag, 6. Juli 2015
Katzen und Kinder
Es gibt dieses Gerücht, bei Katzen und Babies müsse man vorsichtig sein. Katzen seien leicht eifersüchtig und womöglich gewillt, sich auf das Neugeborene in gefährlicher Weise zu stürzen.
Ich weiß nicht, ob dieses Gerücht einen wahren Kern hat oder nicht. Wenn dann leitet es sich vermutlich aus einer verhältnismäßig verschwindend geringen Zahl von Einzelfällen ab. Katzen und Kinder treffen eben in sehr vielen Haushalten aufeinander. Aber ich habe das nicht recherchiert und bin kein Experte dafür.
Ich kann nur von meiner Erfahrung berichten: Die Katzen haben zu unserem Baby vom ersten Tag an respektvollen Abstand gehalten. Am Anfang war eine gewisse Verunsicherung zu merken. Aber sehr bald haben sie gemerkt, dass wir sie genauso behandeln wie zuvor und so hat sich ihr völlig normaler kätzischer Tagesablauf wieder etabliert. In gewisser Weise ist das Baby dann ja auch interessant: man kann es beobachten wie einen weiteren unterhaltenden Hausgenossen.
Dabei zeigen sich anhand dieser Situation auch wieder die charakterlichen Unterschiede der Stubentiger-Individuen. Felicitas, die Liebesbedürftige, die früher alleine auf der Straße herum streunen musste, ist vor allem darauf bedacht, sich immer wieder selbst in Erinnerung zu rufen und Streicheleinheiten zu erhalten. Geschieht das, so ist das Kind nicht weiter relevant.
Mottenkugel, die Erkundungslustige, legt sich schon einmal nahe dem Baby hin. Letztlich sind aber andere Dinge (Schachteln, andere Katzen, Schachteln....) spannender.
Und Pyjama, die Vorsichtige, verhält sich vorsichtig.
Allen unseren Katzen ist gemein, dass sie, wenn sich das Baby heftiger rührt oder gar die Arme ausfährt, um nach ihnen zu langen, rasch verschwunden sind.
Für unsere kleine Tochter aber, kann es fast nichts Besseres geben, als die Katzen. Selbst im größten Grant vermag sie eine springende, sich putzende oder balgende Katze gar köstlich aufzuheitern.
Conclusio: Wenn man die Charaktere seiner Katzen kennt und damit umzugehen versteht, sowie natürlich auch bei der Beaufsichtigung seines Kindes Ruhe und gesunden Menschenverstand walten lässt, sind Katzen als Hausgenossen für Babies ein absoluter Gewinn. Und umgekehrt zumindest auch kein Problem.
Ich weiß nicht, ob dieses Gerücht einen wahren Kern hat oder nicht. Wenn dann leitet es sich vermutlich aus einer verhältnismäßig verschwindend geringen Zahl von Einzelfällen ab. Katzen und Kinder treffen eben in sehr vielen Haushalten aufeinander. Aber ich habe das nicht recherchiert und bin kein Experte dafür.
Ich kann nur von meiner Erfahrung berichten: Die Katzen haben zu unserem Baby vom ersten Tag an respektvollen Abstand gehalten. Am Anfang war eine gewisse Verunsicherung zu merken. Aber sehr bald haben sie gemerkt, dass wir sie genauso behandeln wie zuvor und so hat sich ihr völlig normaler kätzischer Tagesablauf wieder etabliert. In gewisser Weise ist das Baby dann ja auch interessant: man kann es beobachten wie einen weiteren unterhaltenden Hausgenossen.
Dabei zeigen sich anhand dieser Situation auch wieder die charakterlichen Unterschiede der Stubentiger-Individuen. Felicitas, die Liebesbedürftige, die früher alleine auf der Straße herum streunen musste, ist vor allem darauf bedacht, sich immer wieder selbst in Erinnerung zu rufen und Streicheleinheiten zu erhalten. Geschieht das, so ist das Kind nicht weiter relevant.
Mottenkugel, die Erkundungslustige, legt sich schon einmal nahe dem Baby hin. Letztlich sind aber andere Dinge (Schachteln, andere Katzen, Schachteln....) spannender.
Und Pyjama, die Vorsichtige, verhält sich vorsichtig.
Allen unseren Katzen ist gemein, dass sie, wenn sich das Baby heftiger rührt oder gar die Arme ausfährt, um nach ihnen zu langen, rasch verschwunden sind.
Für unsere kleine Tochter aber, kann es fast nichts Besseres geben, als die Katzen. Selbst im größten Grant vermag sie eine springende, sich putzende oder balgende Katze gar köstlich aufzuheitern.
Conclusio: Wenn man die Charaktere seiner Katzen kennt und damit umzugehen versteht, sowie natürlich auch bei der Beaufsichtigung seines Kindes Ruhe und gesunden Menschenverstand walten lässt, sind Katzen als Hausgenossen für Babies ein absoluter Gewinn. Und umgekehrt zumindest auch kein Problem.
Donnerstag, 2. Juli 2015
Montag, 29. Juni 2015
Freitag, 26. Juni 2015
Im Kino # 31: Nathalie Borgers - Fang den Haider
A 2015
Die Gruppe ehemaliger Haider-Vertrauter teilt sich in zwei Lager. Jene, die wissen, wie man eine Internetsuchmaschine bedient und jene, die das offenbar nicht wissen. Gibt man nämlich "Nathalie Borgers" dort ein, erfährt man sogleich, mit welchem Streifen die Dokumentarfilmerin aus Belgien in Österreich bislang am meisten Aufsehen erregt hat.
"Kronen Zeitung, Tag für Tag ein Boulevardstück" (engl. "Citizen Krone") kam 2002 heraus und offenbarte einen tiefen Einblick in das innere Wirken und die äußere Wirkung der Auflagen stärksten Zeitung des Alpenlandes. Ein schauriges Panorama der österreichischen Seele wurde da aufgetan: Journalisten, die gezielt, ganz unverhohlen und mit mutwilligen Übertreibungen die Angst vor Flüchtlingsströmen schüren, Kirchenmänner, die zugleich die Blattlinie als "christlich" bezeichnen, höchste Repräsentanten des Staates, die vor der Zeitung und ihrem Herausgeber zu Kreuze kriechen, ein "Poet", der stolz sein Bücherregal präsentiert, in dem die gesammelten Reden Adolf Hitlers zu finden sind.
Der Trick, mit der Borgers diese erstaunlichen Einblicke zustande brachte, war so genial wie scheinbar einfach. Als ausländische Dokumentarfilmerin mit nettem französischem Akzent getarnt, gab sie sich scheinbar distanziert vom österreichischen Politzirkus, wirkte auf die Objekte ihrer Recherche arglos, harmlos-neugierig, fast naiv, was sie natürlich niemals war. Denn sie musste das Vertrauen gestandener medialer und politischer Profis gewinnen, nicht mit unerfahreneren, schlichteren Gemütern werken, wie es etwa der Kollege Ulrich Seidl tut. Das Ergebnis war so sensationell und erschütternd, dass die Kronen Zeitung in der Folge den Fernsehsender ARTE, der die Doku brachte, kurzerhand aus dem Fernsehprogramm strich und sich der ORF angeblich standhaft weigerte, den Film auszustrahlen.
Die Kronen Zeitung, so eine Kernthese von Nathalie Borgers damals, ist wesentlich mitverantwortlich für den Aufstieg Jörg Haiders und damit des Rechtspopulismus, der es gerade unter wütenden Protesten des restlichen Europas in Regierungsämter geschafft hatte (heute leider ein Zustand der "Normalität").
Von der "Kronen Zeitung" ist in Borgers´ neuem Werk "Fang den Haider" nicht mehr die Rede. Es geht um die ideologischen Wurzeln, die unterstützenden Netzwerke und die Systeme die Jörg Haider genutzt hat, um Macht zu erlangen und zu erhalten. Und um die Frage, warum er trotz des ökonomisch wie politisch toxischen Erbes, das er und seine blauen (und dann orangen) Getreuen hinterlassen haben, immer noch einen harten Kern von Verehrern besitzt.
Zuerst besuchen wir also die deutschnationalen Bauern Kärntens, die offenbar keine Suchmaschine benutzt haben und Nathalie Borgers freundlich in die Küche lassen. Überhaupt, die Filmemacherin muss sich Sorgen um ihren Cholesterinspiegel machen - allerorten wird sie gastfreundlich empfangen. Im Salzkammergut, der zweiten Heimat Haiders, bereitet Uschi Haubner eine Leibspeise des verstorbenen Bruders zu. Nathalie Borgers hat es offenbar wieder geschafft, ins Gespräch zu kommen. Auch die greise Mutter Haider plaudert entspannt über die Besatzungszeit.
Nicht alle Weggefährten Haiders sind freilich verfügbar. Viele stehen vor Gericht und haben keine Lust auf Interviews. Stefan Petzner hat offenbar gegoogelt und ist misstrauisch: "Nur, wenn das ein positiver Film wird und kein linker Film!" Das Interview kommt nicht zustande. Der ehemalige Haider-Sekretär Peter Westenthaler gibt hingegen gerne Auskunft - umgeben vom luxuriösen Ambiente eines Kärntner Hotels, in dem er bei seinen vielen Besuchen im Süden nächtigen durfte. Dies gehört zu den eindringlichsten Szenen.
Haider, den Privatmann, spart der Film weitgehend aus. Auch Jahre nach seinem Tod umgibt diesen eine Mauer des Schweigens. Im Mittelpunkt stehen seine Netzwerke, seine wechselnden politischen Allianzen und Loyalitäten. Seine Taktiken und Tricks (etwa die auf Steuerzahlerkosten errichtete Tankstelle mit angeblich libyschem Öl).
"Fang den Haider" schlägt keine vergleichbaren Wellen wie die "Kronen Zeitung"-Dokumentation, hat nicht annähernd deren entlarvende Brisanz. Altrechte Politveteranen sitzen hier in idyllischen Kärntner Landschaften, verarbeiten das Geschehene und werben um Verständnis. Kritische Stimmen klingen ebenfalls nachdenklich, scheinen in Reminiszenzen zu schwelgen. Scharfe politische Wortmeldungen finden nicht statt.
Blendet man das widerlich-provokative Anstreifen an der NS-Zeit aus, so wirkt das hier gezeichnete Bild des wendigen und stark Kärnten-bezogenen Lederhosen-Populismus Haiders angesichts der aggressiven Fratze, die der rechte Populismus heute im Europa der Krise erhebt, fast schon wieder niedlich. Aber das sind die Tücken der Nostalgie und es täuscht. Borgers macht kein Hehl aus ihrer Ansicht, dass im schönen Salzkammergut und in den beschaulichen Tälern Kärntens etwas angefangen hat, an dem Österreich und Europa heute schwer zu tragen hat.
Mit "Fang den Haider" ist ihr mit ihrer bewährten und kurzweiligen Vorgehensweise ein nicht uninteressantes zeithistorisches Dokument gelungen, ein Schlaglicht auf eine vergangene Phase des Rechtspopulismus, verkörpert durch seinen ersten Medienstar.
Meine Bewertung: 3 aus 5 Sternen
Die Gruppe ehemaliger Haider-Vertrauter teilt sich in zwei Lager. Jene, die wissen, wie man eine Internetsuchmaschine bedient und jene, die das offenbar nicht wissen. Gibt man nämlich "Nathalie Borgers" dort ein, erfährt man sogleich, mit welchem Streifen die Dokumentarfilmerin aus Belgien in Österreich bislang am meisten Aufsehen erregt hat.
"Kronen Zeitung, Tag für Tag ein Boulevardstück" (engl. "Citizen Krone") kam 2002 heraus und offenbarte einen tiefen Einblick in das innere Wirken und die äußere Wirkung der Auflagen stärksten Zeitung des Alpenlandes. Ein schauriges Panorama der österreichischen Seele wurde da aufgetan: Journalisten, die gezielt, ganz unverhohlen und mit mutwilligen Übertreibungen die Angst vor Flüchtlingsströmen schüren, Kirchenmänner, die zugleich die Blattlinie als "christlich" bezeichnen, höchste Repräsentanten des Staates, die vor der Zeitung und ihrem Herausgeber zu Kreuze kriechen, ein "Poet", der stolz sein Bücherregal präsentiert, in dem die gesammelten Reden Adolf Hitlers zu finden sind.
Der Trick, mit der Borgers diese erstaunlichen Einblicke zustande brachte, war so genial wie scheinbar einfach. Als ausländische Dokumentarfilmerin mit nettem französischem Akzent getarnt, gab sie sich scheinbar distanziert vom österreichischen Politzirkus, wirkte auf die Objekte ihrer Recherche arglos, harmlos-neugierig, fast naiv, was sie natürlich niemals war. Denn sie musste das Vertrauen gestandener medialer und politischer Profis gewinnen, nicht mit unerfahreneren, schlichteren Gemütern werken, wie es etwa der Kollege Ulrich Seidl tut. Das Ergebnis war so sensationell und erschütternd, dass die Kronen Zeitung in der Folge den Fernsehsender ARTE, der die Doku brachte, kurzerhand aus dem Fernsehprogramm strich und sich der ORF angeblich standhaft weigerte, den Film auszustrahlen.
Die Kronen Zeitung, so eine Kernthese von Nathalie Borgers damals, ist wesentlich mitverantwortlich für den Aufstieg Jörg Haiders und damit des Rechtspopulismus, der es gerade unter wütenden Protesten des restlichen Europas in Regierungsämter geschafft hatte (heute leider ein Zustand der "Normalität").
Von der "Kronen Zeitung" ist in Borgers´ neuem Werk "Fang den Haider" nicht mehr die Rede. Es geht um die ideologischen Wurzeln, die unterstützenden Netzwerke und die Systeme die Jörg Haider genutzt hat, um Macht zu erlangen und zu erhalten. Und um die Frage, warum er trotz des ökonomisch wie politisch toxischen Erbes, das er und seine blauen (und dann orangen) Getreuen hinterlassen haben, immer noch einen harten Kern von Verehrern besitzt.
Zuerst besuchen wir also die deutschnationalen Bauern Kärntens, die offenbar keine Suchmaschine benutzt haben und Nathalie Borgers freundlich in die Küche lassen. Überhaupt, die Filmemacherin muss sich Sorgen um ihren Cholesterinspiegel machen - allerorten wird sie gastfreundlich empfangen. Im Salzkammergut, der zweiten Heimat Haiders, bereitet Uschi Haubner eine Leibspeise des verstorbenen Bruders zu. Nathalie Borgers hat es offenbar wieder geschafft, ins Gespräch zu kommen. Auch die greise Mutter Haider plaudert entspannt über die Besatzungszeit.
Nicht alle Weggefährten Haiders sind freilich verfügbar. Viele stehen vor Gericht und haben keine Lust auf Interviews. Stefan Petzner hat offenbar gegoogelt und ist misstrauisch: "Nur, wenn das ein positiver Film wird und kein linker Film!" Das Interview kommt nicht zustande. Der ehemalige Haider-Sekretär Peter Westenthaler gibt hingegen gerne Auskunft - umgeben vom luxuriösen Ambiente eines Kärntner Hotels, in dem er bei seinen vielen Besuchen im Süden nächtigen durfte. Dies gehört zu den eindringlichsten Szenen.
Haider, den Privatmann, spart der Film weitgehend aus. Auch Jahre nach seinem Tod umgibt diesen eine Mauer des Schweigens. Im Mittelpunkt stehen seine Netzwerke, seine wechselnden politischen Allianzen und Loyalitäten. Seine Taktiken und Tricks (etwa die auf Steuerzahlerkosten errichtete Tankstelle mit angeblich libyschem Öl).
"Fang den Haider" schlägt keine vergleichbaren Wellen wie die "Kronen Zeitung"-Dokumentation, hat nicht annähernd deren entlarvende Brisanz. Altrechte Politveteranen sitzen hier in idyllischen Kärntner Landschaften, verarbeiten das Geschehene und werben um Verständnis. Kritische Stimmen klingen ebenfalls nachdenklich, scheinen in Reminiszenzen zu schwelgen. Scharfe politische Wortmeldungen finden nicht statt.
Blendet man das widerlich-provokative Anstreifen an der NS-Zeit aus, so wirkt das hier gezeichnete Bild des wendigen und stark Kärnten-bezogenen Lederhosen-Populismus Haiders angesichts der aggressiven Fratze, die der rechte Populismus heute im Europa der Krise erhebt, fast schon wieder niedlich. Aber das sind die Tücken der Nostalgie und es täuscht. Borgers macht kein Hehl aus ihrer Ansicht, dass im schönen Salzkammergut und in den beschaulichen Tälern Kärntens etwas angefangen hat, an dem Österreich und Europa heute schwer zu tragen hat.
Mit "Fang den Haider" ist ihr mit ihrer bewährten und kurzweiligen Vorgehensweise ein nicht uninteressantes zeithistorisches Dokument gelungen, ein Schlaglicht auf eine vergangene Phase des Rechtspopulismus, verkörpert durch seinen ersten Medienstar.
Meine Bewertung: 3 aus 5 Sternen
Dienstag, 23. Juni 2015
Sonntag, 21. Juni 2015
Ohren(ge)fälliges: Monatsmeister des Monats Mai 2015
Sleater-Kinney - Bury Our Friends
Olympia, Washington
Gewonnene Ränge: +4
Gestern war es wieder trist. Schafskälte, Regen. Wir stehen auf der Straße, versuchen Menschen zu animieren, unser Anliegen zu unterstützen. Sie eilen vorbei, keiner will irgendwo verweilen, es treibt sie nach Hause. Die, die kommen, sind fordernd. Was machen wir da, was soll das überhaupt. Zeitverschwendung, Geldverschwendung. Die Welt ist ja so schlecht und da können wir nichts dran ändern. Resignation, Fluchtgelüste. Einer will nach Bali auswandern. Macht das die Welt vielleicht besser? Keine Ahnung.
Ich höre freundlich geduldig zu und antworte konstruktiv. Es ist besser für mich, besser für die, besser für alle. Kritik ist ja etwas Gutes, auch wenn sie nicht zur Gänze zutreffen sollte. Sie schärft den Verstand, verbläst Illusionen, lässt bei wirklicher Auseinandersetzung Argumente und Klarheit wachsen. Wer sich dem versperrt, ist ärmer.
Das bedeutet auch, sich eben nicht hinreißen lassen zu geistloser Vereinfachung. Oder zu apathischer Geistlosigkeit. Eine Zielsetzung, die wiewohl auch einen Anspruch jeglicher Kunst bildet, die sich nicht darauf beschränken möchte, bloß unterhaltend zu sein.
Einen derartigen Anspruch darf man auch Sleater-Kinney ruhig unterstellen. Die Band kommt aus dem Riot Grrl- und Queercore-Milieu des US-amerikanischen Nordwestens. Feministische und linkspolitische Motive, eine kritische Grundhaltung spielen bei der Gestaltwerdung ihrer Texte und Musik seit jeher eine wichtige Rolle.
Dabei fuhrwerken Sleater-Kinney freilich zupackend und unverworren, eingängig und geradlinig und verarbeiten gekonnt die musikalische Ideenwelt des Punk, Post-Punk, Indie, Alt- und Stadionrock der letzten zwei Dekaden zu einem Gemisch, dem man sich schwer entziehen kann. Da funkeln die Parolen also in zündenden Gitarrenläufen und großen Refrains.
Wenn ich auch den tiefen Huldigungen der Band durch die Indierock-Presse (noch) nicht immer bedingungslos folgen kann, so muss ich doch feststellen: da ist, wenn nicht das absolute Gegenteil, so doch ein starkes Antidot gegen apathische Geistlosigkeit gegeben. "Exhume our idols, bury our friends!" schallt es uns in dem Song "Bury Our Friends" (Album: No Cities To Love, 2015) frenetisch entgegen. Und wir sind versucht, unmittelbar zurück zu geben: "Ja, verdammt!" - während unser Gehirn noch dabei ist, die Worte in eine für uns passende Botschaft zu decodieren.
Sleater-Kinney - Bury Our Friends (freier Download)
Olympia, Washington
Gewonnene Ränge: +4
Gestern war es wieder trist. Schafskälte, Regen. Wir stehen auf der Straße, versuchen Menschen zu animieren, unser Anliegen zu unterstützen. Sie eilen vorbei, keiner will irgendwo verweilen, es treibt sie nach Hause. Die, die kommen, sind fordernd. Was machen wir da, was soll das überhaupt. Zeitverschwendung, Geldverschwendung. Die Welt ist ja so schlecht und da können wir nichts dran ändern. Resignation, Fluchtgelüste. Einer will nach Bali auswandern. Macht das die Welt vielleicht besser? Keine Ahnung.
Ich höre freundlich geduldig zu und antworte konstruktiv. Es ist besser für mich, besser für die, besser für alle. Kritik ist ja etwas Gutes, auch wenn sie nicht zur Gänze zutreffen sollte. Sie schärft den Verstand, verbläst Illusionen, lässt bei wirklicher Auseinandersetzung Argumente und Klarheit wachsen. Wer sich dem versperrt, ist ärmer.
Das bedeutet auch, sich eben nicht hinreißen lassen zu geistloser Vereinfachung. Oder zu apathischer Geistlosigkeit. Eine Zielsetzung, die wiewohl auch einen Anspruch jeglicher Kunst bildet, die sich nicht darauf beschränken möchte, bloß unterhaltend zu sein.
Einen derartigen Anspruch darf man auch Sleater-Kinney ruhig unterstellen. Die Band kommt aus dem Riot Grrl- und Queercore-Milieu des US-amerikanischen Nordwestens. Feministische und linkspolitische Motive, eine kritische Grundhaltung spielen bei der Gestaltwerdung ihrer Texte und Musik seit jeher eine wichtige Rolle.
Dabei fuhrwerken Sleater-Kinney freilich zupackend und unverworren, eingängig und geradlinig und verarbeiten gekonnt die musikalische Ideenwelt des Punk, Post-Punk, Indie, Alt- und Stadionrock der letzten zwei Dekaden zu einem Gemisch, dem man sich schwer entziehen kann. Da funkeln die Parolen also in zündenden Gitarrenläufen und großen Refrains.
Wenn ich auch den tiefen Huldigungen der Band durch die Indierock-Presse (noch) nicht immer bedingungslos folgen kann, so muss ich doch feststellen: da ist, wenn nicht das absolute Gegenteil, so doch ein starkes Antidot gegen apathische Geistlosigkeit gegeben. "Exhume our idols, bury our friends!" schallt es uns in dem Song "Bury Our Friends" (Album: No Cities To Love, 2015) frenetisch entgegen. Und wir sind versucht, unmittelbar zurück zu geben: "Ja, verdammt!" - während unser Gehirn noch dabei ist, die Worte in eine für uns passende Botschaft zu decodieren.
Sleater-Kinney - Bury Our Friends (freier Download)
Mittwoch, 17. Juni 2015
Amnesty informiert: Lage der Menschenrechte 2014/15 - Interview mit Heinz Patzelt
Schon traditionell: Unsere alljährliche Sendung zum Amnesty-Jahresbericht.
Wie sieht es aus in der Welt, was gibt es Positives, was Negatives zu berichten? Im Gespräch Heinz Patzelt, der Generalsekretär von Amnesty International Österreich.
Wir reden über die Krisenherde der Welt und die resultierenden Flüchtlingsströme. Wie wirkt sich das menschenrechtlich aus, was können unsere Regierungen machen, um Menschenrechte auch weiter sicherzustellen?
Andere Themen sind Meinungsfreiheit und Demonstrationsrecht, Gleichberechtigung für Homosexuelle und die Situation in Österreichs Gefängnissen.
Gestaltung und Moderation: Sarah Berger
Wie sieht es aus in der Welt, was gibt es Positives, was Negatives zu berichten? Im Gespräch Heinz Patzelt, der Generalsekretär von Amnesty International Österreich.
Wir reden über die Krisenherde der Welt und die resultierenden Flüchtlingsströme. Wie wirkt sich das menschenrechtlich aus, was können unsere Regierungen machen, um Menschenrechte auch weiter sicherzustellen?
Andere Themen sind Meinungsfreiheit und Demonstrationsrecht, Gleichberechtigung für Homosexuelle und die Situation in Österreichs Gefängnissen.
Gestaltung und Moderation: Sarah Berger
Samstag, 13. Juni 2015
Schutz und Schirm
Gerade jetzt, wo in der Praxis der österreichischen Flüchtlingspolitik allerorten Mutlosigkeit und Zynismus, manchmal an der Grenze zum Amtsmissbrauch, herrscht, ist es wichtig, Zeichen zu setzen.
Der European Umbrella March ist eine Gelegenheit dazu.
Die Teilnahme an der Linzer Ausgabe mit Regenschirmen, Reden und Musik kann ich wärmstens empfehlen.
PS: Den Umbrella March gibt es auch in Wien.
Der European Umbrella March ist eine Gelegenheit dazu.
Die Teilnahme an der Linzer Ausgabe mit Regenschirmen, Reden und Musik kann ich wärmstens empfehlen.
PS: Den Umbrella March gibt es auch in Wien.
Mittwoch, 10. Juni 2015
FIFA - Der Film
Der tiefe Fall des..........................
...Tim Roth.
Dieser Film ist auf dem besten Wege, das zweiterfolgreichste FIFA-Projekt nach der Förderung des karibischen Nachwuchsfußballs zu werden. Die Kritiker überschlagen sich. IMDb gibt beachtliche 2.2. von 10 Punkten. Die Kasse klingelt. Das Timing ist sagenhaft.
...Tim Roth.
Dieser Film ist auf dem besten Wege, das zweiterfolgreichste FIFA-Projekt nach der Förderung des karibischen Nachwuchsfußballs zu werden. Die Kritiker überschlagen sich. IMDb gibt beachtliche 2.2. von 10 Punkten. Die Kasse klingelt. Das Timing ist sagenhaft.
Montag, 8. Juni 2015
Korso
Gestern Abend waren da plötzlich hupende Autos, die Geräusche eines Autokorsos von jenseits der Linzer Goethekreuzung. Eine akustische Kulisse wie man sie von Hochzeiten und nach großen Fußballspielen kennt. Aber sonntags am späten Abend? Wer feiert um diese Zeit irgend etwas?
Da erinnere ich mich an meine Zeit im Neustadtviertel, an die Tage der Fußball-Europameisterschaft. An die fröhlichen Umzüge auf der Humboldtstraße nach den Siegen der türkischen Nationalmannschaft (das hat mich damals dazu animiert, sie in meiner fiktiven und politisch nicht hundertprozentig korrekten Variante sogar zum Titelträger zu küren).
Und ja, da vermute ich auch jetzt den Ursprung des Hupens. Nur, Fußball wurde diesmal keiner gespielt. Es wird wohl das Ergebnis der türkischen Wahlen gefeiert worden sein.
Es gibt ja zur Zeit politisch nicht viel Positives zu bejubeln. Aber, die Tatsache, dass die türkische Wahlbevölkerung den autoritären Ambitionen des Präsidenten ein Stoppschild verpasst, ist eine.
Sicher, man kann das relativieren. Erstens ist da eine wirtschaftliche Abschwächung und steigende Arbeitslosigkeit und daher so eine Abstimmung wohl mehr ein Ausdruck von Unzufriedenheit als ein echtes Plebiszit über das politische System. Und zweitens haben Erdogans Gegner in der Vergangenheit überwiegend bewiesen, dass sie die Türkei auch nicht viel besser zu führen vermögen.
Aber in Zeiten, in denen autoritäre Tendenzen auf der einen und die Spaltung der Menschen auf der anderen Seite überall auf der Welt eher stärker werden, ist das doch eine schöne Atempause. Da kann man ruhig hupen.
Da erinnere ich mich an meine Zeit im Neustadtviertel, an die Tage der Fußball-Europameisterschaft. An die fröhlichen Umzüge auf der Humboldtstraße nach den Siegen der türkischen Nationalmannschaft (das hat mich damals dazu animiert, sie in meiner fiktiven und politisch nicht hundertprozentig korrekten Variante sogar zum Titelträger zu küren).
Und ja, da vermute ich auch jetzt den Ursprung des Hupens. Nur, Fußball wurde diesmal keiner gespielt. Es wird wohl das Ergebnis der türkischen Wahlen gefeiert worden sein.
Es gibt ja zur Zeit politisch nicht viel Positives zu bejubeln. Aber, die Tatsache, dass die türkische Wahlbevölkerung den autoritären Ambitionen des Präsidenten ein Stoppschild verpasst, ist eine.
Sicher, man kann das relativieren. Erstens ist da eine wirtschaftliche Abschwächung und steigende Arbeitslosigkeit und daher so eine Abstimmung wohl mehr ein Ausdruck von Unzufriedenheit als ein echtes Plebiszit über das politische System. Und zweitens haben Erdogans Gegner in der Vergangenheit überwiegend bewiesen, dass sie die Türkei auch nicht viel besser zu führen vermögen.
Aber in Zeiten, in denen autoritäre Tendenzen auf der einen und die Spaltung der Menschen auf der anderen Seite überall auf der Welt eher stärker werden, ist das doch eine schöne Atempause. Da kann man ruhig hupen.
Samstag, 6. Juni 2015
Montag, 1. Juni 2015
Donnerstag, 28. Mai 2015
Dienstag, 26. Mai 2015
In der Hipsterfalle
Jahrelang war ich zu faul, um irgendwie hip zu sein. Da musste man sich informieren, in schicke Kleidung investieren und sich auch rasieren. Und dieses Faulsein traf sich gut, denn Faulheit und Nicht-Modisch-Sein war für mich eine akzeptable Kombination.
Und jetzt das. Zuerst war da diese Normcore-Bewegung, wo Leute intentional Kleidung angezogen haben, die ich schon seit Jahren trage. Weil ich sie ja erst wechsle, wenn sie mir buchstäblich am Körper zerfällt.
Und jetzt sind da überall die Barthipster. Vollbärte, klar, die waren ja schon länger in sehr auf Distinktion getrimmten (jau!) Kreisen en vogue. Nun aber sind anscheinend auch Dreitagebärte und diverse Zwischenstufen erlaubt.
Und ich muss wohl oder übel anfangen, mich öfter zu rasieren. Sonst werde ich noch - zumindest aus der Ferne - für einen von denen gehalten. Mist.
Und jetzt das. Zuerst war da diese Normcore-Bewegung, wo Leute intentional Kleidung angezogen haben, die ich schon seit Jahren trage. Weil ich sie ja erst wechsle, wenn sie mir buchstäblich am Körper zerfällt.
Und jetzt sind da überall die Barthipster. Vollbärte, klar, die waren ja schon länger in sehr auf Distinktion getrimmten (jau!) Kreisen en vogue. Nun aber sind anscheinend auch Dreitagebärte und diverse Zwischenstufen erlaubt.
Und ich muss wohl oder übel anfangen, mich öfter zu rasieren. Sonst werde ich noch - zumindest aus der Ferne - für einen von denen gehalten. Mist.
Samstag, 23. Mai 2015
Mittwoch, 20. Mai 2015
Amnesty informiert: Amnesty Österreich - wie wir funktionieren
Amnesty Österreich ist eine Sektion von Amnesty International, soweit, so klar. Aber wie sind wir aufgebaut, wer gehört dazu, was machen wir? Wieviele Leute arbeiten ehrenamtlich, wieviele professionell?
Ein Blick nach innen. Anlässlich der MV im April zeigen wir, wie AI Österreich aufgebaut ist. Gruppen, Mitglieder, Netzwerke, Präsidium, Geschäftsführer, Generalsekretär... alle kommen zu Wort und erzählen, was sie machen.
Zum Schluß der Sendung wie immer ein Block über aktuelle Geschehnisse weltweit zum Thema Menschenrechte.
Gestaltung und Moderation: Sarah Berger
Gestaltung und Moderation: Sarah Berger
Montag, 18. Mai 2015
Samstag, 16. Mai 2015
Ohren(ge)fälliges: Monatsmeister des Monats April 2015
Spencer Burton - Blackbird´s Song
Toronto, Ontario
Gewonnene Ränge: +4
Ein Faktum habe ich bei meiner Scott Matthew-Konzertrezension unterschlagen: der Musiker hat in seiner Jugend in der australischen Provinz Queensland in Punk-Bands gespielt. Übrig geblieben ist davon nur eine Coverversion von "Anarchy In The U.K.", die er auch in Linz zum Besten gegeben hat.
Es ist eine Entwicklung, die nicht wenige Punk-Musiker ereilt. Fast schon ein Klischee. Wenn die Wut nachlässt und die Lebensumstände gesetzter werden, wächst manchen ein langer Bart und der Kleidungsstil wandelt sich von keiner Zukunft zu einer Vergangenheit. Sie greifen dann zur akustischen Gitarre und spielen nachdenkliche Lieder zu Jahrhunderte alten Harmonien. Sicher, nicht wenige bleiben auch im Zwischenstadium des Folkpunk stecken (was gut ist, denn Folkpunk muss und soll es geben), aber manche machen gar erst Halt, wenn sie die pastoral-poppigen Gefilde eines John Denver oder James Taylor erreicht haben.
Spencer Burton spielte einst in einer Band namens Attack in Black, die sich anfangs noch einem aggressiven Post-Hardcore verschrieben hatte, sich dann aber via Rock und Folkrock/Folkpunk immer mehr in Richtung Folk bewegte.
Nun der scheinbar logische Endpunkt dieser Entwicklung: der vormalige Attack in Black-Gitarrist auf dem CD-Cover seines ersten Solo-Albums "Don´t Let the World See Your Love" in Westernstiefeln, kariertem Hemd, zotteligem Bart, mit melancholischem Gesichtsausdruck und Gitarre in Händen an eine Wand gelehnt. Und auf seiner Homepage in ruraler Idylle mit Kind, Hühnern und Pflanzen.
Im Album selbst dann dazu passend sehr ruhige, sanfte und sehr weiche Folkmusik. Wobei der Faktor Bremse und der Faktor Schmelz hier schon sehr ausgeprägt sind, ohne dass die Mischung aber immer aufgeht. Und so wünscht man sich dann insgeheim doch die melodiöse Konsequenz eines James Taylor oder zumindest etwas Punk-Pep herbei.
Aber, mit dem sehr traditionell anmutenden Blackbird´s Song ist doch ein kleines, feines Stück dabei, das es mir angetan hat. Auch, weil es vor einigen Monaten, als ich angefangen habe, es zu hören, wohl gerade die richtige Saite angeschlagen hat. Geht es hier doch in schönen akustischen Klängen unter anderem um das Ende eines langen Jahres, eine irgendwie verzauberte Winterszeit und darum, in den Gesang der Natur mit einzustimmen. Eine unaufdringliche, aber auf eigenartige Weise ans Herz gehende und Frieden evozierende Nummer, die man auch in einer längeren Schleife immer wieder hören kann, um einen Tag ausklingen zu lassen.
Spencer Burton - Blackbird´s Song (freier Download auf der Webseite des Künstlers, gemeinsam mit einer Version von "Silent Night")
Toronto, Ontario
Gewonnene Ränge: +4
Ein Faktum habe ich bei meiner Scott Matthew-Konzertrezension unterschlagen: der Musiker hat in seiner Jugend in der australischen Provinz Queensland in Punk-Bands gespielt. Übrig geblieben ist davon nur eine Coverversion von "Anarchy In The U.K.", die er auch in Linz zum Besten gegeben hat.
Es ist eine Entwicklung, die nicht wenige Punk-Musiker ereilt. Fast schon ein Klischee. Wenn die Wut nachlässt und die Lebensumstände gesetzter werden, wächst manchen ein langer Bart und der Kleidungsstil wandelt sich von keiner Zukunft zu einer Vergangenheit. Sie greifen dann zur akustischen Gitarre und spielen nachdenkliche Lieder zu Jahrhunderte alten Harmonien. Sicher, nicht wenige bleiben auch im Zwischenstadium des Folkpunk stecken (was gut ist, denn Folkpunk muss und soll es geben), aber manche machen gar erst Halt, wenn sie die pastoral-poppigen Gefilde eines John Denver oder James Taylor erreicht haben.
Spencer Burton spielte einst in einer Band namens Attack in Black, die sich anfangs noch einem aggressiven Post-Hardcore verschrieben hatte, sich dann aber via Rock und Folkrock/Folkpunk immer mehr in Richtung Folk bewegte.
Nun der scheinbar logische Endpunkt dieser Entwicklung: der vormalige Attack in Black-Gitarrist auf dem CD-Cover seines ersten Solo-Albums "Don´t Let the World See Your Love" in Westernstiefeln, kariertem Hemd, zotteligem Bart, mit melancholischem Gesichtsausdruck und Gitarre in Händen an eine Wand gelehnt. Und auf seiner Homepage in ruraler Idylle mit Kind, Hühnern und Pflanzen.
Im Album selbst dann dazu passend sehr ruhige, sanfte und sehr weiche Folkmusik. Wobei der Faktor Bremse und der Faktor Schmelz hier schon sehr ausgeprägt sind, ohne dass die Mischung aber immer aufgeht. Und so wünscht man sich dann insgeheim doch die melodiöse Konsequenz eines James Taylor oder zumindest etwas Punk-Pep herbei.
Aber, mit dem sehr traditionell anmutenden Blackbird´s Song ist doch ein kleines, feines Stück dabei, das es mir angetan hat. Auch, weil es vor einigen Monaten, als ich angefangen habe, es zu hören, wohl gerade die richtige Saite angeschlagen hat. Geht es hier doch in schönen akustischen Klängen unter anderem um das Ende eines langen Jahres, eine irgendwie verzauberte Winterszeit und darum, in den Gesang der Natur mit einzustimmen. Eine unaufdringliche, aber auf eigenartige Weise ans Herz gehende und Frieden evozierende Nummer, die man auch in einer längeren Schleife immer wieder hören kann, um einen Tag ausklingen zu lassen.
Spencer Burton - Blackbird´s Song (freier Download auf der Webseite des Künstlers, gemeinsam mit einer Version von "Silent Night")
Donnerstag, 14. Mai 2015
Dienstag, 12. Mai 2015
In Concert # 51: Scott Matthew, 30.4.2015, Posthof, Linz
Manchen Musikern eilt dieser Ruf voraus, wonach man sie nicht (nur) nach ihren Platten beurteilen möge, sondern insbesondere nach ihren Liveauftritten. Scott Matthew gehört dazu. Menschen, die ich nicht als große Musikenthusiasten bezeichnen würde, haben mir, nachdem sie ihn höchstpersönlich erlebt haben, davon vorgeschwärmt. Das macht neugierig.
Am 30. April war Scott Matthew im Posthof, zwei Tage bevor er auch das Donaufestival beehrte. Ein erstes Indiz für seine erstaunliche Breitenwirksamkeit. Ein zweites Indiz: ein sehr voller Großer Saal des Posthof (bestuhlt) und ein altersmäßiger quer geschichtetes Publikum. Scott Matthew ist ob dieses Zuspruchs positiv überrascht, wie er feststellt, und fühlt sich hier wohl.
Schon erhebt der mit hippem 19. Jahrhundert-Waldbewohner-Vollbart versehene Australier seine Stimme, dieses durchdringende Organ, begleitet von seiner Westerngitarre (dann auch: Ukulele) und seiner Band (Gitarre, Piano, Cello). Ich erschaudere ein wenig, aber wohlig. Obgleich sich Scott Matthew noch ein wenig justieren muss. Ein Schluck Wasser da, daneben wird eine Rotweinflasche geöffnet. Sie wird uns und den Künstler den ganzen Abend begleiten.
Eigenes Songmaterial des Scott Matthew, vorwiegend der ersten Alben, steht am Anfang des Programmes. Nachdenklich, introspektiv und in Moll sind seine Kompositionen gehalten. Aber, wer angesichts des schwermütigen Pathos seiner Stücke einen beständig traurig vor sich hin schmachtenden Leidensmann erwartet hat, wird überrascht. Matthew ist ein gut gelaunter Unterhalter, der zufrieden am Rotweinglas nippt, Anekdoten aus seinem Leben erzählt und das Publikum mit witzigen Bonmots bei Laune hält. Dieser Mann ist der Traum jeder Dinnerparty. Welch ein Kontrast zu den üblichen Indie-Gitarren-Acts, wenn sie cool ihre Instrumente schwenken, ab und zu gnädig einen Brocken ans Publikum werfen und alles in allem ein Feeling vermitteln, als wären sie ihr eigener Plattenspieler!
Aber Matthew hat auch musikalisch einiges drauf. Sein ausdrucksstarker, zuweilen erschütternder Bariton ist zu verschiedensten Varianten und Regungen fähig. Dunklen Perlen unterschiedlicher Größe und Textur gleich fluten seine Lieder durch den Saal.
Das Publikum versetzt diese raffinierte Mischung aus tragischer Herzausschüttung und freundlichem Gerede in zunehmende Entzückung. Es ist in seinem Bann gefangen, möchte ihn trösten, ihn umarmen. So ein netter Mensch und so ein schweres Herz! Scott Matthew weiß, jetzt ist der Weg zum Triumph nicht mehr weit. Er muss noch sein Trumpf-As hinaus hauen.
Zu diesem Zweck hat er sich ein beachtliches Repertoire an Coverversionen großer Songs geschaffen und 2013 mit "Unlearned" auch ein sehr erfolgreiches Album mit solchen vorgelegt. Weil Scott Matthew ein fast unanständig geschmackvoller Mann ist, sind das überwiegend großartige Songs wie "Darklands" von The Jesus And Mary Chain, "Annie´s Song" von John Denver (zu dessen Ehrenrettung er stilsicher antritt) oder "Into My Arms" vom Landsmann Nick Cave. Und starke Cover sind es auch.
Mit ihnen kriegt er sie alle: Die Musik-Nerds, die coolen Hipster, die Nostalgiker, sogar die Freunde von Popsongs, die in der Jugend mitgejohlt wurden ("I Wanna Dance With Somebody"). Mit seinen großartigen Interpretationen von "Annie´s Song" und "Into My Arms" kriegt er am Ende auch mich. Und auch die eigenen Werke bestehen großteils, wobei die doch verhältnismäßig ins poppige gewendeten Songs von aktuellen Longplayer "This Here Defeat" (eine schwere persönliche Niederlage, der arme Mensch!) sich erstaunlich firm ins Programm des Perfektionisten (deswegen auch eher keine Songwünsche) einfügen.
Am Schluss Standing Ovations und feuchte Augen. "Das ist alles, was ich heute in mir habe", sagt er dann, geradezu entschuldigend-flehentlich.
So sehr die Alben von Scott Matthew die Geschmäcker spalten mögen, so Welt umarmend und kompromissbereit agiert er on stage. Natürlich ist das auch eine perfekte Inszenierung, eine ausgeklügelte Balance. Aber letztlich wahrhaft perfektes Bühnenhandwerk, dass man einmal erlebt haben sollte.
Am 30. April war Scott Matthew im Posthof, zwei Tage bevor er auch das Donaufestival beehrte. Ein erstes Indiz für seine erstaunliche Breitenwirksamkeit. Ein zweites Indiz: ein sehr voller Großer Saal des Posthof (bestuhlt) und ein altersmäßiger quer geschichtetes Publikum. Scott Matthew ist ob dieses Zuspruchs positiv überrascht, wie er feststellt, und fühlt sich hier wohl.
Schon erhebt der mit hippem 19. Jahrhundert-Waldbewohner-Vollbart versehene Australier seine Stimme, dieses durchdringende Organ, begleitet von seiner Westerngitarre (dann auch: Ukulele) und seiner Band (Gitarre, Piano, Cello). Ich erschaudere ein wenig, aber wohlig. Obgleich sich Scott Matthew noch ein wenig justieren muss. Ein Schluck Wasser da, daneben wird eine Rotweinflasche geöffnet. Sie wird uns und den Künstler den ganzen Abend begleiten.
Eigenes Songmaterial des Scott Matthew, vorwiegend der ersten Alben, steht am Anfang des Programmes. Nachdenklich, introspektiv und in Moll sind seine Kompositionen gehalten. Aber, wer angesichts des schwermütigen Pathos seiner Stücke einen beständig traurig vor sich hin schmachtenden Leidensmann erwartet hat, wird überrascht. Matthew ist ein gut gelaunter Unterhalter, der zufrieden am Rotweinglas nippt, Anekdoten aus seinem Leben erzählt und das Publikum mit witzigen Bonmots bei Laune hält. Dieser Mann ist der Traum jeder Dinnerparty. Welch ein Kontrast zu den üblichen Indie-Gitarren-Acts, wenn sie cool ihre Instrumente schwenken, ab und zu gnädig einen Brocken ans Publikum werfen und alles in allem ein Feeling vermitteln, als wären sie ihr eigener Plattenspieler!
Aber Matthew hat auch musikalisch einiges drauf. Sein ausdrucksstarker, zuweilen erschütternder Bariton ist zu verschiedensten Varianten und Regungen fähig. Dunklen Perlen unterschiedlicher Größe und Textur gleich fluten seine Lieder durch den Saal.
Das Publikum versetzt diese raffinierte Mischung aus tragischer Herzausschüttung und freundlichem Gerede in zunehmende Entzückung. Es ist in seinem Bann gefangen, möchte ihn trösten, ihn umarmen. So ein netter Mensch und so ein schweres Herz! Scott Matthew weiß, jetzt ist der Weg zum Triumph nicht mehr weit. Er muss noch sein Trumpf-As hinaus hauen.
Zu diesem Zweck hat er sich ein beachtliches Repertoire an Coverversionen großer Songs geschaffen und 2013 mit "Unlearned" auch ein sehr erfolgreiches Album mit solchen vorgelegt. Weil Scott Matthew ein fast unanständig geschmackvoller Mann ist, sind das überwiegend großartige Songs wie "Darklands" von The Jesus And Mary Chain, "Annie´s Song" von John Denver (zu dessen Ehrenrettung er stilsicher antritt) oder "Into My Arms" vom Landsmann Nick Cave. Und starke Cover sind es auch.
Mit ihnen kriegt er sie alle: Die Musik-Nerds, die coolen Hipster, die Nostalgiker, sogar die Freunde von Popsongs, die in der Jugend mitgejohlt wurden ("I Wanna Dance With Somebody"). Mit seinen großartigen Interpretationen von "Annie´s Song" und "Into My Arms" kriegt er am Ende auch mich. Und auch die eigenen Werke bestehen großteils, wobei die doch verhältnismäßig ins poppige gewendeten Songs von aktuellen Longplayer "This Here Defeat" (eine schwere persönliche Niederlage, der arme Mensch!) sich erstaunlich firm ins Programm des Perfektionisten (deswegen auch eher keine Songwünsche) einfügen.
Am Schluss Standing Ovations und feuchte Augen. "Das ist alles, was ich heute in mir habe", sagt er dann, geradezu entschuldigend-flehentlich.
So sehr die Alben von Scott Matthew die Geschmäcker spalten mögen, so Welt umarmend und kompromissbereit agiert er on stage. Natürlich ist das auch eine perfekte Inszenierung, eine ausgeklügelte Balance. Aber letztlich wahrhaft perfektes Bühnenhandwerk, dass man einmal erlebt haben sollte.
Sonntag, 10. Mai 2015
Rundumadum, im dritten Jahr
"Das Beste zum Schluss", haben wir uns gesagt und uns die Westseite des Rundumadum vom Kahlenberg nach Hütteldorf für das Ende unserer Wien-Umrundung aufgehoben.
Wir gehen allerdings wegen des Traglings nur mehr scheibchenweise. Daher war nach dem Bisamberg nun einmal die gerade einmal 8 Kilometer messende Strecke zwischen Strebersdorf und Nussdorf an der Reihe.
Eine schöne Einstimmung für die folgenden Etappen: Von Strebersdorf weg rücken uns immer wieder die Wiener "Berge" am anderen Donauufer ins Blickfeld. Vom Rand des friedlich in der Morgensonne liegenden Marchfeldkanals geht es hinunter zur Donau und auf die Donauinsel, von dieser über den Steg zum Handelskai und entlang des Donaukanals vorbei an der Nussdorfer Wehr und Schleuse zum freundlichen Tagesziel Nussdorf.
Ein abwechslungsreicher und gar nicht beschwerlicher, ausgedehnter Spaziergang mit schönen Ausblicken auf den Wiener Norden. Und der Tragling hat es auch schlafend mitgemacht. Das macht Lust auf mehr.
Bilder von allen Etappen.
Wir gehen allerdings wegen des Traglings nur mehr scheibchenweise. Daher war nach dem Bisamberg nun einmal die gerade einmal 8 Kilometer messende Strecke zwischen Strebersdorf und Nussdorf an der Reihe.
Eine schöne Einstimmung für die folgenden Etappen: Von Strebersdorf weg rücken uns immer wieder die Wiener "Berge" am anderen Donauufer ins Blickfeld. Vom Rand des friedlich in der Morgensonne liegenden Marchfeldkanals geht es hinunter zur Donau und auf die Donauinsel, von dieser über den Steg zum Handelskai und entlang des Donaukanals vorbei an der Nussdorfer Wehr und Schleuse zum freundlichen Tagesziel Nussdorf.
Ein abwechslungsreicher und gar nicht beschwerlicher, ausgedehnter Spaziergang mit schönen Ausblicken auf den Wiener Norden. Und der Tragling hat es auch schlafend mitgemacht. Das macht Lust auf mehr.
Bilder von allen Etappen.
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