Mittwoch, 6. Februar 2008

Trotzdem

Ja, so zeigt man Moral! Die österreichische Fußballnationalmannschaft hat im Ernst Happel-Stadion im EM-Vorbereitungsspiel gegen Deutschland eine aufopferungsvolle Partie gegeben! Trotz der sonderbaren Aussagen des Teamchefs vom Vortag, ja, vielmehr wohl gerade deswegen, wie das Statement von Roland Linz nach der ersten Hälfte zeigte, der meinte, man wolle ja schließlich wirklich gewinnen.. Hickersberger hat das Fass zum Überlaufen gebracht und seine Mannschaft hat mit erstaunlicher Charakterhaftigkeit darauf reagiert. Eine geniale psychologische Finte des Nationaltrainers? Ich zweifle erheblich daran, zu gut passt dieses Verhalten in das bisherige klägliche Muster. Also eher ein Zufallstreffer. Bleibt abzuwarten, ob dieser neugefundene Stolz auch vorhält, wenn es nicht gegen den gefühlten Lieblingsgegner geht.

Trotz unbändigen Einsatzes und einer vor Motivation geradezu glühenden österreichischen Elf hat es eine 0:3 Schlappe gegeben. Dies nur auf Pech zurückzuführen, wie dies Hickersbergers Cordoba-Kumpel Prohaska in der Analyse versuchte, greift zu kurz. Pech im Fußball kann allenfalls in einer schlechten, benachteiligenden Schiedsrichterleistung oder einem äußerst unglücklichen Spielverlauf bestehen, niemals, aber, niemals, sorry, in der Unfähigkeit, vorhanden Torchancen in Tore umzumünzen! Dies ist ja gerade die Königsdisziplin im Fußball. Die Unsitte, von einer unglücklichen Niederlage zu sprechen, wenn die eigenen Spieler mangels Konzentration, Entschlossenheit, Präzision und Schnelligkeit nicht in der Lage waren, den Ball ins Tor zu bugsieren, ist aus dem zutiefst menschlichen Gefühl heraus verständlich und nachvollziehbar, dass man vom Schicksal ungerecht behandelt wurde. Diese Sichtweise hat aber niente, null, nada mit der Realität zu tun! Noch unsinniger natürlich Prohaskas Behauptung, Österreich "hätte zur Pause 5:0 führen müssen". So als ob irgendjemand auch nur ansatzweise sagen könnte, wie Deutschland und Österreich im Falle einer Führung der Gastgeber reagiert hätten, wie sich das auf den Spielverlauf ausgewirkt hätte (Österreich ermauert ein 1:0? Deutschland schaltet einen Gang höher und gewinnt 7:1?).

Dennoch, diese österreichische Selektion hat Potenzial, das hat sie heute durchaus bewiesen, auch wenn die gefühls- und gnadenlose Fußballdampfwalze Deutschland wieder einmal gezeigt hat, wie man Effizienz schreibt. In Hickersbergers Truppe da gibt es Spieler, die in den Ligen Englands (Pogatetz, der Pardonnierte, der einst von Hickersberger verbannt wurde, weil er die Wahrheit sagte), Italiens (Manninger, Garics), Hollands (Prager), Portugals (Linz!), Griechenlands (Ivanschitz, Macho) und Russlands (Stranzl) ihren Mann stehen, da gibt es Riesentalente wie Harnik, Prödl und Kavlak. Das hat auch Deutschlands für Sachlichkeit bekannter Coach Jogi Löw erkannt, der im ORF-Interview verlauten ließ: "Die Österreicher haben gute Spieler, das haben wir gewusst. Auch wenn die Österreicher oft selbst nicht dran glauben. " Touché, Hicke! Vielleicht ist der rot-weiß-rote Coach aber von der heutigen Vorstellung doch so beeindruckt, daß er jetzt eine zeitlang davon abläßt, seine eigenen Spieler und den österreichischen Fußball im Allgemeinen herunterzureden. Anlass dazu hätten ihm seine Akteure heute gegeben. Schlecht, nein schlecht ist dieses Spielermaterial sicherlich nicht. Hoffentlich wird es in Zukunft auch nicht mehr dermaßen vercoacht.

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