Yeasayer sind eine sehr interessante neue Band aus Brooklyn, New York. Die Musik, die sie machen, würde ich als PsychedelicGospelFolk bezeichnen, und ich wollte immer schon einmal wissen, wie sie live wirkt. Eindrucksvoll, war die Mutmaßung. Letzte Woche am Mittwoch haben diese vier Herren nun in Wien in der Arena gastiert. Ich hatte für dieses Konzert eine Eintrittskarte à 30 Euronen.
Ich habe das Konzert verpasst.
Der Grund lag darin, dass Yeasayer als Vorband für eine isländische Post-Rock-Kapelle namens Sigur Rós auftraten. Weil die Arena-Veranstalter aus irgendwelchen Gründen nicht rechtzeitig mitbekommen hatten, dass diese elegischen Isländer geschlagene zwei Stunden zu spielen beabsichtigten, musste das Konzert früher als geplant beginnen. So hat es mir zumindest ein freundlicher, bärtiger T-Shirt-Standler erzählt. Als die beiden Vorbands, The Kissaway Trail (bei denen man mit Sicherheit nichts, absolut gar nichts, verpasst hat, wenn man sie nicht gehört hat) und eben Yeasayer (bei denen man alles verpasst hat) nun ihr Set spielten, befand sich meine Eintrittskarte noch im Anfahrtsstau. Als ich endlich drinnen war, legte die Haupattraktion des Abends gerade die Instrumente weg.
Dann kamen noch Sigur Rós.
Sigur Rós heben an und ab.
Die Isländer taten das, was ihr Metier ist. Das Metier von SR ist es, Musik für sensible Bobos und deren LebensabschnittspartnerInnen, wahlweise des einen oder des anderen Geschlechts, zu produzieren. "Ja klar, das ist Pärchenmusik", meinte nachher ein Bekannter, der das Konzert gemeinsam mit seiner Freundin verfolgt hatte. Mir war es ein typisches SR-Erlebnis: Da waren gelegentlich mal großartige, wahnwitzige Momente und dann folgten wieder Dekaden der Langeweile, geprägt durch eine Maschinerie, die darauf ausgelegt ist, ein bewährtes Konzept des Evozierens einer bestimmten Gefühlslage bei einer genau ausgemachten und ins Visier genommenen Zielgruppe durchzuführen. Ein bisschen zu kalkuliert, wie der letzte Wes Anderson-Film. Da fehlte das Abgründige, das Unvorhergesehene, das echte Genialität entfacht. Die zwischendurch eingestreuten zirzensischen und clownesken Einlagen, wie vorbeimarschierende Blasmusikapellen und Ähnliches, machten das nicht besser, im Gegenteil. Hier wurde nur pseudo-avantgardistischer Bobo-Humor aus einer unteren Schublade hindrapiert.
Menschen, Celli und ein Feuerball an Emotionen!
Unangenehm war das alles in allem freilich auch wieder nicht, dieses Dahintreiben im Sigur Rós´schen Brei, aber eben auch nicht wirklich prickelnd. Vielleicht wäre es wirkunsgvoller gewesen, wenn wir näher an der Bühne gestanden wären, nicht relativ weit hinten und schräg dazu positioniert. Aber dafür waren wir ja zu spät eingetroffen. Nach einiger Zeit beschloss ich daher, mich aus dem Sog des nordischen Klangkörpers zu entwinden und ließ die in liebevoller Seligkeit neben mir dahinschunkelnden zwei schwulen Pärchen sowie T., der mir inzwischen zwei Bier gekauft hatte, weil es ihm doch irgendwie unangenehm war, dass ich das Yeasayer-Konzert (wegen seiner staubedingt verspäteten Ankunft, wie er irrig annahm) verpasst hatte, zurück. Ich ging zum T-Shirt-Stand und kaufte bei dem bärtigen Typen ein Yeasayer-Teil.
Das Yeasayer-Shirt.
Ich kehrte zur Bühne zurück und wenig später war das Konzert beendet.
Ein FM4-Redakteur fiel mich hinterrücks mit einem Mikrophon an, fragte, wie mir SR gefallen hätten und ich sagte ihm meine Meinung. Ich glaube nicht, dass sie das gesendet haben.
Eine Schulkollegin erblickte mich, sah mich erstaunt an und fragte: "Duu auf einem Sigur Rós-Konzert?!"
Nein, auf einem Yeasayer-Konzert, da war ich. Und es hat Spaß gemacht.
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3 Kommentare:
besagter t. gruesst aus den staaten. der strand von miami ist menschenleer. die computer sind belagert, unser winzer der neue star. mw for president!
Erstaunlich, wo ich doch gar nicht auf Spanisch blogge!
sie verwenden brabbelfisch. es kommt ihnen aber dennoch oder grade deswegen spanisch vor
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