Erlesen!
http://www.youtube.com/watch?v=gEyFH-a-XoQ
Dienstag, 31. März 2009
Sonntag, 29. März 2009
Die große Wandspruchwahl, Berichtigung!
Unsere Umfrage wurde offensichtlich Opfer eines kreationistischen Hackerangriffs. Das Dawkins-Zitat muss nämlich korrekt lauten:
Wörter sind unsere Diener, nicht unsere Herren.
So macht das auch gleich viel mehr Sinn!
Bitte das beim Abstimmverhalten zu berücksichtigen (Korrektur unmöglich, da die Abstimmung bereits im Gange ist).
Wörter sind unsere Diener, nicht unsere Herren.
So macht das auch gleich viel mehr Sinn!
Bitte das beim Abstimmverhalten zu berücksichtigen (Korrektur unmöglich, da die Abstimmung bereits im Gange ist).
Samstag, 28. März 2009
Die große Wandspruchwahl
Dass dieses Blog ein durchaus interaktives Blog ist, haben regelmäßige LeserInnen sicherlich schon bemerkt. Kommentare sind sehr gern gesehen und werden meist auch von mir persönlich durch Antwort gewürdigt. Selbstverständlich ist außerdem jeder, der etwas für mitteilenswert hält, herzlich eingeladen, Gastbeiträge zu liefern, was Sarah und Istanbul-Georg in jüngerer Vergangenheit auch schon in Form von eigenen Rubriken getan haben. Und schließlich gibt es da dann auch noch die LeserInnen-Umfragen.
Mit einer dieser Umfragen habe ich unlängst einige LeserInnen und FreundInnen recht hartnäckig behelligt. Die Ergebnisse dieser höchstpersönlich durchgeführten Umfrage findet ihr bald auf diesen Seiten.
Eine weniger aufdringliche Form des Meinungsausforschens ermöglicht ein von Blogger zur Verfügung gestelltes Gadget, die in die Seite einfügbare Poll.
Und die wiederum ermöglicht es euch jetzt sogar an der Gestaltung unserer Wohnung teilzunehmen!
Seit einiger Zeit (so ziemlich genau seit wir den Baader Meinhof Komplex im Kino gesehen haben) hängt bei Sarah und mir nämlich das über der Wohnzimmertür :
Sarah hat diese Tradition der Wandsprüche aus ihrer alten Wohnung mitgebracht. Eine feine Tradition, wie auch ich finde.
Was das also jetzt mit euch zu tun hat?
Ganz einfach: ihr sollt unseren nächsten Wandspruch bestimmen! Bitte beteiligt euch eifrig an unserer Poll rechts oben! Mehrere Antworten sind möglich.
Mit einer dieser Umfragen habe ich unlängst einige LeserInnen und FreundInnen recht hartnäckig behelligt. Die Ergebnisse dieser höchstpersönlich durchgeführten Umfrage findet ihr bald auf diesen Seiten.
Eine weniger aufdringliche Form des Meinungsausforschens ermöglicht ein von Blogger zur Verfügung gestelltes Gadget, die in die Seite einfügbare Poll.
Und die wiederum ermöglicht es euch jetzt sogar an der Gestaltung unserer Wohnung teilzunehmen!
Seit einiger Zeit (so ziemlich genau seit wir den Baader Meinhof Komplex im Kino gesehen haben) hängt bei Sarah und mir nämlich das über der Wohnzimmertür :
Sarah hat diese Tradition der Wandsprüche aus ihrer alten Wohnung mitgebracht. Eine feine Tradition, wie auch ich finde.
Was das also jetzt mit euch zu tun hat?
Ganz einfach: ihr sollt unseren nächsten Wandspruch bestimmen! Bitte beteiligt euch eifrig an unserer Poll rechts oben! Mehrere Antworten sind möglich.
Donnerstag, 26. März 2009
Rückblog 08 # 3: 2008 im Kino, Teil 1/4
2008 war auch ein Kinojahr. Zwar hat man schon jetzt den Eindruck, dass dieser Jahrgang- Wall-E hin, Dark Knight her - von 2009 klar in den Schatten gestellt werden wird, doch auch 2008 gab es viele Gründe, in das Lichtspielhaus des Vertrauens zu pilgern. Und wie jedes Jahr habe ich auch in diesem Jahr jeden Film, den ich gesehen habe, bewertet und in ein Jahresranking eingefügt.
Das Ranking in gestürzter Reihenfolge (19-11):
19 Todd Haynes: "I´m Not There" 2.5
Haynes überhebt sich an dem Versuch, das selbst gewählte Enigma Dylan adäquat abzubilden. Ein Film, der wie ein verrätselter Dylan-Song sein will, letztlich aber doch allzu oft nur Klischees in hochverschnörkelter Form wieder gibt. Es gelingen starke Momente - vor allem dank guter schauspielerischer Leistungen - aber viel mehr schon nicht. Wer wirklich mit Bob Dylan in Kontakt treten will, der sehe die nüchtern-verbindliche Scorsese-Dokumentation "No Direction Home" oder studiere gleich den Meister selbst. In "I´m Not There" ist Dylan nicht wirklich da. Dem Kenner bietet dieser Film nichts fundamental Spannendes, dem Laien kommt er zu konfus daher.
18 Erwin Wagenhofer: "Let´s Make Money" 3
Der Zeitpunkt, zu dem dieser Streifen ins Kino kam, hätte in marketingtechnischer Hinsicht nicht viel günstiger gewählt werden können (Ironie des Kapitalismus). "Let´s Make Money" ist zweifellos ein wichtiger Film, auch wenn er eigentlich schon viel früher gemacht hätte werden sollen, nein, falsch, eigentlich hätten hunderter solcher Filme schon viel früher gemacht werden sollen. Die Dokumentation von Erwin Wagenhofer reißt allerdings cineastisch gesehen wahrlich keine Bäume aus. Ein eher lose aneinander gefügtes "Best of Worst of Finanzkapitalismus" in teilweise sonderbar schönen Bildern (Finanzkapitalismus ist anscheinend wirklich böse, aber er kann verdammt ästhetisch sein, wenn man im richtigen Zeitpunkt die Kamera draufhält..) ist sie geworden. Der intellektuelle Nährwert des Filmes dürfte nur einen Bruchteil eines guten Buches ausmachen, aber für das populär-erzieherische Bemühen gibt es drei Sterne.
17 Wes Anderson: "The Darjeeling Limited" 3
Die Anfangsszene steht emblematisch für den ganzen Film: Bill Murray versucht auf irgendeinem Bahnhof in Indien einen Zug zu erwischen, doch der fährt ihm vor der Nase weg. Die bobocineastische Zielgruppe darf sich prustend auf die Schenkel klopfen. Was folgt: jede Menge halblustiger Einlagen für die Zielgruppe, einige mehr als anständige schauspielerische Darbietungen und ein paar wahrlich Atem beraubende Standbilder des indischen Subkontinents. Alles in allem aber doch viel zu kalkuliert, viel zu wenig mutig, deutlich zu dröge.
16 Steven Spielberg: "Indiana Jones 4- The Kingdom Of The Crystal Skull" 3
Zum Glück gibt es ihn, den nostalgisch verklärten Blick. Er erspart es einem zuweilen, die Wahrheit in ihrer ganzen Übelhaftigkeit zu sehen. So ist es dann auch möglich, dem von vielen so lange herbei gesehnten vierten Teil der Saga um den amerikanischen Action-Archäologen drei Sterne zuzugestehen. Und das trotz der an Kindesweglegung grenzenden letzten 30 Minuten, dem dämlichsten Abschluss einer bedeutenden Kino-Saga seit Lichtspielgedenken. Ein Cut an der richtigen Stelle, das heißt eben unmittelbar vor dieser letzten halben Stunde, hätte dem alten Doctor Jones einen würdevollen Abgang verschaffen können - man hätte ihn ja zum Beispiel einfach in eine Schlangengube stürzen lassen können oder durch einen großen Stein beiseite räumen. Das wäre mutig gewesen. Auch ein tränenreicher Heldentod zur Rettung des Filius wäre passabel gewesen. Alles jedenfalls um Maya-Pyramiden besser als die letzten 30 Minuten. Aber uns bleibt ja noch die Nostalgie.
15 Uli Edel: "Der Baader Meinhof-Komplex" 3
Der "Baader Meinhof-Komplex" ist ein nicht unspannendes und durchaus lehrreiches Bernd Eichinger-Fernsehspiel fürs Kino (umgesetzt von dessen Filmdreherling Uli Edel). Allerdings leidet dieses Terrorgruppen-Biopic doch phasenweise etwas an platten Dialogen und plumpen Pointen (man verzeihe den Ausdruck in diesem Zusammenhang, aber er triffts leider irgendwie ["triffts leider" ist vielleicht auch unpassend]). Immerhin: das Erzähltempo stimmt und die Originalvorlage des Streifens scheint ob ihrer akribischen Genauigkeit Gewähr dafür zu bieten, dass der Historie hier halbwegs Genüge getan wurde. Somit ist dieser Komplex nicht mehr und nicht weniger als eine gut verdauliche, populär-geschichtlich-audio-visuelle Fassung des "Baader Meinhof Komplex" von Stefan Aust. Ein Seh-Hör-Lehrbuch sozusagen. Sowas muss und soll es wohl auch geben.
14 Marc Forster: "Quantum of Solace" 3
Daniel Craig ist immer noch, da besteht kein Zweifel, der beste James Bond aller Zeiten. Kein glatter Schnösel wie Sean Connery, kein Kasperl im Auftrag seiner Majestät wie Roger Moore und keiner von den anderen, an die sich schon jetzt keiner mehr erinnern will (gabs da nicht einen George Brosnanby?). Allerdings muss sich der beste Bond aller Zeiten immer noch mit Drehbüchern herumschlagen, die ihm nicht ganz gerecht werden. "Quantum of Solace" stellt zwar in dieser Hinsicht beinahe schon einen Quantensprung (Verzeihung!) gegenüber der seltsam langweilig-wirren zweiten Hälfte von "Casino Royale" dar, dafür hätte der Film definitiv ein paar Minütchen mehr vertragen können. Das Ende wirkt merkwürdig gedrängt. Am stärksten: tatsächlich die Sequenzen bei den Bregenzer Festspielen, und ich sage das nicht aus Patriotismus, denn danach ist mir zur Zeit nicht so wirklich. Ich habe den Film übrigens in Stockholm gesehen (das nur, um auch mich mit einer Art 007-Weltläufigkeit zu zieren..).
13 Vincent Paronnaud, Marjane Satrapi: "Persepolis" 3.5
Nach den allgegenwärtigen Lobeshymnen auf "Persepolis" waren die Erwartungen vielleicht ein bisschen hoch. Dass der Film diese Erwartungen enttäuscht hätte, wäre übertrieben. Die animierte Jugendbiographie der Comiczeichnerin Marjane Satrapi weiß durchaus zu gefallen. Die erzählte Geschichte besticht durch Charme und Wahrhaftigkeit. Besonders beeindruckend: die einigen Raum einnehmenden Wahrnehmungen aus der subjektiven Perspektive der Fremden Satrapi in der österreichischen Bundeshauptstadt. Am Anfang erschrickt man, fühlt sich fast persönlich angegriffen, doch dann erkennt man: das ist ein magischer Spiegel und er zeigt nicht das Schönste im Land. Bei all den starken Momenten ereilt allerdings interessanter Weise auch "Persepolis" ein wenig das Schicksal der meisten Literaturverfilmungen: man hat den Eindruck - auch, wenn man die Vorlage (noch) nicht kennt - dass da Auslassungen da sind, dass da unterirdische Verbindungsstränge gekappt werden mussten, um das Erzählwerk in eine andere Form, ein anderes Format zu pressen. A propos: der Comic ist natürlich eine große Empfehlung (den hab ich dank Brigitte dann nachgeholt)!
12 Joel Cohen, Ethan Coen: "No Country For Old Men" 3.5
Wenn alle Welt über die coole Frisur des Psychokillers spricht, dann sollte man ein wenig misstrauisch werden. Das klingt nämlich ein bisschen nach Quentin Tarantino, aber die Coen-Brüder sind nicht Tarantino. Ihr Stil ist anders, düsterer und auch von einem ernsthafteren Zynismus erfüllt, und vor allem: sie beginnen sich in "No Country For Old Men" leider zu wiederholen, zitieren sich immer öfter selbst. Auf der anderen Seite ist "No Country" von der filmischen Form her natürlich sehr fein gemacht - das war auch nicht anders zu erwarten. Vor allem am Anfang, wenn der Fokus auf den großartig-wandelbaren Josh Brolin gerichtet ist, ist das ganz großes Kino. Mit der Zeit lässt die Wirkung der Coenschen Stildroge aber doch merklich nach und ganz gegen Ende schaut man ob der üblichen zynischen Spärenzchen schon ein wenig auf die Uhr und wartet darauf, dass Javier Bardem und seine Triebtäter-Fönwelle endlich aus dem Bild wackeln. Auch wenn es die Coen-Puristen nicht gern hören werden: der schwächere ihrer beiden Filme in diesem Kinojahr.
11 Tim Burton: "Sweeney Todd - The Demon Barber Of Fleet Street" 3.5
Die Zeit unmittelbar nach Ende des Gerichtsjahres war für mich zeitweise wie ein Fall in ein tiefes Loch. Zuviel Zeit zum Nachdenken, zuviel Ungewissheit über die Zukunft. Just an jenem Abend, an dem dieser Zustand am schlimmsten war, beschloss ich, mich durch einen völlig absurden Musicalfilm über einen Menschen schlachtenden Barbier in eine andere Realität zu beamen. Das gelang nicht ganz so gut wie erwartet, aber dass mir der Streifen dann doch in ziemlich guter Erinnerung geblieben ist, spricht schon für die Imaginationskunst von Tim Burton. Sicher: er hat sich hier nicht selbst übertroffen, aber für das Genre des Musicalfilmes hat er hier definitiv eine relevanten Beitrag - man ist fast geneigt, von eine "Blutauffrischung" zu sprechen - geliefert.
http://www.youtube.com/watch?v=KVuoUBczMoI
Nächste Vorstellung im Rückblog: Die Plätze 10-6!
Das Ranking in gestürzter Reihenfolge (19-11):
19 Todd Haynes: "I´m Not There" 2.5
Haynes überhebt sich an dem Versuch, das selbst gewählte Enigma Dylan adäquat abzubilden. Ein Film, der wie ein verrätselter Dylan-Song sein will, letztlich aber doch allzu oft nur Klischees in hochverschnörkelter Form wieder gibt. Es gelingen starke Momente - vor allem dank guter schauspielerischer Leistungen - aber viel mehr schon nicht. Wer wirklich mit Bob Dylan in Kontakt treten will, der sehe die nüchtern-verbindliche Scorsese-Dokumentation "No Direction Home" oder studiere gleich den Meister selbst. In "I´m Not There" ist Dylan nicht wirklich da. Dem Kenner bietet dieser Film nichts fundamental Spannendes, dem Laien kommt er zu konfus daher.
18 Erwin Wagenhofer: "Let´s Make Money" 3
Der Zeitpunkt, zu dem dieser Streifen ins Kino kam, hätte in marketingtechnischer Hinsicht nicht viel günstiger gewählt werden können (Ironie des Kapitalismus). "Let´s Make Money" ist zweifellos ein wichtiger Film, auch wenn er eigentlich schon viel früher gemacht hätte werden sollen, nein, falsch, eigentlich hätten hunderter solcher Filme schon viel früher gemacht werden sollen. Die Dokumentation von Erwin Wagenhofer reißt allerdings cineastisch gesehen wahrlich keine Bäume aus. Ein eher lose aneinander gefügtes "Best of Worst of Finanzkapitalismus" in teilweise sonderbar schönen Bildern (Finanzkapitalismus ist anscheinend wirklich böse, aber er kann verdammt ästhetisch sein, wenn man im richtigen Zeitpunkt die Kamera draufhält..) ist sie geworden. Der intellektuelle Nährwert des Filmes dürfte nur einen Bruchteil eines guten Buches ausmachen, aber für das populär-erzieherische Bemühen gibt es drei Sterne.
17 Wes Anderson: "The Darjeeling Limited" 3
Die Anfangsszene steht emblematisch für den ganzen Film: Bill Murray versucht auf irgendeinem Bahnhof in Indien einen Zug zu erwischen, doch der fährt ihm vor der Nase weg. Die bobocineastische Zielgruppe darf sich prustend auf die Schenkel klopfen. Was folgt: jede Menge halblustiger Einlagen für die Zielgruppe, einige mehr als anständige schauspielerische Darbietungen und ein paar wahrlich Atem beraubende Standbilder des indischen Subkontinents. Alles in allem aber doch viel zu kalkuliert, viel zu wenig mutig, deutlich zu dröge.
16 Steven Spielberg: "Indiana Jones 4- The Kingdom Of The Crystal Skull" 3
Zum Glück gibt es ihn, den nostalgisch verklärten Blick. Er erspart es einem zuweilen, die Wahrheit in ihrer ganzen Übelhaftigkeit zu sehen. So ist es dann auch möglich, dem von vielen so lange herbei gesehnten vierten Teil der Saga um den amerikanischen Action-Archäologen drei Sterne zuzugestehen. Und das trotz der an Kindesweglegung grenzenden letzten 30 Minuten, dem dämlichsten Abschluss einer bedeutenden Kino-Saga seit Lichtspielgedenken. Ein Cut an der richtigen Stelle, das heißt eben unmittelbar vor dieser letzten halben Stunde, hätte dem alten Doctor Jones einen würdevollen Abgang verschaffen können - man hätte ihn ja zum Beispiel einfach in eine Schlangengube stürzen lassen können oder durch einen großen Stein beiseite räumen. Das wäre mutig gewesen. Auch ein tränenreicher Heldentod zur Rettung des Filius wäre passabel gewesen. Alles jedenfalls um Maya-Pyramiden besser als die letzten 30 Minuten. Aber uns bleibt ja noch die Nostalgie.
15 Uli Edel: "Der Baader Meinhof-Komplex" 3
Der "Baader Meinhof-Komplex" ist ein nicht unspannendes und durchaus lehrreiches Bernd Eichinger-Fernsehspiel fürs Kino (umgesetzt von dessen Filmdreherling Uli Edel). Allerdings leidet dieses Terrorgruppen-Biopic doch phasenweise etwas an platten Dialogen und plumpen Pointen (man verzeihe den Ausdruck in diesem Zusammenhang, aber er triffts leider irgendwie ["triffts leider" ist vielleicht auch unpassend]). Immerhin: das Erzähltempo stimmt und die Originalvorlage des Streifens scheint ob ihrer akribischen Genauigkeit Gewähr dafür zu bieten, dass der Historie hier halbwegs Genüge getan wurde. Somit ist dieser Komplex nicht mehr und nicht weniger als eine gut verdauliche, populär-geschichtlich-audio-visuelle Fassung des "Baader Meinhof Komplex" von Stefan Aust. Ein Seh-Hör-Lehrbuch sozusagen. Sowas muss und soll es wohl auch geben.
14 Marc Forster: "Quantum of Solace" 3
Daniel Craig ist immer noch, da besteht kein Zweifel, der beste James Bond aller Zeiten. Kein glatter Schnösel wie Sean Connery, kein Kasperl im Auftrag seiner Majestät wie Roger Moore und keiner von den anderen, an die sich schon jetzt keiner mehr erinnern will (gabs da nicht einen George Brosnanby?). Allerdings muss sich der beste Bond aller Zeiten immer noch mit Drehbüchern herumschlagen, die ihm nicht ganz gerecht werden. "Quantum of Solace" stellt zwar in dieser Hinsicht beinahe schon einen Quantensprung (Verzeihung!) gegenüber der seltsam langweilig-wirren zweiten Hälfte von "Casino Royale" dar, dafür hätte der Film definitiv ein paar Minütchen mehr vertragen können. Das Ende wirkt merkwürdig gedrängt. Am stärksten: tatsächlich die Sequenzen bei den Bregenzer Festspielen, und ich sage das nicht aus Patriotismus, denn danach ist mir zur Zeit nicht so wirklich. Ich habe den Film übrigens in Stockholm gesehen (das nur, um auch mich mit einer Art 007-Weltläufigkeit zu zieren..).
13 Vincent Paronnaud, Marjane Satrapi: "Persepolis" 3.5
Nach den allgegenwärtigen Lobeshymnen auf "Persepolis" waren die Erwartungen vielleicht ein bisschen hoch. Dass der Film diese Erwartungen enttäuscht hätte, wäre übertrieben. Die animierte Jugendbiographie der Comiczeichnerin Marjane Satrapi weiß durchaus zu gefallen. Die erzählte Geschichte besticht durch Charme und Wahrhaftigkeit. Besonders beeindruckend: die einigen Raum einnehmenden Wahrnehmungen aus der subjektiven Perspektive der Fremden Satrapi in der österreichischen Bundeshauptstadt. Am Anfang erschrickt man, fühlt sich fast persönlich angegriffen, doch dann erkennt man: das ist ein magischer Spiegel und er zeigt nicht das Schönste im Land. Bei all den starken Momenten ereilt allerdings interessanter Weise auch "Persepolis" ein wenig das Schicksal der meisten Literaturverfilmungen: man hat den Eindruck - auch, wenn man die Vorlage (noch) nicht kennt - dass da Auslassungen da sind, dass da unterirdische Verbindungsstränge gekappt werden mussten, um das Erzählwerk in eine andere Form, ein anderes Format zu pressen. A propos: der Comic ist natürlich eine große Empfehlung (den hab ich dank Brigitte dann nachgeholt)!
12 Joel Cohen, Ethan Coen: "No Country For Old Men" 3.5
Wenn alle Welt über die coole Frisur des Psychokillers spricht, dann sollte man ein wenig misstrauisch werden. Das klingt nämlich ein bisschen nach Quentin Tarantino, aber die Coen-Brüder sind nicht Tarantino. Ihr Stil ist anders, düsterer und auch von einem ernsthafteren Zynismus erfüllt, und vor allem: sie beginnen sich in "No Country For Old Men" leider zu wiederholen, zitieren sich immer öfter selbst. Auf der anderen Seite ist "No Country" von der filmischen Form her natürlich sehr fein gemacht - das war auch nicht anders zu erwarten. Vor allem am Anfang, wenn der Fokus auf den großartig-wandelbaren Josh Brolin gerichtet ist, ist das ganz großes Kino. Mit der Zeit lässt die Wirkung der Coenschen Stildroge aber doch merklich nach und ganz gegen Ende schaut man ob der üblichen zynischen Spärenzchen schon ein wenig auf die Uhr und wartet darauf, dass Javier Bardem und seine Triebtäter-Fönwelle endlich aus dem Bild wackeln. Auch wenn es die Coen-Puristen nicht gern hören werden: der schwächere ihrer beiden Filme in diesem Kinojahr.
11 Tim Burton: "Sweeney Todd - The Demon Barber Of Fleet Street" 3.5
Die Zeit unmittelbar nach Ende des Gerichtsjahres war für mich zeitweise wie ein Fall in ein tiefes Loch. Zuviel Zeit zum Nachdenken, zuviel Ungewissheit über die Zukunft. Just an jenem Abend, an dem dieser Zustand am schlimmsten war, beschloss ich, mich durch einen völlig absurden Musicalfilm über einen Menschen schlachtenden Barbier in eine andere Realität zu beamen. Das gelang nicht ganz so gut wie erwartet, aber dass mir der Streifen dann doch in ziemlich guter Erinnerung geblieben ist, spricht schon für die Imaginationskunst von Tim Burton. Sicher: er hat sich hier nicht selbst übertroffen, aber für das Genre des Musicalfilmes hat er hier definitiv eine relevanten Beitrag - man ist fast geneigt, von eine "Blutauffrischung" zu sprechen - geliefert.
http://www.youtube.com/watch?v=KVuoUBczMoI
Nächste Vorstellung im Rückblog: Die Plätze 10-6!
Dienstag, 24. März 2009
Montag, 23. März 2009
Parte Posting
Dem LASK zugeeignet..
http://www.youtube.com/watch?v=Hgw_RD_1_5I
In alter Verbundenheit.
Mitlerweile glaube ich ja, dass Peter-Michael Reichel in Wahrheit für Lord Sauron arbeitet und den Auftrag hat, den LASK sportlich und moralisch zu vernichten. Zuerst Klaus Lindenberger und dann Hans Krankl, das ist zuviel, viel zu viel. Ich fühle mich, als stünde ich kurz vor der Fahnenflucht. Haltet mich bitte irgendwie auf!
http://www.youtube.com/watch?v=Hgw_RD_1_5I
In alter Verbundenheit.
Mitlerweile glaube ich ja, dass Peter-Michael Reichel in Wahrheit für Lord Sauron arbeitet und den Auftrag hat, den LASK sportlich und moralisch zu vernichten. Zuerst Klaus Lindenberger und dann Hans Krankl, das ist zuviel, viel zu viel. Ich fühle mich, als stünde ich kurz vor der Fahnenflucht. Haltet mich bitte irgendwie auf!
Sonntag, 22. März 2009
Geschichte der Folterwerkzeuge # 1: Der Trackball
Der Trackball ist erstmals im frühen Mittelalter nachgewiesen (als "Dreckball"), wo er bereits im Zuge des Strafprozesses zum Einsatz kam. Wer den Trackball auf Anhieb mühelos meisterte, galt als "von louwterer Hant" und konnte somit seine Unschuld beweisen. Die alten Urkunden belegen jedoch keinen konkreten Fall, in dem das Gottesurteil zugunsten des Delinquenten ausgefallen wäre.
Mit der Einführung der "tortura" in der frühen Neuzeit erfuhr der "Trackball" einen Bedeutungswandel. Dominikanische Mönche perfektionierten ihn im 15. Jahrhundert in seiner Funktion als Folterinstrument. Unzählige Juden, Mauren und Häretiker wurden unter Einsatz des "Trackball" zwangskonvertiert.
Der Trackball, mit dem ich am Wochenende die Ehre hatte.
Mit der Einführung der "tortura" in der frühen Neuzeit erfuhr der "Trackball" einen Bedeutungswandel. Dominikanische Mönche perfektionierten ihn im 15. Jahrhundert in seiner Funktion als Folterinstrument. Unzählige Juden, Mauren und Häretiker wurden unter Einsatz des "Trackball" zwangskonvertiert.
Der Trackball, mit dem ich am Wochenende die Ehre hatte.
Samstag, 21. März 2009
Zwölf Entscheidungen
Der amerikanische Ex-Präsident George W. Bush plant also ein Buch über die zwölf schwierigsten Entscheidungen seiner Amtszeit.
Und wenn ihr es schon kaum glauben könnt, dass George W. Bush fähig ist, ein Buch zu schreiben, dann haltet euch jetzt fest:
Ich kann hiermit weltexklusiv die zwölf Kapitelüberschriften präsentieren!
Die zwölf schwierigsten Entscheidungen der Amtszeit von George W. Bush
1. Kaffee, Tee oder doch ein Griff in die präparierte Bibel?
2. Muss ich jetzt wirklich um 4 Uhr in der Nacht aufstehen, nur weil Cheney nicht schlafen kann?
3. Grinst Colin Powell immer so vor sich hin oder halte ich schon wieder die Verfassung verkehrt rum?
4. Reicht das für heute, wenn ich die Titelschlagzeile und den Cartoon der New York Times lese?
5. Was würde Jesus tun - bombardieren oder nicht bombardieren? Muss Cheney fragen.
6. Vier Brezel auf einmal, ist das nicht gefährlich? Nö!
7. Hab ich jetzt gerade dem mexikanischen Präsidenten das Trinkkgeld gegeben und nicht seinem Fahrer?
8. Ist das Ding, das da auf mich zufliegt, ein Schuh und wenn ja, soll ich ausweichen?
9. Setze ich die 3000 jetzt auf die Phillies oder doch lieber auf Tampa Bay?
10. Mit oder ohne Zucker?
11. Mit oder ohne Milch? Fühlt sich Powell persönlich angegriffen, wenn ich Milch nehme?
12. Soll ich jetzt wirklich aufhören so zu tun, als würde ich diesen Kindern etwas vorlesen?
Und wenn ihr es schon kaum glauben könnt, dass George W. Bush fähig ist, ein Buch zu schreiben, dann haltet euch jetzt fest:
Ich kann hiermit weltexklusiv die zwölf Kapitelüberschriften präsentieren!
Die zwölf schwierigsten Entscheidungen der Amtszeit von George W. Bush
1. Kaffee, Tee oder doch ein Griff in die präparierte Bibel?
2. Muss ich jetzt wirklich um 4 Uhr in der Nacht aufstehen, nur weil Cheney nicht schlafen kann?
3. Grinst Colin Powell immer so vor sich hin oder halte ich schon wieder die Verfassung verkehrt rum?
4. Reicht das für heute, wenn ich die Titelschlagzeile und den Cartoon der New York Times lese?
5. Was würde Jesus tun - bombardieren oder nicht bombardieren? Muss Cheney fragen.
6. Vier Brezel auf einmal, ist das nicht gefährlich? Nö!
7. Hab ich jetzt gerade dem mexikanischen Präsidenten das Trinkkgeld gegeben und nicht seinem Fahrer?
8. Ist das Ding, das da auf mich zufliegt, ein Schuh und wenn ja, soll ich ausweichen?
9. Setze ich die 3000 jetzt auf die Phillies oder doch lieber auf Tampa Bay?
10. Mit oder ohne Zucker?
11. Mit oder ohne Milch? Fühlt sich Powell persönlich angegriffen, wenn ich Milch nehme?
12. Soll ich jetzt wirklich aufhören so zu tun, als würde ich diesen Kindern etwas vorlesen?
Donnerstag, 19. März 2009
"Wir haben gerade ein Bildproblem"
Unglaublich. Er ist anscheinend dermaßen bildschirmgeil, dass er sich sogar beim Gedenkgottesdienst für die Opfer von Winnenden ins Bild rücken muss!
Habt Erbarmen und gebt ihm wieder einen Sender!! Auch, wenn es nur ein ganz kleiner ist (existiert Austria 9 eigentlich noch..?).
http://www.youtube.com/watch?v=Eed8A93L9hA
Vielen Dank an Christoph C.!
Habt Erbarmen und gebt ihm wieder einen Sender!! Auch, wenn es nur ein ganz kleiner ist (existiert Austria 9 eigentlich noch..?).
http://www.youtube.com/watch?v=Eed8A93L9hA
Vielen Dank an Christoph C.!
Dienstag, 17. März 2009
Onion der Woche
Diesmal ganz frisch aus der Zwiebelfabrik: Pro und Contra der Züchtung Gen-manipulierter Riesenkrabben!
Für LeserInnen in der Türkei und anderen Zensurstaaten:
http://www.youtube.com/watch?v=-Uq9pp586AE
Für LeserInnen in der Türkei und anderen Zensurstaaten:
http://www.youtube.com/watch?v=-Uq9pp586AE
Montag, 16. März 2009
Copy d´Etat
Seine Frau verkauft Platten und er selbst ist einer der vehementesten Lobbyisten der Content-Industrie: Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy. Da ist es nur mehr als peinlich, wenn die eigene Partei plötzlich mit einer Klage der Electro-Psychedelic-Pop-Band MGMT konfrontiert wird, weil im Präsidentschafts-Wahlkampf der Song "Kids" verwendet, aber die Rechteinhaber nicht vollständig bezahlt wurden. Laut Medienberichten hat man den New Yorkern € 1,25 als symbolische Entschädigung angeboten. Soviel ist die Kreativität von Künstlern also wert, wenn es darum geht, wieder gewählt zu werden.
Bild nicht mehr verfügbar. Monsieur le Raubkopiereur.
Bild nicht mehr verfügbar. Monsieur le Raubkopiereur.
Samstag, 14. März 2009
Subtext der Innenarchitektur
Donnerstag, 12. März 2009
Liam Ralph Neeson Fiennes
Der Savant ist ein bedauernswerter Mensch. Der Savant kann zwar eine fremde Sprache binnen einer Woche erlernen. Er kann auch die Zahl Pi bis 22.000 Stellen hinter dem Komma aufzählen. Leider kann der Savant sich aber die Gesichter seiner Freunde nicht merken, "weil sich die ständig verändern". Sowas aber auch.
Möglicherweise bin ich auch ein Savant (auch das noch, ein Mentalist und ein Savant in einer Person)! Zumindest das zuletzt über den Savant gesagte trifft nämlich auch auf mich zu: Mit dem Auseinanderhalten von Gesichtern habe ich es nicht so sehr. Das Einzige, das bei mir noch nicht entdeckt wurde, ist die Inselbegabung. Ansätze sind aber zweifellos vorhanden: Ich kann zB sämtliche Stellen der Zahl Pi vor dem Komma auswendig. Und, ich bin mir sicher, dass ich eine fremde Sprache innerhalb einer Woche verlernen kann, wenn ich nur will!
Aber zurück zum klarsten Hinweis, dass ich ein Inselbegabter bin (als Gegentheorie ließe sich anführen, dass ich es mit dem räumlichen Sehen nicht so habe, aber dafür gibt es ja sonst sehr wenige Anhaltspunkte). Aufgefallen ist mir das zuerst im Zusammenhang mit Liam Neeson und Ralph Fiennes. Im Film "Schindlers Liste" spielt Liam Neeson einen guten Nazi und Ralph Fiennes einen bösen Nazi. Ich hatte über die gesamte Dauer des Filmes größte Probleme, die beiden auseinander zu halten, obwohl der eine im normalen Mantel, der andere eher in SS-Montur herumläuft. Seit diesem Zeitpunkt bilden die beiden in meinem Kopf einen unzertrennbaren Klumpen. Wenn ich einen von den beiden schauspielern sehe, fällt mir automatisch der Name des anderen ein.
Jüngstes Beispiel: Ich war über die halbe Spieldauer von "The Reader" hinaus der Auffassung, dass ich es hier mit Liam Neeson zu tun habe (mehr zu dem Film dann in näherer Zukunft). Ich fürchte, da ist leider gar nichts zu machen. Eine Inselbegabung ist ein Schicksal.
Immerhin: Vorgestern sitze ich in der Kantine, da berichtet eine Kollegin von "The Reader", dem Film "mit Kate Winslet und Liam Neeson".
Wir sind nicht allein.
Möglicherweise bin ich auch ein Savant (auch das noch, ein Mentalist und ein Savant in einer Person)! Zumindest das zuletzt über den Savant gesagte trifft nämlich auch auf mich zu: Mit dem Auseinanderhalten von Gesichtern habe ich es nicht so sehr. Das Einzige, das bei mir noch nicht entdeckt wurde, ist die Inselbegabung. Ansätze sind aber zweifellos vorhanden: Ich kann zB sämtliche Stellen der Zahl Pi vor dem Komma auswendig. Und, ich bin mir sicher, dass ich eine fremde Sprache innerhalb einer Woche verlernen kann, wenn ich nur will!
Aber zurück zum klarsten Hinweis, dass ich ein Inselbegabter bin (als Gegentheorie ließe sich anführen, dass ich es mit dem räumlichen Sehen nicht so habe, aber dafür gibt es ja sonst sehr wenige Anhaltspunkte). Aufgefallen ist mir das zuerst im Zusammenhang mit Liam Neeson und Ralph Fiennes. Im Film "Schindlers Liste" spielt Liam Neeson einen guten Nazi und Ralph Fiennes einen bösen Nazi. Ich hatte über die gesamte Dauer des Filmes größte Probleme, die beiden auseinander zu halten, obwohl der eine im normalen Mantel, der andere eher in SS-Montur herumläuft. Seit diesem Zeitpunkt bilden die beiden in meinem Kopf einen unzertrennbaren Klumpen. Wenn ich einen von den beiden schauspielern sehe, fällt mir automatisch der Name des anderen ein.
Jüngstes Beispiel: Ich war über die halbe Spieldauer von "The Reader" hinaus der Auffassung, dass ich es hier mit Liam Neeson zu tun habe (mehr zu dem Film dann in näherer Zukunft). Ich fürchte, da ist leider gar nichts zu machen. Eine Inselbegabung ist ein Schicksal.
Immerhin: Vorgestern sitze ich in der Kantine, da berichtet eine Kollegin von "The Reader", dem Film "mit Kate Winslet und Liam Neeson".
Wir sind nicht allein.
Mittwoch, 11. März 2009
Der west-östliche Georg # 2
Georg Z., mein guter Freund aus Studentenheimtagen, befindet sich derzeit dort, wo das geographische Europa nach Asien hin am westlichsten endet und das geographische Asien aus europäischer Perspektive - etwas großzügig gesprochen - am wenigsten weit im Osten anfängt: am Bosporus. Er lebt dort in seinem momentanen Aggretatszustand als Austauschstudent im asiatischen Teil der Stadt in einer WG und erkundet die in jeder Hinsicht pulsierende Metropole Istanbul. Und ab und zu berichtet er hier davon.
Der Istanbuler Straßenhund - Produkt der Evolution oder ein Geschöpf Gottes?
Der Istanbuler Straßenhund - Produkt der Evolution oder ein Geschöpf Gottes?
Hallo Martin!
Jetzt melde ich mich schon wieder mit einer Negativ=
schlagzeile aus der Türkei. Das hat dieses schöne Land,
vor allem Istanbul mit seinen vielen einzigartigen und
kreativen Geistern, die hier leben, eigentlich
überhaupt nicht verdient ...ich verspreche bald
die zahlreichen Sonnenseiten meines hiesigen
Aufenthalts in den Fokus zu rücken. Nun aber
erstmal zur bitteren Realität.
Nachdem die türkische Regierung die Youtube-Seite per
Gesetz blockieren lies, ist nun ein weiteres Hassobjekt
religiöser Intoleranz an der Reihe: Darwin höchstpersönlich.
Im Zuge des Darwin-Jahres 2009 sollten auch in der Türkei
zahlreiche Medienberichte über Darwin und seine
Evolutionstheorie erscheinen. Das ist insofern ein
Fortschritt, als in normalen Schulen nichts darüber
unterrichtet wird.
Ein maßgeblicher Beitrag über Darwin sollte in der
populärwissenschaftlichen Zeitschrift
"Bilim ve Teknik"
(Wissenschaft und Technik) erscheinen. Der 15-seitige
Artikel samt Abbildung Darwins am Cover des Magazins
wurde vom türkischen Wissenschafts- und Forschungsrat
(Tübitak) kurz vor Drucklegung entfernt und die
verantwortliche Chefredakteurin Cigdem Atakuman
von ihrer Position entbunden (Ersatz-Thema: Klimaerwärmung).
Information am Rande: es handelt sich dabei um das einzige
derartige Magazin in der Türkei.
Die Aktion kann auch als Schuss vor den Bug gegenüber
anderen Medien gewertet werden und ist meiner Meinung
nach ein weiteres Beispiel für die zunehmend religiös
motivierte Politik der AKP-Regierung unter Erdogan.
Eine Isolation der Türkei auf Grund solcher Vorfälle
ist aus meiner Sicht aber völlig falsch. Hier leben einfach
zu viele vielversprechende und engagierte junge Menschen,
die aktiv und friedlich Widerstand leisten und unter
erheblichen Risiko wertvolle Aufklärungsarbeit betreiben.
Diese Menschen verdienen unsere Aufmerksamkeit und
unsere Anerkennung!
Lieber Martin! Ich wünsche dir die allerbesten Grüße
aus Istanbul und gelobe bald mehr zu schreiben ...
Georg
Dienstag, 10. März 2009
Sonntag, 8. März 2009
Die Festivalvorhersage von diesem Jahr
Um diese Zeit im Jahr, wenn es draußen noch kalt und ungemütlich ist, beginnen sich bereits die Eckdaten der Festivals des Sommers heraus zu kristallisieren. Das erlaubt uns einen kleinen Blick voraus und allenfalls sogar den Griff zum Stift, um Termine vorzumerken.
Das Beste zuerst: Weil gerade Wahlkampf war, hat Hans-Peter Haselsteiner die Ute-Bock-Stiftung gerettet. Weswegen es auch das vom KV Sozialforum Freiwerk veranstaltete, liebenswürdige Bock Ma´s-Festival in Timelkam weiterhin gibt. Und zwar dieses Jahr von 27. bis 29. August. Lineup steht zwar noch keines fest, aber das steht beim Bock Ma´s ohnehin nicht so sehr im Vordergrund, auch wenn es bisher immer gute Acts zu sehen und zu hören gab (letztes Jahr vor allem: Texta und Mauracher). Aber auf das Bock Ma´s fährt man sowieso zuerst einmal wegen der netten Atmosphäre, außerdem wegen des unübertroffenen Festivalgeländes auf der Burgruine Altwartenstein (auch wenn das Sozialforum dafür anscheinend eine nicht ganz unerhebliche Pacht an eine ortsansässigen Aristokratin blechen muss, zumindest, wenn man einer Mitarbeiterin des Organisationsteams glauben darf, mit der ich mich einmal auf einer Zugfahrt von Wien nach Linz unterhalten habe), wegen dem vielfältigen Angebot (beeindruckend im letzten Jahr: die Diskussion mit Ute Bock) und natürlich wegen der guten Sache. So soll das Fest auf der alten Burg auch dieses Jahr wieder ein Fixtermin sein, so nichts Gravierendes dazwischen kommt.
Auch das Kremser Donaufestival ist ernsthaft ins Kalkül zu ziehen, ist doch die musikalische Aufstellung wieder großartig geraten. Von 22. April bis 2. Mai geben sich hier Acts wie Sonic Youth, Antony & the Johnsons, The Bug oder Coco Rosie das Mikro in die Hand. Vor allem der 1. Mai mit Antony und Coco Rosie scheint fast ein Muss zu sein.
Gute Livemusik bietet erfahrungsgemäß auch das Nuke-Festival. Die Bands, die bisher bestätigt sind, rechtfertigen auch dieses Jahr wieder den Verdacht, das am 17. und am 18. Juli für feine Atmosphäre und engagierte Performances gesorgt sein dürfte. Moby, Jan Delay, Patrice und The Cat Empire haben zugesagt. Und die beste mir bekannte Liveband überhaupt: Calexico. Der Haken an der Sache ist allerdings, dass das Nuke dieses Jahr nicht mehr am Ufer der Traisen im St. Pöltner VAZ über die Bühne gehen wird, da es ins schnöde Pannonien, nach Wiesen, weichen musste.
Dies deshalb, da sich am Rande der niederösterreichischen Landeshauptstadt der große Bruder, das Frequency, das sich nun endlich aus dem Regenloch Salzburgring verabschiedet hat, breit machen wird. Zwischen 20. und 22. August wird es mit einiger Sicherheit, wie jedes Jahr, ein ziemliches Überangebot an großen Namen des zeitgenössischen Pop/Rock zu bestaunen geben. Und man wird wieder wie gehetzt über das Festivalgelände streifen, "um die auch einmal live gesehen zu haben". Die Vorteile des Umzuges liegen auf der Hand: die verbesserte Erreichbarkeit (und vor allem auch Verlassbarkeit) des Festivalgeländes, das nette Ambiente des Festivalgeländes mit der Traisen nebenan, sowie seine Nähe zu städtischer Infrastruktur. Genannt haben bisher unter anderem Mando Diao (deren klägliche Performance am 2006er-Frequency allerdings noch in unerfreulicher Erinnerung ist), Farin Urlaub Racing Team, Kettcar und die International Noise Conspiracy. Das haut einen jetzt zu Recht noch keineswegs um, aber da kommt mit hundertprozentiger Sicherheit noch viel, viel mehr!
Wer mit zeitgenössischer Rockmusik nicht so viel anfangen kann, der ist vermutlich mit dem (etwas irre führender Weise) „Nova Rock“ geheißenen Festival in der schattenlosen Steppe des Burgenlandes ganz gut bedient. Sollte es sich aber in diesem Jahr nicht ausgehen, ist das auch kein Grund zum Verzweifeln - das Lineup wird vermutlich in zwanzig Jahren immer noch genauso aussehen wie im Jahr 2009. Falls es einen aber doch in diese geographische wie musikalische Einöde verschlagen sollte, ein kleiner Tipp: es findet sich sicher eine Horde 16-jähriger HTL-Schüler, mit denen man sich gleich nach der Ankunft derart heftig einen hinter die Binde kippen kann, dass man auch beim gefühlten millionsten Metallica, Placebo, Faith No More oder Tote Hosen – Song des Lebens noch herzhaft mitschunklen und mitgrölen kann!
Auch das Lovely Days verfolgt einen ähnlichen Ansatz, nur sind die dort auftretenden Bands so alt, dass dem Ganzen schon wieder ein gewisser Charme zuzubilligen ist. Vermutlich müsste man aber schon Massen der dort höchstwahrscheinlich von Sandalen tragenden Spät-Hippies und Lederjacken-bewehrten Alt-Rockern feil gebotenen Substanzen konsumieren, um angesichts der auf diesem Festival üblicher Weise in rauer Zahl ihr Unwesen treibenden 70er-Jahre-Mainstream-Bands nicht in heller Panik die Flucht zu ergreifen. Immerhin: mit Deep Purple und Eric Burdon sind den Veranstaltern dieses Jahr zwei zumindest respektable Fänge gelungen. Das Festival findet am 10.7. in Wiesen statt, dauert also nur einen Tag, damit die Festivalbesucher nachher friedlich schlafen gehen können.
Einen Stopp lohnt meist das Pfingst Open-Air im grenznahen Hauzenberg bei Passau. Das Lineup ist meist klein, aber sehr fein, die Festivalgröße so, dass es phasenweise anstrengend sein kann, sich aber alles in allem noch im Rahmen hält. Für die von 29.-31. Mai steigenden Konzerte haben bisher unter anderem Blumentopf und die Stereo MCs zugesagt.
Auch unmittelbar vor den Toren von Linz ist jedes Jahr Festivalstimmung angesagt. Normalerweise zumindest. Dieses Jahr weist die Homepage des Ottensheim Open Air aber bisher nur Informationen über das schon verflossene "OHeim goes Big Little City 2.0" in KAPU und STWST auf. Mal schauen, ob das noch was wird, dieses Jahr. Ich wäre jedenfalls sehr gerne einmal dabei.
Auch das Urban Art Forms stellt für mich Land da, das es noch zu entdecken gäbe. Leider ist es in Wiesen (schon wieder!) und auch musikalisch vielleicht nicht jedermanns/fraus Sache. Dabei wäre diesmal ein Headliner zu begrüßen, der so ziemlich jede Reise (und jeden Gehörschaden) wert sein dürfte: Kraftwerk werden ihren Enkeln vermutlich zeigen, wo der Schaltkreis seinen Strom zapft.
Wer jetzt Lust bekommen hat, der möge sich bitte melden. Aber auch über andere Festivalvorschläge freue ich mich natürlich.
Das Beste zuerst: Weil gerade Wahlkampf war, hat Hans-Peter Haselsteiner die Ute-Bock-Stiftung gerettet. Weswegen es auch das vom KV Sozialforum Freiwerk veranstaltete, liebenswürdige Bock Ma´s-Festival in Timelkam weiterhin gibt. Und zwar dieses Jahr von 27. bis 29. August. Lineup steht zwar noch keines fest, aber das steht beim Bock Ma´s ohnehin nicht so sehr im Vordergrund, auch wenn es bisher immer gute Acts zu sehen und zu hören gab (letztes Jahr vor allem: Texta und Mauracher). Aber auf das Bock Ma´s fährt man sowieso zuerst einmal wegen der netten Atmosphäre, außerdem wegen des unübertroffenen Festivalgeländes auf der Burgruine Altwartenstein (auch wenn das Sozialforum dafür anscheinend eine nicht ganz unerhebliche Pacht an eine ortsansässigen Aristokratin blechen muss, zumindest, wenn man einer Mitarbeiterin des Organisationsteams glauben darf, mit der ich mich einmal auf einer Zugfahrt von Wien nach Linz unterhalten habe), wegen dem vielfältigen Angebot (beeindruckend im letzten Jahr: die Diskussion mit Ute Bock) und natürlich wegen der guten Sache. So soll das Fest auf der alten Burg auch dieses Jahr wieder ein Fixtermin sein, so nichts Gravierendes dazwischen kommt.
Auch das Kremser Donaufestival ist ernsthaft ins Kalkül zu ziehen, ist doch die musikalische Aufstellung wieder großartig geraten. Von 22. April bis 2. Mai geben sich hier Acts wie Sonic Youth, Antony & the Johnsons, The Bug oder Coco Rosie das Mikro in die Hand. Vor allem der 1. Mai mit Antony und Coco Rosie scheint fast ein Muss zu sein.
Gute Livemusik bietet erfahrungsgemäß auch das Nuke-Festival. Die Bands, die bisher bestätigt sind, rechtfertigen auch dieses Jahr wieder den Verdacht, das am 17. und am 18. Juli für feine Atmosphäre und engagierte Performances gesorgt sein dürfte. Moby, Jan Delay, Patrice und The Cat Empire haben zugesagt. Und die beste mir bekannte Liveband überhaupt: Calexico. Der Haken an der Sache ist allerdings, dass das Nuke dieses Jahr nicht mehr am Ufer der Traisen im St. Pöltner VAZ über die Bühne gehen wird, da es ins schnöde Pannonien, nach Wiesen, weichen musste.
Dies deshalb, da sich am Rande der niederösterreichischen Landeshauptstadt der große Bruder, das Frequency, das sich nun endlich aus dem Regenloch Salzburgring verabschiedet hat, breit machen wird. Zwischen 20. und 22. August wird es mit einiger Sicherheit, wie jedes Jahr, ein ziemliches Überangebot an großen Namen des zeitgenössischen Pop/Rock zu bestaunen geben. Und man wird wieder wie gehetzt über das Festivalgelände streifen, "um die auch einmal live gesehen zu haben". Die Vorteile des Umzuges liegen auf der Hand: die verbesserte Erreichbarkeit (und vor allem auch Verlassbarkeit) des Festivalgeländes, das nette Ambiente des Festivalgeländes mit der Traisen nebenan, sowie seine Nähe zu städtischer Infrastruktur. Genannt haben bisher unter anderem Mando Diao (deren klägliche Performance am 2006er-Frequency allerdings noch in unerfreulicher Erinnerung ist), Farin Urlaub Racing Team, Kettcar und die International Noise Conspiracy. Das haut einen jetzt zu Recht noch keineswegs um, aber da kommt mit hundertprozentiger Sicherheit noch viel, viel mehr!
Wer mit zeitgenössischer Rockmusik nicht so viel anfangen kann, der ist vermutlich mit dem (etwas irre führender Weise) „Nova Rock“ geheißenen Festival in der schattenlosen Steppe des Burgenlandes ganz gut bedient. Sollte es sich aber in diesem Jahr nicht ausgehen, ist das auch kein Grund zum Verzweifeln - das Lineup wird vermutlich in zwanzig Jahren immer noch genauso aussehen wie im Jahr 2009. Falls es einen aber doch in diese geographische wie musikalische Einöde verschlagen sollte, ein kleiner Tipp: es findet sich sicher eine Horde 16-jähriger HTL-Schüler, mit denen man sich gleich nach der Ankunft derart heftig einen hinter die Binde kippen kann, dass man auch beim gefühlten millionsten Metallica, Placebo, Faith No More oder Tote Hosen – Song des Lebens noch herzhaft mitschunklen und mitgrölen kann!
Auch das Lovely Days verfolgt einen ähnlichen Ansatz, nur sind die dort auftretenden Bands so alt, dass dem Ganzen schon wieder ein gewisser Charme zuzubilligen ist. Vermutlich müsste man aber schon Massen der dort höchstwahrscheinlich von Sandalen tragenden Spät-Hippies und Lederjacken-bewehrten Alt-Rockern feil gebotenen Substanzen konsumieren, um angesichts der auf diesem Festival üblicher Weise in rauer Zahl ihr Unwesen treibenden 70er-Jahre-Mainstream-Bands nicht in heller Panik die Flucht zu ergreifen. Immerhin: mit Deep Purple und Eric Burdon sind den Veranstaltern dieses Jahr zwei zumindest respektable Fänge gelungen. Das Festival findet am 10.7. in Wiesen statt, dauert also nur einen Tag, damit die Festivalbesucher nachher friedlich schlafen gehen können.
Einen Stopp lohnt meist das Pfingst Open-Air im grenznahen Hauzenberg bei Passau. Das Lineup ist meist klein, aber sehr fein, die Festivalgröße so, dass es phasenweise anstrengend sein kann, sich aber alles in allem noch im Rahmen hält. Für die von 29.-31. Mai steigenden Konzerte haben bisher unter anderem Blumentopf und die Stereo MCs zugesagt.
Auch unmittelbar vor den Toren von Linz ist jedes Jahr Festivalstimmung angesagt. Normalerweise zumindest. Dieses Jahr weist die Homepage des Ottensheim Open Air aber bisher nur Informationen über das schon verflossene "OHeim goes Big Little City 2.0" in KAPU und STWST auf. Mal schauen, ob das noch was wird, dieses Jahr. Ich wäre jedenfalls sehr gerne einmal dabei.
Auch das Urban Art Forms stellt für mich Land da, das es noch zu entdecken gäbe. Leider ist es in Wiesen (schon wieder!) und auch musikalisch vielleicht nicht jedermanns/fraus Sache. Dabei wäre diesmal ein Headliner zu begrüßen, der so ziemlich jede Reise (und jeden Gehörschaden) wert sein dürfte: Kraftwerk werden ihren Enkeln vermutlich zeigen, wo der Schaltkreis seinen Strom zapft.
Wer jetzt Lust bekommen hat, der möge sich bitte melden. Aber auch über andere Festivalvorschläge freue ich mich natürlich.
Donnerstag, 5. März 2009
Vergessene Kapitalen # 1
Im Fluss der Geschichte sind viele Städte versunken, die einmal zu großen Hoffnungen Anlass gegeben haben. Auch viele einstige Hauptstädte heute noch existierender Staaten sind dem Vergessen anheim gefallen. Hier werden sie wieder emporgeholt.
Staat: Illinois
Hauptstadt: Kaskaskia (1809-1820)
Staat: Illinois
Hauptstadt: Kaskaskia (1809-1820)
Dienstag, 3. März 2009
Sonntag, 1. März 2009
Linz 09 # 3: Der Hofer wars..
Samstag wars, die Wintersonne bemühte sich redlich. Auf Einladung der Fa. Hofer strömten überschaubare Volksmassen in das Linzer Schlossmuseum und das Lentos Kunstmuseum. Der wirkliche Wahnsinn hat sich gestern anscheinend, wie mir von einem im Lentos angetroffenen Freund berichtet wurde, im Landesmuseum abgespielt, wo die Toulouse-Lautrec-Schau gerade einen Tag alt war..
Mein Gast aus Wien und ich hatten damit eigentlich gar nicht gerechnet, recht war es uns aber dann doch. Denn einerseits bestand die einzige Wegmaut zum Museumsinneren in der Entgegennahme bunter Informationen der Fa. Hofer zu dieser jeden letzten Samstag im Monat stattfindenden Kostenlos-in-die-Ausstellung-Aktion. Andererseits war auch das Gedränge in der "Kulturhauptstadt des Führers" und vor allem in "Best of Austria" im Lentos dank der Umlenkung Richtung Landesmuseum durchaus erträglich.
"Die Kulturhauptstadt des Führers" (17.9.2008-29.3.2009)
Nur allzu gut erinnere ich mich noch an jene Konversation mit einem Mitarbeiter einer englischsprachigen Buchhandlung in Shanghai im Jahr 2005, in deren Zuge ich von meinem chinesischen Gegenüber gefragt wurde, wo in Österreich ("Austria, beautiful country!!") ich denn zuhause sei. "In Linz", gab ich zurück, "I don´t think you know .." Doch, siehe da, sein Gesicht hellte sich auf, wie das die Gesichter von Wissenden zu tun pflegen. "Of course I know Linz! This is where Hitler went to school!" Wumm. Da war ich so verblüfft, dass ich komischer Weise darauf zurückgab: "And Wittgenstein, too."
Hitler hat Linz immer als seine eigentliche Heimatstadt betrachtet, da kommen wir nicht drum herum. In Braunau am Inn mag seine Wiege gestanden haben, aber die Jahre seiner Jugend, in denen sein leidenschaftliches Interesse für die Künste und die Politik geweckt wurden, hat er in der Stadt an der Donau zugebracht.
Das hatte weit reichende Folgen. Linz wurde (neben Berlin, München, Nürnberg und Hamburg) zu einer der fünf "Führererstädte" erhoben, das besondere Augenmerk des Diktators lag auf der Stadt und deren Ausbau. Schon als Schüler hatte Hitler Pläne zu einer archtitektonischen Umgestaltung der oberösterreichischen Stadt gesponnen, nun war er in der Lage, deren Umsetzung in die Wege zu leiten. Von den für Linz - das nach Hitlers Vorstellungen ein "Deutsches Budapest" werden sollte - geplanten Monumentalbauten wurden, bedingt durch die Kriegsereignisse, nur vier verwirklicht, die einen zusammenhängenden Komplex bilden: die Nibelungenbrücke, das westliche und das östliche Brückenkopfgebäude sowie das an das westliche Brückenkopfgebäude anschließende nunmehrige "Heinrich-Gleissner-Haus", in dem heute die oberösterreichische ÖVP ihren Sitz hat.
Zusammen mit den "Hermann-Göring-Werken" (heute: VOEST) und zahlreichen Wohnbauten ergibt dies für Linz ein sehr augenfälliges Erbe der braunen Präsenz. Es gehört zu den unbestreitbaren Verdiensten der gegenwärtigen Stadtregierung, dass sich die oberösterreichische Landeshauptstadt in den vergangenen Jahren dieser düsteren Vergangenheit verstärkt gestellt hat - auch wenn nicht immer in jedem Einzelfall wirklich glücklich agiert wurde (dazu vielleicht einmal an anderer Stelle mehr). Da ist es nur folgerichtig, dass sich auch das Kulturhauptstadtjahr 2009 dieser Thematik nicht verschließt.
Die "Kulturhauptstadt des Führers" überrascht den Besucher insofern, als es sich hier nicht in erster Linie um eine detailierte Auseinandersetzung mit den Plänen Hitlers und seiner architektonischen Helfershelfern für Linz und deren teilweise Umsetzung handelt. Insofern ist der Ausstellungstitel ein wenig irreführend. Vielmehr stehen die Bedingungen im Mittelpunkt der Ausstellung, unter denen im Nationalsozialismus Kulturarbeit und Kunstschaffen von Statten ging bzw. verunmöglicht wurde. Was die Monumentalbauten betrifft, ist dem geplanten, aber nie verwirklichten "Führermuseum" ein Schwerpunkt gewidmet. In diesem Haus hätte eine große Sammlung von Hitlers persönlich bevorzugtem Kunststil, romantisch-konservativer Malerei des 19. Jahrhunderts, Aufnahme finden sollen. Zu diesem Zweck ließ der Diktator im ganzen Reich Kunstwerke zusammenrauben und -kaufen.
Kritisch betrachtet läuft die Ausstellung "Kulturhauptstadt des Führers" stellenweise Gefahr, sich an der Darstellung des riesigen Themenkomplexs Hitler-Nationalsozialismus-Linz-Kulturschaffen etwas zu übernehmen. Für eine wirkliche umfassende Darstellung der hier angeschittenen Fragestellungen erscheint sie etwas unterdimensioniert. Dennoch sind die einzelnen geworfenen Schlaglichter gut gewählt und umgesetzt und leisten, auch dank der Aktion unseres Lebensmitteldiskonters, eine wesentlichen Beitrag dazu, die Lebens- und Leidenswirklichkeiten der NS-Zeit einem breiteren Publikum zu vermitteln. Und das kann in Zeiten, in denen desorientierte junge Menschen Parteien wählen, die sich hämisch feixend - wie einst der aufsässige Linzer Realschüler Adolf H. - Kornblumen ans Revers heften, nur richtig sein.
"Best Of Austria"(2.1.-10.5.2009)
Vom Übelsten, dass aus unseren Fluren gekommen ist, zum Besten. Oder zumindest zu dem, was in Beantwortung einer eher ironischen Fragestellung der Linz '09- und Lentos-Leute von den österreichischen Museumsmachern und Sammlungseignern für dasselbige aus- und hergegeben wird.
Jetzt ist es natürlich nicht so, dass die Albertina einen Dürer oder das Kunsthistorische Museum die Saliera oder einen "echten" Brueghel (allerdings ein Werk aus seiner Werkstätte) donauaufwärts gesandt hätte. Auch die Reichsinsignien des Heiligen Römischen Reiches, die Venus von Willendorf oder "Der Kuß" waren im Lentos nicht gesichtet.
Das Gesamtergebnis macht dennoch durchaus Spaß. Zwar stellt der naturgemäß extrem eklektische Charakter der versammelten Exponate das wandernde Auge des Betrachters zeitweise vor gewisse Herausforderungen, dennoch ist die Qualität der anwesenden Kunst durchgehend so, dass man als kunstinteressierter Anwohner einmal vorbei geschaut haben sollte. Viel Österreichisches ist da klarer Weise dabei, von sehr arrivierten wie auch von jungen Künstlern. Gleichzeitig sind die "Antworten", die da gegeben wurden, ähnlich ironisch und humorvoll ausgefallen wie die Fragestellung. Da schickt die Liechtenstein-Sammlung das Porträt einer "Nudelesserin" des Urfahraner Künstlers Johann Baptist Reiter (1813-1890). Da kommt vom Kunsthistorischen Museum jenes Porträt der Kaiserin Maria Theresia, das in jedem österreichischen Schulbuch zu finden ist.
Natürlich erzeugt es jetzt eine gewisse intellektuelle Freude, über die Hintergründe der von den Damen und Herren Kuratoren getroffenen Entscheidungen nachzugrübeln. Trotzdem kommt man nicht umhin, festzustellen, dass der Tiefgang des Ausstellungskonzeptes dann doch ziemlich enden wollend ist. Das vorgeschobene Argument, man wolle hier zu einem Diskurs über die Sinnhaftigkeit von Bestenlisten an sich anregen, wird rasch als nicht sehr substantiell enttarnt - zu sehr ist diese spezifische Selektion von Sachzwängen und antizipierender Humoristik geprägt, um sinnbildlich für andere "Best-Ofs" stehen zu können.
Das spielt aber andererseits im Endeffekt auch wieder keine allzu große Rolle. Denn eines ist dieses Ausstellungsprojekt auf jeden Fall: ein recht authentischer Ausdruck des trockenen und zugleich Augen zwinkernden Linzer Humores, der gerade auch im (pop-)kulturellen Leben so schön zum Tragen kommt. Dinge gut zu machen, ohne sie deswegen gleich Todernst nehmen zu müssen, das kann man hier ganz gut, das entspricht dem Geist der Stadt.
Und schließlich erfüllt "Best of Austria" mit seinem Ansatz natürlich auch einen weiteren wertvollen Zweck: Menschen die Fülle von Kunstschaffen vor Augen zu führen und sie so zu der für sie persönlich vielleicht "passenden" Form hinzuführen. Wozu auch der Lebensmitteldiskonter wiederum einen Beitrag geleistet hätte.
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