Irgendein missgünstiger Gnom (gemeint ist nicht Alexander Wrabetz, eher so ein Wesen aus einer finsteren, finsteren Paralellwelt) hat sie im Fernsehprogramm des ORF ausgerechnet zwischen den "Simpsons" und "Scrubs" platziert: die schlechteste Fernsehserie der Welt.
Allein schon die darstellerische Performance. Wer gedacht hat, die Versuche eines Hansi Hinterseer oder Albert Fortell wären bereits die absolute, letztgültige Manifestation schauspielerischen Unvermögens, der wird hier eines schlechteren belehrt. Ein ehemaliger Popstar und ein ehemaliger Beinahe-Popstar flößen uns hier mit ihrer Mimik, ihrer Gestik, ihrem ganzen hilflosen Tun wieder Respekt vor ernsthafter, gut fundierter schauspielerischer Arbeit ein.
Jeanette Buhuhuhiedermann...
Auch was das Inhaltliche, die Dialoge, die Regie betrifft, ist das Ganze nicht wirklich prickelnd geraten. Gut, manch einer wird da jetzt einwenden, es handele sich eben um eine Telenovela. Da dürfe man eben nichts anderes erwarten. Das stimmt natürlich voll und ganz. Natürlich sind Telenovelas und Soaps geprägt von krampfhaften Dramatisierungen, lächerlichen Wendungen, schlechter Hintergrundmusik, miesen Schauspielern und einer billigen Machart. Und das alles auch noch mit voller Absicht. Andererseits ist die Sache mit den Soaps dann doch nicht ganz so einfach.
Seifenopern erfüllen ja durchaus wichtige soziale Zwecke. Seniorinnen bieten Sie einen täglichen Höhepunkt, eine Möglichkeit, sich in ein anderes Leben, in eine jugendliche Gegenwart, hineinzuträumen. Und der viel beschäftigten Hausfrau (oder meinetwegen auch dem Hausmann, obwohl Seifenopern nachwievor wohl eher ein weibliches Publikum ansprechen dürften, für welches das Format ja - zur Bewerbung von Haushaltsprodukten - ursprünglich entwickelt wurde) sind sie willkommenes, regelmäßig wiederkehrendes Pausenvergnügen. Da verbietet sich bis zu einem gewissen Grad die erhobene Nase. Dass man am Nachmittag ein Programm macht, das die in Frage kommende Zielgruppe auch nur annäherungsweise interessiert, kann man den Fernsehmachern nicht wirklich zum Vorwurf machen. Meiner Meinung nach gibt es wenige Nebensächlichkeiten auf diesem Planeten, die peinlicher sind, als die dumpfe Überheblichkeit mancher Kultur-Bobos (bevorzugter Lebensraum: Standard-Foren), die es nicht halten können, jedesmal, wenn sie im Fernsehprogramm einer Sendung ansichtig werden, die nicht auf dem Niveau einer Film Noir-Retrospektive angesiedelt ist, mit dem Erlagschein für die GIS-Gebühren zu wacheln und "Bildungsauftrag" zu schreien. Ein öffentlich finanzierter Rundfunk hat schließlich ein Programm für alle Menschen zu machen und nicht nur für eine selbst ernannte kulturelle Elite. Dass sich allerdings mittlerweile die ORF-Information immer tiefer in die Boulevard-Kloake begibt und nota bene aus dem letzten Loch pfeift, ist eine andere Geschichte..
" *Seufz* Wenn ich Dieter Bohlens Leibsklave geblieben wäre, müsste ich jetzt nicht jeden Tag mit dem immer gleichen Gesichtsausdruck aus dem Fernseher glotzen!"
Leider ist aber die hier thematisierte Soap von einer derartigen Qualität, dass man eigentlich schon anfangen muss, mit den anderen Seifenopern und Telenovelas Mitleid zu haben. Bei "Anna und die Liebe" nämlich wird ein Genre, das ohnehin schon schlecht genug, aber ehrlich schlecht ist, noch einmal der völligen Lächerlichkeit preisgegeben. Das Schlimme ist, dass hier einerseits offensichtlich der Versuch unternommen wird, eine irgendwie "coole" Telenovela für ein junges Publikum zu fabrizieren, die sich vom gefühlten Frischefaktor entfernt jenen Soap-ähnlichen Formaten nähert, die - mit großem Aufwand in Hochglanz produziert - im Hauptabendprogramm laufen und von Menschen gesehen werden, die meinen, dass sie nie Seifenopern anschauen würden ("Grey´s Anatomy" [zugegebener Maßen ziemlich gut gemacht], "Private Practice" [mies], "Desperate Housewives" [mies]). Gleichzeitig stinkt das hier Gebotene aber vom Schauspielerischen, von der regiemäßigen Mache oder von den Dialogen her dermaßen ab - sogar gegenüber herkömmlichen Seifenopern - dass man das Ergebnis nur als grottenschlecht bezeichnen kann. Richtig übel wird das Trauerspiel dann, wenn das Geschehen auch noch mit gefühliger Indiepop-Musik untermalt wird. Spätestens dann hätte jemand "Cut" rufen müssen.
Bis auf weiteres ist "Anna und die Liebe" hiermit die schlechteste Fernsehserie der Welt. Einwände wie etwa der, dass es zwischen den "Simpsons" und "Scrubs" sehr viele Fernsehserien sehr schwer haben würden, werden nicht zugelassen. Aber Alternativvorschläge werden natürlich gerne entgegengenommen.
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2 Kommentare:
Entschuldige, du hast wohl noch nie Lenzen&Partner, K11 oder Cobra 11 geschaut.
Die genannte Seifenoper habe ich noch nicht gesehen, aber schlechter als K11 geht wirklich nicht. Ausser im Kino Righteous Kill. Da klatschte das Publikum am Schluss weils so schlecht war.
War Jeanette Biedermann nicht irgend wann mal fesch?
Ansonsten... ich mein, ehrlich, wer schaut Scrubs und Simpsons in der Synchro?! /Bobo
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