Donnerstag, 17. Juni 2010

Atmosphäre

Schrecklich sind sie, diese Vuvuzelas. Tröten monton vor sich hin, erzeugen eine Lärmkulisse wie bei einem Rockkonzert. Scheren sich nicht darum, was auf dem Spielfeld geschieht, kommentieren nicht das Geschehen auf dem Rasen. Warum werden die eigentlich nicht verboten? Warum bringt die FIFA diesen südlichen Afrikanern nicht Manieren bei?

Was sich die erdreisten, ihrer Fußballbegeisterung einfach so auf ihre eigene Art und Weise Ausdruck zu verleihen! Haben hunderte Jahre kolonialer Versklavung und Jahrzehnte braver Apartheid-Pädagogik denn wirklich keine braven, zivilisierten Menschen aus diesen Wilden gemacht? Haben wir ihnen denn nicht beigebracht, wie man den Fußball spielt und wie man ihn zelebriert?

Nun, zum Glück gibt es diese Momente, wo die westliche Zivilisation die Oberhand behält. Heute zum Beispiel, beim Spiel Frankreich gegen Mexiko: Ein französischer Fußballer erobert den Ball, die Vuvuzelas schweigen gerade, ein wahrer Orkan von Buh-Rufen ergießt sich von den Rängen der mexikanischen Zuschauer auf das Spielfeld. Der deutsche Kommentator ist schwer ergriffen: "Endlich richtige Fußballatmosphäre hier, nicht dieses ständige Getröte!"

Genau. Wir wollen wieder kollektive Schmähungen des ballführenden Spielers und des Schiedsrichters hören, wir wollen englische Chöre, die besoffen "God Save the Queen" grölen. Wir wollen deutsche Fans, die die Holländer beschimpfen und umgekehrt. Wir wollen wieder, wie das diese deutsche Moderatorin so schön gesagt hat, "innere Reichsparteitage" feiern! Nicht dieses unbeschwerte afrikanische Getröte und Getrommle! Und, wir wollen, bitte, auf gar keinen Fall, von unserem post-kolonialistischen Thron heruntersteigen und einfach einmal akzeptieren, dass einem kein Zacken aus der Krone fällt, wenn man harmlose Äußerungen fremder Kulturen akzeptiert, ohne gleich zum Halali zu blasen.


PS: Die Vuvuzelas kann man übrigens auch ausschalten, wie man hier nachlesen kann (Dank an Albert). Und dann gibt es auch noch diesen Knopf, der sich Lautstärkenregler nennt. Der hat auch den Vorteil, dass man den Fußballkommentator oder die sprechenden Studioattrappen in der Halbzeitpause nicht mehr so gut versteht.

2 Kommentare:

Hannes hat gesagt…

Gut gebrüllt, Löwe. Dennoch ist das mit dem Tinitus nicht so lustig... jaja, ich weiß, denn kann man sich bei Konzerten/Festivals auch holen.

Danke nochmal für die Beherbergung!

Ein Winzer hat gesagt…

Ich versteh ja, dass die Vuvuzela für die Spieler und die Kommentatoren im Stadion vielleicht wirklich kein Spaß ist. Ich brauche sie auch nicht unbedingt in allen Stadien rund um die Welt - aber, das wir sowieso nicht passieren.

Aber, wenn die Südafrikaner der Vuvuzela huldigen wollen, dann sollen sie das bitte tun dürfen. Mich stören einfach die - oft auch chauvinistisch gefärbten - Beschwerden von Leuten, die zuhause vor dem Fernseher sitzen und eine Fernbedienung in der Hand haben..Daher meine kleine Polemik.

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