Ich war gestern erstmals in jenem Museum, das in den Medien immer wieder etwas hochtrabend als "größtes Universalmuseum Österreichs" bezeichnet wird - im Linzer Schlossmuseum.
Und ich war positiv überrascht. Wer sich unter einem "Universalmuseum" ein liebloses Nebeneinander von Zusammengekarrtem vorstellt, wird hier eines Besseren belehrt. Erstens sind die Dimensionen dieses Museums tatsächlich derart groß, dass man sehr viel Zeit auch einzelnen Teilbereichen widmen, sich darin vertiefen kann.
Zweitens werden die Exponate sehr ordentlich dargeboten. Das Museum wirkt reichhaltig, aber nicht überladen. Die Ausstellungsstücke sind sehr gut in Szene gesetzt. Die Informationen, die mittels Tafeln gegeben werden, sind nicht dermaßen üppig, dass es den Museumsbesucher überfordern würde und sie sind - vor allem - sehr gut geschrieben. Es ist kein trockenes Museumsdeutsch, das einem hier begegnet, es sind lebhafte Kommentare. In ihnen vermischt sich zuweilen Anekdotisches mit Kulturgeschichtlichem, zum Beispiel wenn man zu einem Bruckner-Porträt erfährt, dass der Komponist darauf gedrängt hat, die abgebildete Nase zu verkleinern, was aber von dem Maler verweigert wurde. Oder, wenn man ehrfürchtig vor jenem Hammerklavier steht, auf dem Beethoven einige seiner bedeutendsten Werke schuf und gegenüber ein Bildnis von seinem Ohrenarzt hängt.
Alle heimlichen Highlights dieser durchaus beachtlichen Sammlung aufzuzählen, würde aber jetzt zu weit führen. Auch die Sonderausstellungen, die derzeit im Schlossmuseum zu sehen sind, sind gut kuratiert. Jene, die sich der Geschichte der Spielkarten widmet, wirkt auf den ersten Blick in ihrer Aneinanderreihung von Spielkartensätzen etwas befremdlich, bei genauerem Hinsehen und -lesen offenbaren sich aber spannende kulturgeschichtliche Einblicke. Die zweite Sonderausstellung, die derzeit im Schlossmuseum zu sehen ist, widmet sich den Steppenvölker der Ukraine quer durch die Geschichte. Hier hat man es ohnehin mit einem Selbstläufer zu tun, denn der Goldschmuck der Skythen oder Sarmaten beeindruckt sowieso, unabhängig von ausstellerischen Anstrengungen.
Auch wenn die Sonderausstellungen natürlich zwangsläufig ein wenig aus dem Rahmen fallen, überzeugt das Linzer Schlossmuseum insgesamt vor allem auch dadurch, dass es wie aus einem Guss wirkt und beim Besucher das Gefühl entsteht, dass man sich mühelos zwischen den gut aneinander gefügten Teilbereichen (Technik, Natur, Kunst, Volkskultur, Archäologie, Geschichte) bewegen kann.
Das Linzer Schlossmuseum ist sicherlich keine Schau der vordergründig großen Sensationen, aber eine sehr fein aufbereitete, beachtliche Sammlung, in der es viel zu entdecken gibt. In ihrer Präsentationsweise erkennt man im Übrigen, meine ich, auch wieder einmal jenes typisch oberösterreichische Talent, Dinge gut auszuführen, ohne dabei die Bodenhaftung zu verlieren und den Humor - auch in der Form der Ironie, ja der Selbstironie - einzubüßen.
Sonntag, 8. August 2010
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