USA 2011
Diesen Grundsatz muss ich nun also leider auch auf "Pirates Of The Caribbean - On Stranger Tides" anwenden.
Dass der Film auf die dritte Dimension abzielt, sieht man ihm gleich an. Regisseur Rob Marshall spart nicht mit Schluchten, Klüften, hoch aufragenden Räumen. Das hat freilich auch auf einer großen 2D-Leinwand seinen unbestreitbaren Effekt. Die Settings, die funktionieren auch in diesem Jack Sparrow-Abenteuer, ebenso die Ausstattung. Damit sind die Vorzüge dieser vierten "Pirates of the Caribbean"-Ausgabe aber auch schon vollständig aufgezählt.
Von der Eigenart der drei Vorläufer, eine reichlich abstruse Geschichte mit so viel Witz und Schwung, mit Chuzpe, zu erzählen, dass man sie nicht nur akzeptiert, sondern glücklich in ihr aufgeht, ist nur die Abstrusität geblieben. Fast könnte man argwöhnen, dass hier sämtliche Schreiber, die zuvor für die guten Ideen zuständig waren, entlassen worden und durch 3D-Programmierer ersetzt worden sind, so kolossal scheitert dieses Drehbuch. "Pirates Of The Caribbean - On Stranger Tides" schippert vom Meer der Flachheit über den Ozean der Langeweile in den Abgrund der Konfusion.
Angesichts des erbärmlichen Skripts dürfte auch den Darstellern die Lust an der Arbeit vergangen sein. Johnny Depp wirkt lustlos, Penelope Cruz allzu oberflächlich. Letztere taugt kaum als adäquater Ersatz für die feurige Keira Knightley des dritten Teiles. Ähnliches gilt für jenen Schauspieler, dessen Name mir völlig gleichgültig sein darf, der mit offenem Mund und treudoofem Blick einen Missionar spielt und offensichtlich den Part ausfüllen muss, den Orlando Bloom hinter sich gelassen hat. Ergänzt wird die Menagerie durch einen neuen Bösewicht, Captain Blackbeard (Ian McShane), der nicht nur Seemänner in Zombies verwandeln kann, sondern auch durch sein bloßes, lethargisches Erscheinen auf der Leinwand den Zuschauer einem erholsamen Kinoschlaf nahe bringt. Spurenelemente von Humor offenbaren sich für Augenblicke, wenn Richard Griffiths den englischen König gibt oder Geoffrey Rush alias Captain Barbossa den Anzug und den Habitus eines rauen Piraten gegen jenen eines königlichen Freibeuters tauscht. Aber das hält nicht vor.
"Pirates Of The Caribbean - On Stranger Tides" ist leider nur ein ganz müder Aufguss der vorangegangenen Trilogie. Rob Marschall und sein Team lassen den Witz und den Charme kielholen und versenken Jack Sparrow und Co mit Bleigewichten in hoch in alle drei Dimensionen aufgetürmten und - paradox - zugleich doch ach so seichten Gewässern. R.I.P., Piraten der Karibik.
Meine Bewertung: 2 aus 5 Sternen
2 Kommentare:
Das liegt wohl am ehesten am Fehlen von Herrn Gore Verbinski. Welcher ja mit Rango einen anderen Film gemacht hat, der ebendiesen Witz wiederum hat. Gesehen habe ich aber beide Filme (noch) nicht.
gruss albert
Das Fehlen von Gore Verbinski und der Umstand, dass man ihn durch Rob Marshall ersetzt hat. Den ehemaligen Punkvideo-Filmer durch den ehemaligen Musicalregisseur zu ersetzen, war vielleicht bei diesem Stoff keine so gute Wahl. Andererseits denke ich, dass Gore Verbinski mit diesem Drehbuch auch so seine Probleme gehabt hätte..
Kommentar veröffentlichen