Wenn man schon ein Opernhaus vor der Haustüre hat, dann muss man das ausnutzen.
Und zwar so richtig. A la Hardcore.
Freitag, 31. Mai 2013
Donnerstag, 30. Mai 2013
Visualisierung
Mit der Music Animation Machine von Stephen Malinowski kann man die Komplexität großer Kompositionen nachvollziehen, ohne dass man in eine Partitur schauen muss.
Ein guter Einstieg ist die visuelle Aufbereitung des 1. Satzes des 4. Brandenburgischen Konzertes:
Noch eindrucksvoller macht sich Strawinskys revolutionäres Meisterwerk "Le Sacre du Printemps", das bekanntlich gestern seinen Hunderter begehen durfte.
Via Open Culture.
Ein guter Einstieg ist die visuelle Aufbereitung des 1. Satzes des 4. Brandenburgischen Konzertes:
Noch eindrucksvoller macht sich Strawinskys revolutionäres Meisterwerk "Le Sacre du Printemps", das bekanntlich gestern seinen Hunderter begehen durfte.
Via Open Culture.
Mittwoch, 29. Mai 2013
Globaler Eindruck
Ich finde ein Konzept wie die Google Global Impact Challenge auf den allerersten Blick ja etwas sonderbar. Wenn man zehn tolle Projekte hat, die die Welt mithilfe von Informationstechnologie ein bisschen besser machen wollen, warum unterstützt man dann nicht gleich alle diese Projekte? Warum macht man einen Wettbewerb draus? Muss heutzutage alles in einem Casting entschieden werden?
Vielleicht lässt es sich aber doch so rechtfertigen: die Aussicht auf einen Wettbewerb und einen Preis kann Organisationen helfen, ihre Energien für ein spannendes Projekt zu bündeln, die Idee kritisch zu durchleuchten, zuzuspitzen, zu perfektionieren. Zudem geht es bei derartigen Ereignissen natürlich immer auch um Imagetransfer. Nüchtern betrachtet gäbe es den Wettbewerb/das Preisgeld ohne diesen Mehrwert für den/die Veranstalter/Sponsoren vermutlich gar nicht. Und, es existiert einen unbestreitbaren Werbewert für alle TeilnehmerInnen. Die Projekte können weltweit bekannt gemacht werden, sodass es für sie im Idealfall letztlich gar nicht darauf ankommt, ob sie gewinnen oder nicht.
Wie dem auch sei, ich darf euch wegen persönlichem Bezug besonders auf das Projekt von Amnesty International aufmerksam machen, eine "Alarmknopf"-App für bedrohte MenschenrechtsaktivistInnen auf der ganzen Welt. Aber auch die anderen Projekte sind sicherlich einen Blick bzw. Click wert. Wählt weise und wählt rasch, nämlich noch bis 31. Mai 2013. HIER geht es zu den näheren Informationen und zur Abstimmung.
Vielleicht lässt es sich aber doch so rechtfertigen: die Aussicht auf einen Wettbewerb und einen Preis kann Organisationen helfen, ihre Energien für ein spannendes Projekt zu bündeln, die Idee kritisch zu durchleuchten, zuzuspitzen, zu perfektionieren. Zudem geht es bei derartigen Ereignissen natürlich immer auch um Imagetransfer. Nüchtern betrachtet gäbe es den Wettbewerb/das Preisgeld ohne diesen Mehrwert für den/die Veranstalter/Sponsoren vermutlich gar nicht. Und, es existiert einen unbestreitbaren Werbewert für alle TeilnehmerInnen. Die Projekte können weltweit bekannt gemacht werden, sodass es für sie im Idealfall letztlich gar nicht darauf ankommt, ob sie gewinnen oder nicht.
Wie dem auch sei, ich darf euch wegen persönlichem Bezug besonders auf das Projekt von Amnesty International aufmerksam machen, eine "Alarmknopf"-App für bedrohte MenschenrechtsaktivistInnen auf der ganzen Welt. Aber auch die anderen Projekte sind sicherlich einen Blick bzw. Click wert. Wählt weise und wählt rasch, nämlich noch bis 31. Mai 2013. HIER geht es zu den näheren Informationen und zur Abstimmung.
Montag, 27. Mai 2013
Rundumadum # 2
Nach letztem Donnerstag haben wir nun so gut wie halb Wien umwandert. Um diese Wegmarke zu erreichen, mussten wir noch von der Steinspornbrücke (siehe hier) durch die Lobau nach Essling gehen. Die Voraussetzungen waren ideal: Es war kühl, hat aber nicht geregnet und die Gelsen sind schön in ihren Nestern geblieben. Selbiges galt auch für die Wiener, der Nationalpark war ziemlich menschenleer.
Ich war das erste Mal überhaupt in der Lobau und war sehr angetan. Wahrscheinlich die schönste Wegstrecke bislang. Ein abwechslungsreicher Gang durch dichte Wälder, über Brücken, vorbei an kleinen Seen und Altwassern sowie an großen Wiesen mit unterschiedlichem Bewuchs. Auch der Historiker darf sich freuen: alle paar Kilometer gibt es ein Denkmal, das an die Anwesenheit der Napoleonischen Armee in der Lobau erinnert, auch wenn sich Napoleon selbst vermutlich nicht so gerne an die Lobau erinnert haben wird. Hat er doch schließlich 1809 bei Aspern und Essling seine erste Niederlage auf dem Schlachtfeld überhaupt erlitten.
Achja, Essling. Dort kamen wir aus raus. Irgendwo muss man ja rauskommen. Durch eine lange Straße, die von Vorgärten mit Armeen von Gartenzwergen und Pseudo-Renaissance-Plastiken aus Gips gesäumt war, ging es zur Bushaltestelle auf der Esslinger Hauptstraße. Wir vermuten, dass uns Derartiges auf den nächsten Etappen durch die Siedlungen Transdanubiens noch öfters begegnen wird. Mal sehen. In nicht allzu ferner Zukunft soll es (trotzdem) weiter gehen.
Ich war das erste Mal überhaupt in der Lobau und war sehr angetan. Wahrscheinlich die schönste Wegstrecke bislang. Ein abwechslungsreicher Gang durch dichte Wälder, über Brücken, vorbei an kleinen Seen und Altwassern sowie an großen Wiesen mit unterschiedlichem Bewuchs. Auch der Historiker darf sich freuen: alle paar Kilometer gibt es ein Denkmal, das an die Anwesenheit der Napoleonischen Armee in der Lobau erinnert, auch wenn sich Napoleon selbst vermutlich nicht so gerne an die Lobau erinnert haben wird. Hat er doch schließlich 1809 bei Aspern und Essling seine erste Niederlage auf dem Schlachtfeld überhaupt erlitten.
Achja, Essling. Dort kamen wir aus raus. Irgendwo muss man ja rauskommen. Durch eine lange Straße, die von Vorgärten mit Armeen von Gartenzwergen und Pseudo-Renaissance-Plastiken aus Gips gesäumt war, ging es zur Bushaltestelle auf der Esslinger Hauptstraße. Wir vermuten, dass uns Derartiges auf den nächsten Etappen durch die Siedlungen Transdanubiens noch öfters begegnen wird. Mal sehen. In nicht allzu ferner Zukunft soll es (trotzdem) weiter gehen.
Samstag, 25. Mai 2013
Glaskugel CL-Finale 2013
Das Champions League Finale 2013 naht oder- wie man es auch ausdrücken könnte - der Abend, an dem Schalke-Fans dringend ihre Garage aufräumen müssen! Wobei: einer von beiden verliert ja. Aber wer? Ich habe mit meinem Glasauge einen tiefen Blick in meine mystische Fußball-Glaskugel gewagt.
Der Matchtag.
Nachdem bereits Mario Götze wegen eines bedauerlicher Weise bereits vor dem Halbfinale fixierten Zahnarzttermines für die Dortmunder nicht zur Verfügung steht, ereilt den BVB zu Mittag der nächste Schlag: Mats Hummels ist vom Joggen nicht zurück gekehrt! Die britischen Anti-Terrorbehörden sprechen von einer tragischen Verwechslung. Hummels habe sich schnell bewegt und fremdländisch ausgesehen, nähere Informationen gibt es nicht.
Als ob das noch nicht genug wäre, lässt der FC Bayern in einer überraschend für 15 Uhr anberaumten Pressekonferenz eine Bombe platzen. Ein Journalist der BILD-Zeitung, der diese Metapher kurz darauf in den Mund nimmt, wird von maskierten Männern mit "Union Jack"-Abzeichen in ein dunkles Auto gezerrt. Karl Heinz Rummenigge erklärt in der Pressekonferenz, der FC Bayern habe es geschafft, den Signal Iduna Park in Dortmund käuflich zu erwerben, der zur Stunde von Bulldozern einer bayrischen Baufirma demontiert werde. Außerdem sei die Hypothek von René Weidenfellers Villa fällig gestellt worden, der Frisör von Marco Reus habe zugesperrt und die Frau von Hans-Jörg Watzke werde demnächst die Scheidung einreichen. Im Übrigen freue man sich aber, dass man einen derart würdigen Finalgegner habe. Zusätzlich gibt Rummenigge auch noch bekannt, dass Bayern vorsorglich den gesamten Kader von Bayer 04 Leverkusen unter Vertrag genommen hat. Qualifizierte Kartenabreißer seien eben schwer zu bekommen. Und: " Sie verdienen jetzt auch mehr!"
Das Spiel.
Jürgen Klopp ist es mittels einer mitreißenden Ansprache gelungen, seinen Spielern klar zu machen, dass es im Leben nicht um Freunde, Fans, Frauen, Frisuren oder Villen geht, sondern nur um das geile Gefühl! Die Schwarz-Gelben stürmen hoch motiviert aufs Spielfeld und entfesseln eine nie gesehene Angriffsoffensive. In der 5. Minute spielt Gündogan aus vierzig Metern Reus einen Ball millimetergenau auf den Fuß. Der ist so verdattert, dass er einfach drauf hält, woraufhin Robert Lewandowski seine scharfe Flanke freilich knapp verpasst. Kevin Grosskreutz aber, der vom 16-Meterraum angeschossen kommt, vollendet mit einem Beckenstoß die Vorlage von Reus zum 1:0 für Dortmund, nachdem er auf dem Weg dorthin eine tiefe Spur in den Bayern-Strafraum im Wembleystadion gerissen hat. Jürgen Klopp ruft: "Geil!", die Bayern wirken etwas geschockt.
Nach einer Pause zwecks Rasenpflege geht es weiter und die Borussia bleibt am Drücker, drängt auf das womöglich vorentscheidende 2:0. In der 16. Spielminute überschlagen sich die Ereignisse: Blaszczykowski schießt auf das Tor der Bayern, Neuer lässt den Ball abprallen, Lewandowski stolpert und verpasst knapp, doch Reus ist da und lupft ihn über den Münchner Keeper, jedoch nicht ins Tor, weil der zurück geeilte Mario Mandzukic auf der Linie rettet. Der Ball kommt postwendend zu Schweinsteiger, der drischt den Ball sofort weit in die gegnerische Hälfte, wo überraschender Weise bereits der seinen Bewachern enteilte Mario Mandzukic wartet und den Ball zum Ausgleich ins Tor schiebt. Jürgen Klopp ruft: "Geil!", aber sein Gesicht ist Wut verzerrt.
In der 24. Spielminute kommt es zu einem eher unappetitlichen Zwischenfall, als Wayne Rooney nur mít einer Bandana bekleidet über den Rasen des Stadions flitzt und den auf seinen Körper gesprayten Schriftzug "Buy Me, Bayern!" präsentiert. Beide Teams wirken daraufhin etwas geschockt, zur Pause steht es 1:1.
Die zweite Halbzeit beginnt schleppend, in der 64. Minute verpasst Lewandowski um Haaresbreite eine Flanke von Schmelzer. In der 67. Spielminute streckt ein Dortmund-Fan unvorsichtiger Weise eine Hand mit einem schwarz-gelben Fanwimpel in die Luft, woraufhin der Stadionsicherheitsdienst einen terroristischen Akt und/oder den Beginn einer verbotenen Fanchoreographie vermutet und diese sicherheitshalber herunter schießen lässt. Das Körperteil stürzt aufs Spielfeld, wo es von einer von Philipp Lahm in den Strafraum geschlagene Bayern-Flanke getroffen wird. Der Schiedsrichter ordnet die Hand irrtümlich Marcel Schmelzer zu und entscheidet auf Strafstoß. Nachdem er neun Mitspieler nieder gerungen und den Ball erobert hat, schreitet Arjen Robben zum Strafstoß. Er schießt, schlägt dann aber sofort die Hände vors Gesicht und läuft panisch aus dem Stadion. In der Zwischenzeit klatscht der Ball von der Stange und geht für Keeper Weidenfeller unhaltbar ins Tor. Bayern hat Robben verloren, ist aber dafür in Führung.
In der Folge drängt Dortmund gegen zehn Bayern verzweifelt auf den Ausgleich. In der 76. Minute setzt der sträflich frei stehende Lewandowski die Kugel aus neun Metern nur ganz knapp neben das Tor. In der 83. Spielminute materialisiert sich Thomas Müller, der Augenblicke zuvor noch gesehen wurde, wie er auf der Südtribüne einen Hotdog kauft, urplötzlich völlig frei stehend vor René Weidenfeller, doch der erinnert sich ebenso blitzartig an seine zu Unrecht fällig gestellte Hypothek und pariert glänzend. Die Mannschaft aus dem Ruhrpott wirft nun alles nach vorne. In Minute 89 fasst sich Gündogan ein Herz und zieht aus gut zwanzig Metern ab, die Kugel trifft aber nicht das Gehäuse der Bayern, sondern den Torrichter, dem durch die Wucht des Schusses und zum Entsetzen des Publikums der Kopf vom Torso gerissen wird. Zum Glück können die Spieler der beiden Mannschaft aber sofort feststellen, dass es sich bei dem Torrichter - wie übrigens auch bei seinem Kollegen auf der anderen Seite - lediglich um eine Wachsfigur gehandelt hat, was allerdings von der UEFA später heftigst dementiert wird. Das Spiel kann fortgesetzt werden und in der 94. Minute hat der Schiedsrichter die Pfeife bereits im Mund, als der BVB eine letztes Mal vor dem Strafraum des FC Bayern auftaucht. Reus schlägt den Ball mit grimmiger Entschlossenheit in das Getümmel vor dem Kasten, wo Lewandowski nicht hoch genug springt und auch sonst keiner den Ball erwischt, dieser jedoch durch die von Jürgen Klopp an der Outlinie erzeugten Schallwellen irgendwie über die Linie gedrückt wird.
Die Bayern liegen am Boden und weinen, die Wettquoten für einen Bayern-Sieg fallen ins Bodenlose. Die UEFA lässt Silbermedaillen mit der Aufschrift "Es soll halt nicht sein!" prägen. Uli Hoeneß blickt derart Herz zerreißend drein, dass ihn die beiden neben ihm auf der Tribüne sitzenden Steuerfahnder in den Arm nehmen und trösten müssen.
In der 101. Minute hebt Robert Lewandowski, frei stehend, das Leder nur einen guten halben Meter über das Tor. Auch die Dortmunder müssen nun ihrem hohen Anfangstempo Tribut zollen, sind aber die klar dominierende Mannschaft. Der Siegtreffer scheint nur mehr eine Frage der Zeit zu sein.
Und dann, nur wenige Minuten nach Beginn der zweiten Hälfte der Verlängerung, geschieht schier Unglaubliches. Mario Götze erscheint. Er hat einen BVB-Trainingsanzug an uns steht bewegungslos im Scheinwerferlicht des neuen Wembley-Stadions. Um ihn herum erstarrt jede Bewegung. Götze lächelt in die Kameras der Welt und zeigt goldene, mit Diamanten besetzte Zähne. Er war wirklich beim Zahnarzt! Der Dortmund-Anhang jubelt frenetisch, doch da reißt sich Götze schon, Clark-Kent-gleich den Trainingsanzug vom Leib, unter dem ein Bayern-Jersey sichtbar wird. Bayern-Trainer Jupp Heynckes nimmt ihn für Ribéry ins Spiel und Klopp schreit irgend etwas, das vielleicht "Nicht spielberechtigt!", möglicherweise aber auch "Geil!" heißen könnte, aber diesmal hört ihm niemand zu. Mit der ersten Ballberührung wirbelt Mario Götze durch die Dortmund-Defensive wie ein Finanzbeamter durch Uli Hoeneß´ Konten, die Westfalen scheinen wir gelähmt. Diesen Moment nutzt der grundsympathische Thomas Müller, der eine gute halbe Minute zuvor noch mit ein paar Fans, die keine Eintrittskarten ergattern konnten, in einem Pub in Kensington ein Pint getrunken hat, um Schmelzer an den Beinen zu packen und mit ihm die gesamte Dortmund-Viererkette weg zu kegeln. Dem Schiedsrichter ist die Sicht verstellt und der Torrichter hat keinen Kopf mehr. Der eingewechselte Shaqiri, der eben durch die Beine von Bender entwischt ist und der ebenfalls eingewechselte Götze spielen einen lockeren Doppelpass, den Götze zum 3:2 für die Bayern vollendet. Dortmund ist am Ende. Die Bayern haben es endlich geschafft.
Bei der Siegerehrung kommt es zu einer ergreifenden Szene, als ein Steuerfahnder Uli Hoeneß mit einer mitgebrachten Handschelle an den Champions League-Pokal kettet. "Den geben wir nicht mehr her!" ruft Hoeneß. Jupp Heynckes freut sich zunächst über seinen zigsten Titel, reagiert dann aber etwas verschnupft, als man ihm mitteilen, dass er nicht mit dem Bus mitfahren kann, weil sein Platz schon von Pep Guardiola besetzt ist.
Jürgen Klopp verabschiedet sich nach dem Spiel in einer emotionsreichen und gewohnt humorvollen Ansprache vom Fußball und verlässt die Sportwelt, um zuerst Trainer des Jahres, dann EU-Kommissionspräsident und schließlich - als Seine Heiligkeit Kloppus I. - Papst zu werden. Ende.
Der Matchtag.
Nachdem bereits Mario Götze wegen eines bedauerlicher Weise bereits vor dem Halbfinale fixierten Zahnarzttermines für die Dortmunder nicht zur Verfügung steht, ereilt den BVB zu Mittag der nächste Schlag: Mats Hummels ist vom Joggen nicht zurück gekehrt! Die britischen Anti-Terrorbehörden sprechen von einer tragischen Verwechslung. Hummels habe sich schnell bewegt und fremdländisch ausgesehen, nähere Informationen gibt es nicht.
Als ob das noch nicht genug wäre, lässt der FC Bayern in einer überraschend für 15 Uhr anberaumten Pressekonferenz eine Bombe platzen. Ein Journalist der BILD-Zeitung, der diese Metapher kurz darauf in den Mund nimmt, wird von maskierten Männern mit "Union Jack"-Abzeichen in ein dunkles Auto gezerrt. Karl Heinz Rummenigge erklärt in der Pressekonferenz, der FC Bayern habe es geschafft, den Signal Iduna Park in Dortmund käuflich zu erwerben, der zur Stunde von Bulldozern einer bayrischen Baufirma demontiert werde. Außerdem sei die Hypothek von René Weidenfellers Villa fällig gestellt worden, der Frisör von Marco Reus habe zugesperrt und die Frau von Hans-Jörg Watzke werde demnächst die Scheidung einreichen. Im Übrigen freue man sich aber, dass man einen derart würdigen Finalgegner habe. Zusätzlich gibt Rummenigge auch noch bekannt, dass Bayern vorsorglich den gesamten Kader von Bayer 04 Leverkusen unter Vertrag genommen hat. Qualifizierte Kartenabreißer seien eben schwer zu bekommen. Und: " Sie verdienen jetzt auch mehr!"
Das Spiel.
Jürgen Klopp ist es mittels einer mitreißenden Ansprache gelungen, seinen Spielern klar zu machen, dass es im Leben nicht um Freunde, Fans, Frauen, Frisuren oder Villen geht, sondern nur um das geile Gefühl! Die Schwarz-Gelben stürmen hoch motiviert aufs Spielfeld und entfesseln eine nie gesehene Angriffsoffensive. In der 5. Minute spielt Gündogan aus vierzig Metern Reus einen Ball millimetergenau auf den Fuß. Der ist so verdattert, dass er einfach drauf hält, woraufhin Robert Lewandowski seine scharfe Flanke freilich knapp verpasst. Kevin Grosskreutz aber, der vom 16-Meterraum angeschossen kommt, vollendet mit einem Beckenstoß die Vorlage von Reus zum 1:0 für Dortmund, nachdem er auf dem Weg dorthin eine tiefe Spur in den Bayern-Strafraum im Wembleystadion gerissen hat. Jürgen Klopp ruft: "Geil!", die Bayern wirken etwas geschockt.
Nach einer Pause zwecks Rasenpflege geht es weiter und die Borussia bleibt am Drücker, drängt auf das womöglich vorentscheidende 2:0. In der 16. Spielminute überschlagen sich die Ereignisse: Blaszczykowski schießt auf das Tor der Bayern, Neuer lässt den Ball abprallen, Lewandowski stolpert und verpasst knapp, doch Reus ist da und lupft ihn über den Münchner Keeper, jedoch nicht ins Tor, weil der zurück geeilte Mario Mandzukic auf der Linie rettet. Der Ball kommt postwendend zu Schweinsteiger, der drischt den Ball sofort weit in die gegnerische Hälfte, wo überraschender Weise bereits der seinen Bewachern enteilte Mario Mandzukic wartet und den Ball zum Ausgleich ins Tor schiebt. Jürgen Klopp ruft: "Geil!", aber sein Gesicht ist Wut verzerrt.
In der 24. Spielminute kommt es zu einem eher unappetitlichen Zwischenfall, als Wayne Rooney nur mít einer Bandana bekleidet über den Rasen des Stadions flitzt und den auf seinen Körper gesprayten Schriftzug "Buy Me, Bayern!" präsentiert. Beide Teams wirken daraufhin etwas geschockt, zur Pause steht es 1:1.
Die zweite Halbzeit beginnt schleppend, in der 64. Minute verpasst Lewandowski um Haaresbreite eine Flanke von Schmelzer. In der 67. Spielminute streckt ein Dortmund-Fan unvorsichtiger Weise eine Hand mit einem schwarz-gelben Fanwimpel in die Luft, woraufhin der Stadionsicherheitsdienst einen terroristischen Akt und/oder den Beginn einer verbotenen Fanchoreographie vermutet und diese sicherheitshalber herunter schießen lässt. Das Körperteil stürzt aufs Spielfeld, wo es von einer von Philipp Lahm in den Strafraum geschlagene Bayern-Flanke getroffen wird. Der Schiedsrichter ordnet die Hand irrtümlich Marcel Schmelzer zu und entscheidet auf Strafstoß. Nachdem er neun Mitspieler nieder gerungen und den Ball erobert hat, schreitet Arjen Robben zum Strafstoß. Er schießt, schlägt dann aber sofort die Hände vors Gesicht und läuft panisch aus dem Stadion. In der Zwischenzeit klatscht der Ball von der Stange und geht für Keeper Weidenfeller unhaltbar ins Tor. Bayern hat Robben verloren, ist aber dafür in Führung.
In der Folge drängt Dortmund gegen zehn Bayern verzweifelt auf den Ausgleich. In der 76. Minute setzt der sträflich frei stehende Lewandowski die Kugel aus neun Metern nur ganz knapp neben das Tor. In der 83. Spielminute materialisiert sich Thomas Müller, der Augenblicke zuvor noch gesehen wurde, wie er auf der Südtribüne einen Hotdog kauft, urplötzlich völlig frei stehend vor René Weidenfeller, doch der erinnert sich ebenso blitzartig an seine zu Unrecht fällig gestellte Hypothek und pariert glänzend. Die Mannschaft aus dem Ruhrpott wirft nun alles nach vorne. In Minute 89 fasst sich Gündogan ein Herz und zieht aus gut zwanzig Metern ab, die Kugel trifft aber nicht das Gehäuse der Bayern, sondern den Torrichter, dem durch die Wucht des Schusses und zum Entsetzen des Publikums der Kopf vom Torso gerissen wird. Zum Glück können die Spieler der beiden Mannschaft aber sofort feststellen, dass es sich bei dem Torrichter - wie übrigens auch bei seinem Kollegen auf der anderen Seite - lediglich um eine Wachsfigur gehandelt hat, was allerdings von der UEFA später heftigst dementiert wird. Das Spiel kann fortgesetzt werden und in der 94. Minute hat der Schiedsrichter die Pfeife bereits im Mund, als der BVB eine letztes Mal vor dem Strafraum des FC Bayern auftaucht. Reus schlägt den Ball mit grimmiger Entschlossenheit in das Getümmel vor dem Kasten, wo Lewandowski nicht hoch genug springt und auch sonst keiner den Ball erwischt, dieser jedoch durch die von Jürgen Klopp an der Outlinie erzeugten Schallwellen irgendwie über die Linie gedrückt wird.
Die Bayern liegen am Boden und weinen, die Wettquoten für einen Bayern-Sieg fallen ins Bodenlose. Die UEFA lässt Silbermedaillen mit der Aufschrift "Es soll halt nicht sein!" prägen. Uli Hoeneß blickt derart Herz zerreißend drein, dass ihn die beiden neben ihm auf der Tribüne sitzenden Steuerfahnder in den Arm nehmen und trösten müssen.
In der 101. Minute hebt Robert Lewandowski, frei stehend, das Leder nur einen guten halben Meter über das Tor. Auch die Dortmunder müssen nun ihrem hohen Anfangstempo Tribut zollen, sind aber die klar dominierende Mannschaft. Der Siegtreffer scheint nur mehr eine Frage der Zeit zu sein.
Und dann, nur wenige Minuten nach Beginn der zweiten Hälfte der Verlängerung, geschieht schier Unglaubliches. Mario Götze erscheint. Er hat einen BVB-Trainingsanzug an uns steht bewegungslos im Scheinwerferlicht des neuen Wembley-Stadions. Um ihn herum erstarrt jede Bewegung. Götze lächelt in die Kameras der Welt und zeigt goldene, mit Diamanten besetzte Zähne. Er war wirklich beim Zahnarzt! Der Dortmund-Anhang jubelt frenetisch, doch da reißt sich Götze schon, Clark-Kent-gleich den Trainingsanzug vom Leib, unter dem ein Bayern-Jersey sichtbar wird. Bayern-Trainer Jupp Heynckes nimmt ihn für Ribéry ins Spiel und Klopp schreit irgend etwas, das vielleicht "Nicht spielberechtigt!", möglicherweise aber auch "Geil!" heißen könnte, aber diesmal hört ihm niemand zu. Mit der ersten Ballberührung wirbelt Mario Götze durch die Dortmund-Defensive wie ein Finanzbeamter durch Uli Hoeneß´ Konten, die Westfalen scheinen wir gelähmt. Diesen Moment nutzt der grundsympathische Thomas Müller, der eine gute halbe Minute zuvor noch mit ein paar Fans, die keine Eintrittskarten ergattern konnten, in einem Pub in Kensington ein Pint getrunken hat, um Schmelzer an den Beinen zu packen und mit ihm die gesamte Dortmund-Viererkette weg zu kegeln. Dem Schiedsrichter ist die Sicht verstellt und der Torrichter hat keinen Kopf mehr. Der eingewechselte Shaqiri, der eben durch die Beine von Bender entwischt ist und der ebenfalls eingewechselte Götze spielen einen lockeren Doppelpass, den Götze zum 3:2 für die Bayern vollendet. Dortmund ist am Ende. Die Bayern haben es endlich geschafft.
Bei der Siegerehrung kommt es zu einer ergreifenden Szene, als ein Steuerfahnder Uli Hoeneß mit einer mitgebrachten Handschelle an den Champions League-Pokal kettet. "Den geben wir nicht mehr her!" ruft Hoeneß. Jupp Heynckes freut sich zunächst über seinen zigsten Titel, reagiert dann aber etwas verschnupft, als man ihm mitteilen, dass er nicht mit dem Bus mitfahren kann, weil sein Platz schon von Pep Guardiola besetzt ist.
Jürgen Klopp verabschiedet sich nach dem Spiel in einer emotionsreichen und gewohnt humorvollen Ansprache vom Fußball und verlässt die Sportwelt, um zuerst Trainer des Jahres, dann EU-Kommissionspräsident und schließlich - als Seine Heiligkeit Kloppus I. - Papst zu werden. Ende.
Donnerstag, 23. Mai 2013
Rundumadum # 1
Ja, der erste Tag war hart. Aber deswegen gleich die Flinte ins Korn werfen? Nein. Nach einem Ruhetag mit etwas lockerem Ausgehen, um dem Bewegungsapparat halbwegs wieder in Gang zu bekommen, haben wir uns gestern wieder auf unsere Runde um Wien begeben.
Es wird also weiterhin rund herum gegangen, allerdings in vernünftigeren Dosen. Es muss ja nicht diesen Monat abgeschlossen sein.
Eine Kurzzusammenfassung der ersten beiden Tage:
1. Tag
2. Tag
Es wird also weiterhin rund herum gegangen, allerdings in vernünftigeren Dosen. Es muss ja nicht diesen Monat abgeschlossen sein.
Eine Kurzzusammenfassung der ersten beiden Tage:
1. Tag
Hüttergasse, Wien XIV, macht den Anfang. |
Los geht´s! |
Den Wienflussweg entlang, Wien XIV. |
Beim Nikolaitor des Lainzer Tiergartens stoßen wir erstmal auf den offiziellen Rundumadum-Weg und die dazu gehörige Plakette, Wien XIII. |
Lainzer Tiergarten, Wien XIII. |
Wir verlassen die Wälder bei Kalksburg, Wien XXIII. |
Dann geht es dem Liesingbach entlang und via Erlaa nach Favoriten. Im Hintergrund die Favoritner Skyline am Wienerberg, Wien X. Endstation war am Verteilerkreis. |
Nach der Durchquerung des Zentralfriedhofs und von Kaiserebersdorf sind wir auf die Freudenauer Hafenbrücke gelangt und haben auf ihr den Donaukanal überquert. Wien II. [sic!] |
Die Donauinsel, wie man sie sich vorstellt, mit Blick auf die Neue Donau. Wien XXII. |
Anker geworfen haben wir schlussendlich in Transdanubien am anderen Ende der Steinspornbrücke. Dann gings aber per Bus und U-Bahn heimwärts. Wien XXII. |
Dienstag, 21. Mai 2013
Song Contest
Das ist so ein "Aha"-Effekt: du denkst, dass du einfach einmal so locker in ein paar Tagen um ganz Wien herum gehen kannst. Und am Ende des ersten Tages denkst du: "Aha." Nicht, dass ich nicht ein wenig davon beeindruckt wäre, dass ich gestern am frühen Vormittag in Hadersdorf am westlichen Rand der Stadt losgegangen und am frühen Abend, unter anderem nach diversen, recht weit ausgreifenden Schlenkern durch den Lainzer Tiergarten, am Verteilerkreis in Favoriten angekommen bin und somit an einem Tag über dreißig Kilometer hinter mich gebracht habe. Ich glaube ja nicht, dass ich schon einmal so viel gegangen bin. Das ist aber auch der Grund, warum ich das hätte trainingsmäßig besser vorbereiten sollen. Ein paar leichtere Wanderungen im letzten Jahr und ein paar Wochen regelmäßiges Laufen zum Konditionsaufbau reichen einfach nicht. Dabei war heute gar nicht die Kondition das Problem, vielmehr sind es die Muskeln, die mir jetzt entgegen schreien: "Tu das nie wieder!"
Ich will daher jetzt auch gar nicht weiter über die Details dieses ersten Tages berichten, denn ich möchte das gerne - zumindest für heute - abschließen.
Daher belästige ich euch lieber mit ein paar Gedanken, die mir gestern am Morgen nach dem Aufstehen gekommen sind. Auch hier geht es freilich um das Thema "enttäuschte Erwartungen", konkret um den Song Contest (jawohl!). Bekanntlich spielt bei dieser alljährlich quer durch die meisten Medien gehypten Veranstaltung die "Qualität" (sofern der Ausdruck statthaft ist) der Darbietungen nicht die herausragende Rolle, vielmehr hat die transnationale Punktevergabe neben dem Einfluss migrantischer Bevölkerung auch recht viel mir wechselseitigen Sympathien und Antipathien zwischen den europäischen Nationen und emotionalen regionalen Allianzen zu tun. Bekannt ist außerdem, das Österreich regelmäßig nichts reißt.
Das stimmt nachdenklich. Mag uns Europa nicht? Im Selbstbild sind wir ja durchaus gesellige, amüsante und vor allem natürlich gastfreundliche Leute. Die meisten Untersuchungen, die mir aus der Vergangenheit geläufig sind, sprechen auch davon, dass die ÖsterreicherInnen zumindest gegenüber zahlenden Gästen als zuvorkommend gelten. Feindseligkeit erlebt man im Ausland als Österreicher auch nicht. Ich habe im Gegenteil schon erlebt, dass sich die Stimmung auf der Gegenseite umgehend bessert (etwa in Frankreich), wenn sich herausstellt, dass man kein Deutscher ist.
Noch dazu befinden wir uns doch am geographischen und mentalitätsmäßigen Schnittpunkt der großen europäischen Sprach- und Kulturkreise. Prädestiniert uns das nicht für weitreichende Sympathien?
Ich stelle jetzt mal die kühne These auf, dass genau das ein Teil des Problems ist. Der Österreicher wird womöglich zu oft als der etwas skurrile Cousin wahr genommen, dem man sich schon verbunden fühlt, dem man aber auch nicht wirklich nahe steht. Man mag uns vermutlich wirklich fast überall, aber man liebt uns nicht. Damit kann man aber ganz gut leben, finde ich.
Ich will daher jetzt auch gar nicht weiter über die Details dieses ersten Tages berichten, denn ich möchte das gerne - zumindest für heute - abschließen.
Daher belästige ich euch lieber mit ein paar Gedanken, die mir gestern am Morgen nach dem Aufstehen gekommen sind. Auch hier geht es freilich um das Thema "enttäuschte Erwartungen", konkret um den Song Contest (jawohl!). Bekanntlich spielt bei dieser alljährlich quer durch die meisten Medien gehypten Veranstaltung die "Qualität" (sofern der Ausdruck statthaft ist) der Darbietungen nicht die herausragende Rolle, vielmehr hat die transnationale Punktevergabe neben dem Einfluss migrantischer Bevölkerung auch recht viel mir wechselseitigen Sympathien und Antipathien zwischen den europäischen Nationen und emotionalen regionalen Allianzen zu tun. Bekannt ist außerdem, das Österreich regelmäßig nichts reißt.
Das stimmt nachdenklich. Mag uns Europa nicht? Im Selbstbild sind wir ja durchaus gesellige, amüsante und vor allem natürlich gastfreundliche Leute. Die meisten Untersuchungen, die mir aus der Vergangenheit geläufig sind, sprechen auch davon, dass die ÖsterreicherInnen zumindest gegenüber zahlenden Gästen als zuvorkommend gelten. Feindseligkeit erlebt man im Ausland als Österreicher auch nicht. Ich habe im Gegenteil schon erlebt, dass sich die Stimmung auf der Gegenseite umgehend bessert (etwa in Frankreich), wenn sich herausstellt, dass man kein Deutscher ist.
Noch dazu befinden wir uns doch am geographischen und mentalitätsmäßigen Schnittpunkt der großen europäischen Sprach- und Kulturkreise. Prädestiniert uns das nicht für weitreichende Sympathien?
Ich stelle jetzt mal die kühne These auf, dass genau das ein Teil des Problems ist. Der Österreicher wird womöglich zu oft als der etwas skurrile Cousin wahr genommen, dem man sich schon verbunden fühlt, dem man aber auch nicht wirklich nahe steht. Man mag uns vermutlich wirklich fast überall, aber man liebt uns nicht. Damit kann man aber ganz gut leben, finde ich.
Sonntag, 19. Mai 2013
In Concert # 36: Nowhere Train / Francis International Airport / Haight Ashbury, 17.5.2013, Posthof, Linz
Eine regelrechte musikalische Zeitreise bot uns letzten Freitag der Posthof in Linz. Weil ich derzeit nicht allzu viel Zeit habe (die Rundumadum-Wanderung steht bevor!), habe ich meine Beschreibung jetzt ziemlich flott runter geschrieben. Ungenauigkeiten oder Unfokussiertheiten bitte ich daher nachzusehen.
Nowhere Train
Zurück zu ursprünglichen Formen amerikanischer Populärmusik ging es anfangs des Abends mit Nowhere Train. Nowhere Train ist ein Musikerkollektiv, das sich aus mit anderen Projekten (darunter: Naked Lunch, A Life A Song A Cigarette und Play the Tracks of) bereits etablierten Musikern zusammen setzt. Ursprünglich haben sie sich - inklusive Filmemachern und Autor - "nur" für eine klingende Reise durch Österreich zusammen gefunden, doch ist mehr daraus geworden. Insbesondere das schöne Album "Station", das zusätzlich mit der filmischen Dokumentation des Road Trip aufwartet. Während aber "Station" in seiner Gesamtheit irgendwie etwas disparat wirkt, was der Platte nichtsdestotrotz Charme verleiht, ist der auf sieben Musiker angewachsene Zug ins Nirgendwo live eine soundmäßig ganz solide, stabil nach vorne gehende Einheit. Mit Zupfinstrumenten diverser Gattungen, Ziehharmonika und Percussions bestückt, befährt er das weite Feld Amerikas, in dem Folk Music, Country oder Gospel zuhause sind. Dabei hat der Vortrag der Band mit introvertiertem Lagerfeuer-Folk oder aber melancholischem Country-Geschunkel in der Liveversion nichts zu tun. Die (ausschließlich) Herren vom Nowhere Train traten in Linz als leidenschaftliche, aber keinesfalls leidende, als hoffnungsfroh aufspielende Truppe an, der die unbändige Freude am Tun jederzeit anzusehen war. Dabei boten sie auch eine, besonders angesichts des eher kurzen Set, beeindruckend stringente Inszenierung, der etwas Theatralisches im Sinne einer professionellen, perfekt abgestimmten Aufführung innewohnte. Vielleicht ist es ja die Zusammenarbeit mit Vertretern der Filmkunst, die hier Spuren hinterlassen hat. Die beherzte wie behirnte Aufführung des Nowhere Train verfing auch bei dem im Mittleren Saal des Posthof recht ordentlich angetretenen Publikum, das anfangs noch leicht indifferent und abwartend schien, am Ende des Set aber ziemlich hingerissen wirkte. Ganz zum Schluss setzte es dann (wie von mir bestellt) auch noch "Outrageous", diesen feinen Verschnitt aus einem Decemberists-Song mit Kosakenchören, der uns so eindringlich auffordert, doch einmal auszubrechen, etwas anderes tun. Da gab es für mich eigentlich nichts mehr zu meckern. Außer, dass es zu bald vorbei war.
Francis International Airport
Denn der Zug musste in der Endstation Flughafen halt machen, wo uns schon ein polierter Flieger erwartete, um uns stilistisch-musikalisch in Richtung der Achtziger zu katapultieren. Fünf junge Wiener standen nun auf der Bühne, allesamt mit schwarzen T-Shirts und eher unbewegter Miene angetan. Der Publikumszuspruch war der größte an jenem Abend, Francis International Airport sind dank neuen Albums in aller Munde. Die Band hat sich nicht nur optisch, sondern auch musikalisch stark dem besagten Jahrzehnt angenähert, ein Synthesizer gibt die Grundstimmung des Sets vor. Darin wird bewährter Nullerjahre-Indiepop verpackt, es darf aber zuweilen auch etwas in Richtung Synthrock und Post-Punk gehen. Der Klang ist gepflegt, angenehm, schön, durchaus erhaben, da sind Leute am Werk, die sehr viel von Harmonien und Tönen verstehen. Aber, ganz ehrlich, eine zwingende Alternative zu einer guten Stereoanlage ist diese Live-Performance nicht. Vielleicht auch ein Grund, warum sich der Saal gegen Mitte des Auftritts von Francis International Airport wieder zu leeren begann. Die Leute gingen vermutlich die Platte kaufen.
Haight-Ashbury
Um den Abend auszubalancieren, durfte es zu guter letzt noch ein Schuss späte Sechzigerjahre sein. Haight- Ashbury waren als Hauptact am Zettel, der Mittlere Saal hatte sich nach dem Auftritt von Francis International Airport freilich schon merklich geleert. Was schade ist, denn Haight-Ashbury sind als lebendige Band auf der Bühne ein durchaus erfreuliches Erlebnis. Zwei Frauen und ein Mann sind Haight-Ashbury, die sich programmatisch nach dem Hippie-Bezirk des San Francisco der Sechziger benannt haben. Interessanterweise kommen sie aber gar nicht von da (dann hätten sie sich vermutlich auch nicht so genannt). Sie sind vielmehr aus Glasgow, Schottland, was im unverwechselbaren Idiom der Zwischenansagen zum Ausdruck kommt und dafür geeignet ist, beim Publikum für gewisse Sympathiewerte zu sorgen (der schottische Akzent ist irgendwie das Kärntnerische der englischen Sprache, oder?). Auch im Posthof wurde mit den zahlenden Gästen gesprochen, was bei einem Livekonzert immer positiv zu vermerken ist. Frontfrau Kirsty Heather Ashbury [sic!] lobte den Posthof in höchsten Tönen (was nachvollziehbar ist), ebenso wie die anderen Acts des Abends (was auch mehr oder weniger nachvollziehbar ist). Haight-Ashbury spielten natürlich auch und zwar ihre recht undogmatische und eklektische Aneignung von Spät-Sixties-Musik, von psychedelischem Rock über Hippie-Folk bis hin zu Raga Rock, man könnte also sagen, dass sie zur richtigen Zeit aufs richtige Pferd gesetzt haben. Die gebotenen Songs sind dabei nach meinem Empfinden nicht unbedingt als Bahn brechend zu bezeichnen, es war vielmehr vor allem die Persönlichkeit der Frontfrau, die den Act sicher durch den Abend trug. Ein freundlich in sich ruhendes Charisma, das keine großen Gesten braucht, um zu wirken und damit die gewünschte Atmosphäre, die angestrebte Stimmung herstellen konnte. Das nennt man dann wohl "natürliche Ausstrahlung".
Nowhere Train
Zurück zu ursprünglichen Formen amerikanischer Populärmusik ging es anfangs des Abends mit Nowhere Train. Nowhere Train ist ein Musikerkollektiv, das sich aus mit anderen Projekten (darunter: Naked Lunch, A Life A Song A Cigarette und Play the Tracks of) bereits etablierten Musikern zusammen setzt. Ursprünglich haben sie sich - inklusive Filmemachern und Autor - "nur" für eine klingende Reise durch Österreich zusammen gefunden, doch ist mehr daraus geworden. Insbesondere das schöne Album "Station", das zusätzlich mit der filmischen Dokumentation des Road Trip aufwartet. Während aber "Station" in seiner Gesamtheit irgendwie etwas disparat wirkt, was der Platte nichtsdestotrotz Charme verleiht, ist der auf sieben Musiker angewachsene Zug ins Nirgendwo live eine soundmäßig ganz solide, stabil nach vorne gehende Einheit. Mit Zupfinstrumenten diverser Gattungen, Ziehharmonika und Percussions bestückt, befährt er das weite Feld Amerikas, in dem Folk Music, Country oder Gospel zuhause sind. Dabei hat der Vortrag der Band mit introvertiertem Lagerfeuer-Folk oder aber melancholischem Country-Geschunkel in der Liveversion nichts zu tun. Die (ausschließlich) Herren vom Nowhere Train traten in Linz als leidenschaftliche, aber keinesfalls leidende, als hoffnungsfroh aufspielende Truppe an, der die unbändige Freude am Tun jederzeit anzusehen war. Dabei boten sie auch eine, besonders angesichts des eher kurzen Set, beeindruckend stringente Inszenierung, der etwas Theatralisches im Sinne einer professionellen, perfekt abgestimmten Aufführung innewohnte. Vielleicht ist es ja die Zusammenarbeit mit Vertretern der Filmkunst, die hier Spuren hinterlassen hat. Die beherzte wie behirnte Aufführung des Nowhere Train verfing auch bei dem im Mittleren Saal des Posthof recht ordentlich angetretenen Publikum, das anfangs noch leicht indifferent und abwartend schien, am Ende des Set aber ziemlich hingerissen wirkte. Ganz zum Schluss setzte es dann (wie von mir bestellt) auch noch "Outrageous", diesen feinen Verschnitt aus einem Decemberists-Song mit Kosakenchören, der uns so eindringlich auffordert, doch einmal auszubrechen, etwas anderes tun. Da gab es für mich eigentlich nichts mehr zu meckern. Außer, dass es zu bald vorbei war.
Francis International Airport
Denn der Zug musste in der Endstation Flughafen halt machen, wo uns schon ein polierter Flieger erwartete, um uns stilistisch-musikalisch in Richtung der Achtziger zu katapultieren. Fünf junge Wiener standen nun auf der Bühne, allesamt mit schwarzen T-Shirts und eher unbewegter Miene angetan. Der Publikumszuspruch war der größte an jenem Abend, Francis International Airport sind dank neuen Albums in aller Munde. Die Band hat sich nicht nur optisch, sondern auch musikalisch stark dem besagten Jahrzehnt angenähert, ein Synthesizer gibt die Grundstimmung des Sets vor. Darin wird bewährter Nullerjahre-Indiepop verpackt, es darf aber zuweilen auch etwas in Richtung Synthrock und Post-Punk gehen. Der Klang ist gepflegt, angenehm, schön, durchaus erhaben, da sind Leute am Werk, die sehr viel von Harmonien und Tönen verstehen. Aber, ganz ehrlich, eine zwingende Alternative zu einer guten Stereoanlage ist diese Live-Performance nicht. Vielleicht auch ein Grund, warum sich der Saal gegen Mitte des Auftritts von Francis International Airport wieder zu leeren begann. Die Leute gingen vermutlich die Platte kaufen.
Haight-Ashbury
Um den Abend auszubalancieren, durfte es zu guter letzt noch ein Schuss späte Sechzigerjahre sein. Haight- Ashbury waren als Hauptact am Zettel, der Mittlere Saal hatte sich nach dem Auftritt von Francis International Airport freilich schon merklich geleert. Was schade ist, denn Haight-Ashbury sind als lebendige Band auf der Bühne ein durchaus erfreuliches Erlebnis. Zwei Frauen und ein Mann sind Haight-Ashbury, die sich programmatisch nach dem Hippie-Bezirk des San Francisco der Sechziger benannt haben. Interessanterweise kommen sie aber gar nicht von da (dann hätten sie sich vermutlich auch nicht so genannt). Sie sind vielmehr aus Glasgow, Schottland, was im unverwechselbaren Idiom der Zwischenansagen zum Ausdruck kommt und dafür geeignet ist, beim Publikum für gewisse Sympathiewerte zu sorgen (der schottische Akzent ist irgendwie das Kärntnerische der englischen Sprache, oder?). Auch im Posthof wurde mit den zahlenden Gästen gesprochen, was bei einem Livekonzert immer positiv zu vermerken ist. Frontfrau Kirsty Heather Ashbury [sic!] lobte den Posthof in höchsten Tönen (was nachvollziehbar ist), ebenso wie die anderen Acts des Abends (was auch mehr oder weniger nachvollziehbar ist). Haight-Ashbury spielten natürlich auch und zwar ihre recht undogmatische und eklektische Aneignung von Spät-Sixties-Musik, von psychedelischem Rock über Hippie-Folk bis hin zu Raga Rock, man könnte also sagen, dass sie zur richtigen Zeit aufs richtige Pferd gesetzt haben. Die gebotenen Songs sind dabei nach meinem Empfinden nicht unbedingt als Bahn brechend zu bezeichnen, es war vielmehr vor allem die Persönlichkeit der Frontfrau, die den Act sicher durch den Abend trug. Ein freundlich in sich ruhendes Charisma, das keine großen Gesten braucht, um zu wirken und damit die gewünschte Atmosphäre, die angestrebte Stimmung herstellen konnte. Das nennt man dann wohl "natürliche Ausstrahlung".
Freitag, 17. Mai 2013
Spam
Bislang habe ich ihn eher mit Gelassenheit genommen, aber jetzt fängt er an, mir auf die Nerven zu fallen. Der Spam. Insbesondere mein Blog ist in den letzten Wochen und Monaten mit einer anschwellenden Armee von Spambots konfrontiert, die es unter Dauerfeuer nehmen.
Ich habe daher jetzt die Sicherheitsabfrage wieder eingeführt, die ich vor einigen Zeit deaktiviert hatte, weil ich das Gefühl hatte, dass sie mittlerweile nicht nur für Programme eine Barriere darstellt, sondern auch für Menschen, die das Gekritzel aus welchen Gründe auch immer nicht so gut lesen können. Falls ihr damit Probleme habt, lasst es mich bitte wissen (per Mail).
A propos Spam - und jetzt schlage ich einen thematisch kühnen Bogen: wundert sich eigentlich noch jemand über die Diskussion über das Smartphoneverbot an Schulen? Denn, was gibt es denn da eigentlich groß zu diskutieren?
Darum, dass Smartphones den Unterricht stören können, geht es meiner Meinung gar nicht. Denn den Unterricht stören, sich davon ablenken, das schafft man natürlich auch ohne mobiles Gerät. Nur, da muss man dann doch zumindest etwas seine Kreativität bemühen und beschränkt sich nicht darauf, Zombie-mäßig auf einen Touchscreen zu starren und ein zu hacken.
Sollte es nicht eigentlich selbstverständlich sein, dass man Heranwachsende vor der Sucht nach ständiger Vernetztheit, nach ständigen Updates und ständiger digitaler Selbstdarstellung schützt? Sollte es nicht selbstverständlich sein, dass ein Schule ein Freiraum ist, in dem sich die Gedanken ganz sammeln und konzentrieren können, ohne die permanente Reizüberflutung aus dem globalen Informationsstapel (und übrigens auch ohne jegliche kommerzielle Werbung - aber das ist ein anderes Thema)? Dass man Minderjährigen zeigt, dass man auch Leben, Denken und Fühlen kann, ohne immerzu am digitalen Tropf angehängt zu sein?
Sagt da irgendwer "Medienkompetenz"? Die wird ohnehin auch außerhalb der Schulen erworben und um die pädagogisch wichtigen Nachschärfungen durchzuführen, an denen die - selbst vom digitalen Konsum überforderten - Eltern regelmäßig scheitern, bedarf es eines systematischen Konzeptes, vor allem endlich eines professionell aufgesetzten und zum kritischen Denken anregenden Faches "Konsumerziehung". Aber sicher nicht die Freigabe der Datenautobahn während der Unterrichtszeit. Es kommt schließlich auch niemand auf die Idee, den Konsum von Alkohol im Unterricht zu gestatten, um dann gemeinsam die Kompetenz daran zu schulen.
Alkohol, Drogen, Nikotin, Pornographie, Glücksspiel sind potenzielle Süchte, vor denen man Minderjährige mit Recht schützt. Das muss bis zu einem gewissen Grad auch für die Sucht nach dem Netz gelten.
Ich habe daher jetzt die Sicherheitsabfrage wieder eingeführt, die ich vor einigen Zeit deaktiviert hatte, weil ich das Gefühl hatte, dass sie mittlerweile nicht nur für Programme eine Barriere darstellt, sondern auch für Menschen, die das Gekritzel aus welchen Gründe auch immer nicht so gut lesen können. Falls ihr damit Probleme habt, lasst es mich bitte wissen (per Mail).
A propos Spam - und jetzt schlage ich einen thematisch kühnen Bogen: wundert sich eigentlich noch jemand über die Diskussion über das Smartphoneverbot an Schulen? Denn, was gibt es denn da eigentlich groß zu diskutieren?
Darum, dass Smartphones den Unterricht stören können, geht es meiner Meinung gar nicht. Denn den Unterricht stören, sich davon ablenken, das schafft man natürlich auch ohne mobiles Gerät. Nur, da muss man dann doch zumindest etwas seine Kreativität bemühen und beschränkt sich nicht darauf, Zombie-mäßig auf einen Touchscreen zu starren und ein zu hacken.
Sollte es nicht eigentlich selbstverständlich sein, dass man Heranwachsende vor der Sucht nach ständiger Vernetztheit, nach ständigen Updates und ständiger digitaler Selbstdarstellung schützt? Sollte es nicht selbstverständlich sein, dass ein Schule ein Freiraum ist, in dem sich die Gedanken ganz sammeln und konzentrieren können, ohne die permanente Reizüberflutung aus dem globalen Informationsstapel (und übrigens auch ohne jegliche kommerzielle Werbung - aber das ist ein anderes Thema)? Dass man Minderjährigen zeigt, dass man auch Leben, Denken und Fühlen kann, ohne immerzu am digitalen Tropf angehängt zu sein?
Sagt da irgendwer "Medienkompetenz"? Die wird ohnehin auch außerhalb der Schulen erworben und um die pädagogisch wichtigen Nachschärfungen durchzuführen, an denen die - selbst vom digitalen Konsum überforderten - Eltern regelmäßig scheitern, bedarf es eines systematischen Konzeptes, vor allem endlich eines professionell aufgesetzten und zum kritischen Denken anregenden Faches "Konsumerziehung". Aber sicher nicht die Freigabe der Datenautobahn während der Unterrichtszeit. Es kommt schließlich auch niemand auf die Idee, den Konsum von Alkohol im Unterricht zu gestatten, um dann gemeinsam die Kompetenz daran zu schulen.
Alkohol, Drogen, Nikotin, Pornographie, Glücksspiel sind potenzielle Süchte, vor denen man Minderjährige mit Recht schützt. Das muss bis zu einem gewissen Grad auch für die Sucht nach dem Netz gelten.
Dienstag, 14. Mai 2013
Im Kino # 21: J.J. Abrams - Star Trek: Into Darkness (2D)
USA 2013
Der Mensch des 21. Jahrhunderts kennt das Prinzip bereits zur Genüge: Wenn das Teil nicht mehr funktioniert, dann schalte es ganz aus und starte wieder von vorne. In der Fernsehserie "The IT-Crowd" werden telefonische Anfragen durch die EDV-Abteilung genau so beantwortet, bevor überhaupt eine Frage gestellt wurde.
Das Konzept "Star Trek" hat nicht mehr funktioniert. Die zuletzt produzierte Serie "Star Trek: Enterprise" wurde zum Flop, in den Vorführungen der nach wie vor mit großem Aufwand produzierten Leinwand-Adaptionen herrschte zuletzt gähnende Leere. Der Neustart, der 2009 mit "Star Trek", dem elften Kinofilm aus der Serie, gelang, war spektakulär, aufregend und verheißungsvoll. Regisseur JJ Abrams hat sich der Sache gemeinsam mit den Drehbuchautoren Orci & Kurtzman angenommen und "Star Trek" viel von der Steifheit und gepflegten Langeweile ausgetrieben, die dieses Sci-Fi-Flaggschiff hinunter zu ziehen drohte. Gleichzeitig kam der Kniff zum Einsatz, eine neue Zeitlinie zu starten, die die alte gleichberechtigt bestehen lässt, aber doch eine weite Spielfläche für Neues eröffnet. Dass dabei auf die Charaktere der "Raumschiff Enterprise"- Ur-Crew der allerersten Serie zurück gegriffen wurde, leuchtet ein. Neben ihrem unbestrittenen Kultfaktor zeichnet Persönlichkeiten wie Kirk, McCoy oder Scotty eine raue Unmittelbarkeit aus, die ihren meist hyperkorrekten und/oder etwas blutleeren NachfolgerInnnen in der Sternenflottenuniform abgeht. Zudem kann kein Trekkie, so konservativ er oder sie auch sein mag, verlangen, dass eine Serie aus den Sechzigern eins-zu-eins abgebildet wird. Auch das vergrößert den Spielraum für die Macher.
Dass das Konzept aufzugehen scheint, zeigt neben den gut besuchten Kinosälen auch der Umstand, dass mit "Sherlock" Benedict Cumberbatch eine der momentan aufregendsten Aktien auf dem Darsteller-Markt für die Rolle des Bösewichts in "Star Trek: Into Darkness" gewonnen werden konnte. Wen er dabei ganz genau, spielt, war bereits Monate vor Erstaufführung des Streifens Gegenstand ausgiebiger Mutmaßungen. Und die Mutmaßungen lagen, so viel darf verraten werden, nicht so ganz falsch.
Die Drehbuchautoren haben mit "Into Darkness" einen Art actiongeladenen Remix einer der populärsten "Star Trek"-Geschichten der klassischen Ära verfasst. Angereichert wurde diese anspielungsreiche Wiederverwertung durch das große Thema Amerikas des letzten Jahrzehnts, die asymmetrische Auseinandersetzung mit dem Terrorismus. Vieles, was den "Star Trek"-HeldInnen wie der Menschheit hier widerfährt, kommt uns aus der jüngeren Zeitgeschichte bekannt vor. Viel mehr als der, allerdings sehr ehrenwerte, moralische Appell, sich im Kampf mit einem tückischen Gegner nicht selbst zu verlieren, springt dabei an Erkenntnisgewinn aber nicht heraus.
"Star Trek: Into Darkness" ist, das ist festzuhalten, in erster Linie bombastisches Popcornkino geworden, welches zumindest über zwei Drittel des Filmes auch dramaturgisch überzeugt. Die Einstellungen, die man zu sehen bekommt, sind im Übrigen selbst in 2D teilweise Atem beraubend. Kaum auszudenken, wie sich das in 3D ausnimmt (das werde ich allerdings nie beurteilen können).
Zeit für Beziehungskisten und Emotionen ist aber auch noch. Zwischen den Kämpfen und dem permanenten Sich-gegenseitig-das Leben-retten werden da von den ProtagonistInnen auch starke Gefühle gezeigt und eingefordert, da fließen einige Tränen.Wirkliche schauspielerische oder atmosphärische Glanzlichter setzt der Streifen dabei keine, auch nicht durch Benedict Cumberbatch, der seine Rolle als terroristischer Herausforderer der Sternenflotte recht souverän gibt, dessen Charakter aber dennoch irgendwie blass bleibt. Keine neuen Maßstäbe setzt das neue Abenteuer der "Enterprise" auch in Bezug auf die Rolle der weiblichen Besatzungsmitglieder. Zwar erhält Lt. Uhura ihren - irgendwie erwartbaren - großen Auftritt, letztlich sind die wenigen Frauen aber auf die Rolle als Objekt männlicher Begierde oder als emotionaler Stressfaktor reduziert. Der Geist der 60er Jahre weht durch die Weltraum-"Mad Men", was im gegebenen Genre mittlerweile etwas peinlich und jedenfalls altbacken wirkt, auch wenn die männlichen Helden hier wenigstens Gefühle zeigen dürfen. Zum zwiespältigen Eindruck trägt schließlich auch die Filmmusik bei - ein hundert Mal gehörter, DC/Marvelcomicsverfilmungs-Aufguss, der eher unangenehm in den Gehörgängen picken bleibt. Etwas mehr Distinktion hätte gut getan.
Womit wir beim Kernproblem wären: einerseits ist "Star Trek: Into Darkness" ein Pastiche alter Star-Trek-Themen und Motive, die nur allzu bekannt sind. In vielerlei Hinsicht schreibt der Abrams-Ansatz damit aber leider, das macht der zweite Teil jetzt deutlich, auch viele Schwächen von "Star Trek" fort, von der einengend-militärischen Kalte-Kriegs-Atmosphäre der Sternenflotte bis zum Verzicht auf politische, soziale und wirtschaftliche Zusammenhänge. Andererseits ist die formale Umsetzung einem konventionellen, zeitgeistigen Actionkino verpflichtet, wie man es schon unzählige Male gesehen hat. Dieser Mix mag erfolgreich sein, wirklich interessant finde ich ihn aber nicht. Meine Hoffnung, die mich nach "Star Trek" anno 2009 erfüllt hat, nämlich dass hier etwas wirklich packendes Neues entstehen wird, wird durch "Star Trek: Into Darkness" - bei aller Könnerschaft in diesem Film - enttäuscht. Irgendwie ist er mir zu sehr dieses: ein alter Star Trek-Wein in einem neuen Actionfilmschlauch.
Meine Bewertung: 3 aus 5 Sternen.
Der Mensch des 21. Jahrhunderts kennt das Prinzip bereits zur Genüge: Wenn das Teil nicht mehr funktioniert, dann schalte es ganz aus und starte wieder von vorne. In der Fernsehserie "The IT-Crowd" werden telefonische Anfragen durch die EDV-Abteilung genau so beantwortet, bevor überhaupt eine Frage gestellt wurde.
Das Konzept "Star Trek" hat nicht mehr funktioniert. Die zuletzt produzierte Serie "Star Trek: Enterprise" wurde zum Flop, in den Vorführungen der nach wie vor mit großem Aufwand produzierten Leinwand-Adaptionen herrschte zuletzt gähnende Leere. Der Neustart, der 2009 mit "Star Trek", dem elften Kinofilm aus der Serie, gelang, war spektakulär, aufregend und verheißungsvoll. Regisseur JJ Abrams hat sich der Sache gemeinsam mit den Drehbuchautoren Orci & Kurtzman angenommen und "Star Trek" viel von der Steifheit und gepflegten Langeweile ausgetrieben, die dieses Sci-Fi-Flaggschiff hinunter zu ziehen drohte. Gleichzeitig kam der Kniff zum Einsatz, eine neue Zeitlinie zu starten, die die alte gleichberechtigt bestehen lässt, aber doch eine weite Spielfläche für Neues eröffnet. Dass dabei auf die Charaktere der "Raumschiff Enterprise"- Ur-Crew der allerersten Serie zurück gegriffen wurde, leuchtet ein. Neben ihrem unbestrittenen Kultfaktor zeichnet Persönlichkeiten wie Kirk, McCoy oder Scotty eine raue Unmittelbarkeit aus, die ihren meist hyperkorrekten und/oder etwas blutleeren NachfolgerInnnen in der Sternenflottenuniform abgeht. Zudem kann kein Trekkie, so konservativ er oder sie auch sein mag, verlangen, dass eine Serie aus den Sechzigern eins-zu-eins abgebildet wird. Auch das vergrößert den Spielraum für die Macher.
Dass das Konzept aufzugehen scheint, zeigt neben den gut besuchten Kinosälen auch der Umstand, dass mit "Sherlock" Benedict Cumberbatch eine der momentan aufregendsten Aktien auf dem Darsteller-Markt für die Rolle des Bösewichts in "Star Trek: Into Darkness" gewonnen werden konnte. Wen er dabei ganz genau, spielt, war bereits Monate vor Erstaufführung des Streifens Gegenstand ausgiebiger Mutmaßungen. Und die Mutmaßungen lagen, so viel darf verraten werden, nicht so ganz falsch.
Die Drehbuchautoren haben mit "Into Darkness" einen Art actiongeladenen Remix einer der populärsten "Star Trek"-Geschichten der klassischen Ära verfasst. Angereichert wurde diese anspielungsreiche Wiederverwertung durch das große Thema Amerikas des letzten Jahrzehnts, die asymmetrische Auseinandersetzung mit dem Terrorismus. Vieles, was den "Star Trek"-HeldInnen wie der Menschheit hier widerfährt, kommt uns aus der jüngeren Zeitgeschichte bekannt vor. Viel mehr als der, allerdings sehr ehrenwerte, moralische Appell, sich im Kampf mit einem tückischen Gegner nicht selbst zu verlieren, springt dabei an Erkenntnisgewinn aber nicht heraus.
"Star Trek: Into Darkness" ist, das ist festzuhalten, in erster Linie bombastisches Popcornkino geworden, welches zumindest über zwei Drittel des Filmes auch dramaturgisch überzeugt. Die Einstellungen, die man zu sehen bekommt, sind im Übrigen selbst in 2D teilweise Atem beraubend. Kaum auszudenken, wie sich das in 3D ausnimmt (das werde ich allerdings nie beurteilen können).
Zeit für Beziehungskisten und Emotionen ist aber auch noch. Zwischen den Kämpfen und dem permanenten Sich-gegenseitig-das Leben-retten werden da von den ProtagonistInnen auch starke Gefühle gezeigt und eingefordert, da fließen einige Tränen.Wirkliche schauspielerische oder atmosphärische Glanzlichter setzt der Streifen dabei keine, auch nicht durch Benedict Cumberbatch, der seine Rolle als terroristischer Herausforderer der Sternenflotte recht souverän gibt, dessen Charakter aber dennoch irgendwie blass bleibt. Keine neuen Maßstäbe setzt das neue Abenteuer der "Enterprise" auch in Bezug auf die Rolle der weiblichen Besatzungsmitglieder. Zwar erhält Lt. Uhura ihren - irgendwie erwartbaren - großen Auftritt, letztlich sind die wenigen Frauen aber auf die Rolle als Objekt männlicher Begierde oder als emotionaler Stressfaktor reduziert. Der Geist der 60er Jahre weht durch die Weltraum-"Mad Men", was im gegebenen Genre mittlerweile etwas peinlich und jedenfalls altbacken wirkt, auch wenn die männlichen Helden hier wenigstens Gefühle zeigen dürfen. Zum zwiespältigen Eindruck trägt schließlich auch die Filmmusik bei - ein hundert Mal gehörter, DC/Marvelcomicsverfilmungs-Aufguss, der eher unangenehm in den Gehörgängen picken bleibt. Etwas mehr Distinktion hätte gut getan.
Womit wir beim Kernproblem wären: einerseits ist "Star Trek: Into Darkness" ein Pastiche alter Star-Trek-Themen und Motive, die nur allzu bekannt sind. In vielerlei Hinsicht schreibt der Abrams-Ansatz damit aber leider, das macht der zweite Teil jetzt deutlich, auch viele Schwächen von "Star Trek" fort, von der einengend-militärischen Kalte-Kriegs-Atmosphäre der Sternenflotte bis zum Verzicht auf politische, soziale und wirtschaftliche Zusammenhänge. Andererseits ist die formale Umsetzung einem konventionellen, zeitgeistigen Actionkino verpflichtet, wie man es schon unzählige Male gesehen hat. Dieser Mix mag erfolgreich sein, wirklich interessant finde ich ihn aber nicht. Meine Hoffnung, die mich nach "Star Trek" anno 2009 erfüllt hat, nämlich dass hier etwas wirklich packendes Neues entstehen wird, wird durch "Star Trek: Into Darkness" - bei aller Könnerschaft in diesem Film - enttäuscht. Irgendwie ist er mir zu sehr dieses: ein alter Star Trek-Wein in einem neuen Actionfilmschlauch.
Meine Bewertung: 3 aus 5 Sternen.
Sonntag, 12. Mai 2013
Ohren(ge)fälliges: Monatsmeister des Monats April 2013
Little Daylight - Overdose
?, Vereinigte Staaten
Gewonnene Ränge: + 11
s. bereits Monatsmeister des Monats März 2013.
El-P - The Full Retard
Brooklyn, New York
Gewonnene Ränge: + 10
Oh ja, das hatten wir schon einmal. Der Hip-Hop und die inhaltliche Ebene. In El-Ps Musikstück "The Full Retard" geht es auch nicht gerade zimperlich her. Der Underground-Rap-Veteran und gefragte Producer sprüht hier nur so vor Angriffslust, ja Aggressivität. Die Wortwahl ist, soviel versteht man auf Anhieb - besser gesagt: aufs angehieben werden - auch nicht immer fein. Aber man braucht auch nicht unbedingt ein Wörterbuch für urbanen Slang (obgleich es hilfreich ist), um zu kapieren, dass hier mehr dahinter ist, dass es hier (auch) um andere Dinge geht, als jene Themen, die das Klischee der harten Rapmusik "dank" Gangsta-Rap gerne zuschreibt und dich sich mit "Waffen, Frauen und Drogen" zusammen fassen lassen.
In "The Full Retard" begegnen uns Chips, die im Handgelenk implantiert wurden ebenso wie Menschen, die um Brot anstehen müssen. Und die FEMA, die US-amerikanische Koordinierungsstelle für Katastrophenhilfe. Der Protagonist inszeniert sich als einsamer Gegenspieler des Systems, als mahnende Kassandra, die das Verderben kommen sieht und bereits am Radarschirm der Mächtigen auszumachen ist. Auch andere Tracks auf dem Mitte 2012 auf Fat Possum Records erschienenen Album "Cancer 4 Cure" schlagen in ähnliche Kerben. In (dem freilich in mehrere Richtungen interpretierbaren) "Sign Here" erleben wir ein Verhör, bei dem das safe word für den Verhörten schlicht und einfach "Yes!" lautet. Was das System will, das kriegt es auch. In "Full Retard" hören wir die Zeile: "I am Sam I am known to go H-A-M", was auch nichts Gutes verheißt. Widerstand ist ziemlich zwecklos.
Aber wenigstens kann man es ja hinaus schreien, zeternd dagegen antreten. Dieser Track hat eine enorme Wucht, einen alles niederwalzenden Flow, einen pumpenden, fast industriellen Vibe. Zwischendurch wird von außen kommend eine Verheißung ausgesprochen, die aber gleich äußerst unsanft beiseite gepustet wird. Als Ohrenzeuge bleibt mir da nur mehr eines: Platznehmen im Cockpit des MC und dann mit davon rasen. Den Frust über kaum biegbare äußere Zustände nimmt man am besten mit an Bord und lässt ihn dann durch den Fahrtwind, durch die Geschwindigkeit, fein säuberlich zermahlen. Das kann befreiend sein.
Das Video zum Song freilich erspare ich euch, denn da regiert das Klischee. Soll vermutlich irgendwie ironisch sein, ist aber in Wahrheit nur schlecht.
Freitag, 10. Mai 2013
After Eight
"After Eight" sind ein Phänomen. Persönlich kenne ich niemanden, dem diese (natürlich englischen) Minz-Zuckerblättchen in dunkler Schokolade munden. Trotzdem werden sie immer wieder geschenkt und tauchen demzufolge in den hinteren Regionen von Vorratsschränken unter, bis ich zu Besuch komme und sie essen muss, weil ich sie ganz akzeptabel finde.
Dabei, liebe Leute, muss man "After Eight" gar niemandem schenken! Wie ich gestern ganz zufällig entdeckt habe, kann man sie ganz leicht selber herstellen. Sagt das mal einer den Engländern.
Alles was man braucht..
+
Dabei, liebe Leute, muss man "After Eight" gar niemandem schenken! Wie ich gestern ganz zufällig entdeckt habe, kann man sie ganz leicht selber herstellen. Sagt das mal einer den Engländern.
Alles was man braucht..
Anm.: Mit der Zahnbürste applizieren, danach Gurgeln. |
Mittwoch, 8. Mai 2013
Aktuelle Kamera # 6
Im Burgenland. Die Gelsen, ich hab die Gelsen ganz vergessen.
Die Geographie wenigstens passte sich meiner Einstellung zur Gegend an.
Positiv ist mir aufgefallen: der Reichtum an Vogelarten des Seewinkels. Ornithologe müsste man sein.
Und, natürlich: eine schön und angenehm in Szene gesetzte Feierlichkeit mit netten Leuten.
Die Geographie wenigstens passte sich meiner Einstellung zur Gegend an.
Positiv ist mir aufgefallen: der Reichtum an Vogelarten des Seewinkels. Ornithologe müsste man sein.
Und, natürlich: eine schön und angenehm in Szene gesetzte Feierlichkeit mit netten Leuten.
Montag, 6. Mai 2013
Musikvideo des Monats April 2013
Der April 2013 hat für mich persönlich viele sehr solide, aber kein wirklich herausragendes Video hervor gebracht. Das ist eine gute Gelegenheit, einfach einmal ein Werk der derzeit möglicherweise heißesten Band des Rockplaneten hinaus zu hauen, die da Kvelertak heißt. Die Musikjournalisten nennen den Sound der Norweger gerne eine Mischung aus Black Metal und Rock´n´Roll. Ich bin keiner von denen, die solche Zuschreibungen ablehnen, denn sie haben schon ihre Existenzberechtigung, aber bei Kvelertak spare ich mir sowas (und Verweise auf Turbonegro) gerne und halte einfach fest: das ist Rockmusik, die Spaß macht und Freude bereitet! Das Video ist ein flotter Zusammenschnitt, der zeigt, wie es bei Kvelertak auf Tour so zu- und abgeht. Hirn aus, Kvelertak an!
Wem das dann doch ein bisschen zu sehr Wikinger-Derbheit ist, der/die darf sich stattdessen das wirklich bezaubernde Musikvideo der schwedischen Disco-Sängerin Sally Shapiro anschauen, für das ein alter tschechoslowakischer Zeichentrickfilm recht kongenial reanimiert wurde.
Oder, sie/er sinniert darüber nach, was man eigentlich mit einem isländischsprachigen Lyricsvideo von Sigur Rós anfangen soll. Außer es möglicherweise schön finden.
Schließlich könnt ihr natürlich auch darüber nachdenken, ob interaktive Musikvideos eine vorübergehende Modeerscheinung oder die Zukunft des Genres sind. Dieses hier braucht einen guten Rechner, ist den Aufwand aber schon wert.
Wem das dann doch ein bisschen zu sehr Wikinger-Derbheit ist, der/die darf sich stattdessen das wirklich bezaubernde Musikvideo der schwedischen Disco-Sängerin Sally Shapiro anschauen, für das ein alter tschechoslowakischer Zeichentrickfilm recht kongenial reanimiert wurde.
Oder, sie/er sinniert darüber nach, was man eigentlich mit einem isländischsprachigen Lyricsvideo von Sigur Rós anfangen soll. Außer es möglicherweise schön finden.
Schließlich könnt ihr natürlich auch darüber nachdenken, ob interaktive Musikvideos eine vorübergehende Modeerscheinung oder die Zukunft des Genres sind. Dieses hier braucht einen guten Rechner, ist den Aufwand aber schon wert.
Samstag, 4. Mai 2013
Burgenland
Wenn mich etwas depressiv machen kann, dann ist das das Burgenland. Damit beziehe ich mich gar nicht alleine auf die unfassbar öden Landschaften, die gnadenlose trockene Hitze und dieses überwältigende Gefühl, dass hier auch in tausend Jahren nie irgend etwas Relevantes passieren wird. Nein, die Tatsache, dass ich das Burgenland gerne als das zehntschönste Bundesland Österreichs bezeichne, hat damit nur am Rande zu tun.
Vielmehr ist da etwas weit tiefer gehendes, eine fast mystische, wechselseitige Aversion, die schon immer geschwelt hat und sich in fiesen Geschehnissen im nahen räumlich-zeitlichen Kontext meiner Person mit dem Burgenland und in Empfindungen tiefer Frustration meinerseits entladen hat.
Eine meiner ersten intensiven Erinnerungen überhaupt ist, dass ich gerade von meinem ersten Aufenthalt im Burgenland heim gekommen bin und erfahre, dass einer meiner Großväter verstorben ist. Ich hatte keine übermäßig starke Bindung zu ihm, aber eine erste negative Verankerung dieses Pannoniens mag das durchaus bewirkt haben.
Später hat mich dann die Schulsportwoche unverschuldet hierher verschlagen. Nach Weiden am See, in einen dieser "Feriendörfer" genannten, perfid-monopolistischen Komplexe, die die allgemeine Ödnis ringsum zur Rechtfertigung heranziehen, um sich selbst zum reinsten Garten Eden zu stilisieren und dann konkurrenz- und hemmungslos abzukassieren. Dort durfte ich nicht Tennis spielen, obwohl ich wollte, weil es doch, ach, so furchtbar, drückend heiß war und die armen, burgenländischen Coaches offenbar lieber das Strandleben oder sonstwas abhandeln wollten. Dafür wurde ich in einer Nussschale auf die große Lacke geschickt, wo ich Taue halten, Bäumen ausweichen und mich von Segellehrern obergescheit anquatschen lassen durfte.
Irgendwann war ich auch mit meinen Eltern im Urlaub im Burgenland. Da war es einmal nicht brennheiß, dafür schüttete es aus Kübeln und eine Unzahl von Insekten und Spinnentieren überflutete das muffige Zimmer in unserer Unterkunft, wo auch bereits dräuend volkstümliche Musikanten an der Wand hingen und ein baldiges Gaudium verkündeten. Vor dieser apokalyptischen Kulisse ergriffen wir glücklicherweise rasch die Flucht.
Flucht. Das war auch 2006 angesagt, als P. und ich zum Nova Rock reisten, in die beigeste Steppe, die ich je in diesem Land gesehen habe. Erst regnete es und da war Schlamm, dann kam die Hitze zurück und brannte sich in unsere Rücken. Metallica, Motörhead, Stone Sour und Co. waren nur halb so fürchterlich für mich wie dieses Burgenland (genau genommen waren die überhaupt nicht fürchterlich, sondern ziemlich putzig) und ich entsinne mich noch gut dieses intensiven Momentes, als ich im nächtlichen Shuttlezug saß und merkte, dass wir die niederösterreichische Grenze überschritten und erleichtert aufseufzte.
Und jetzt, jetzt sitze ich wieder hier, in einem solchen "Feriendorf" im Burgenland, wo alles, was der Mensch eventuell brauchen könnte, zu Apothekerpreisen feil geboten wird. Und, ich kann erst jetzt wieder klar denken und schreiben, nachdem erst vor einer Stunde eine Mark erschütternde Disco direkt unter unserem Zimmer ihr Ende gefunden hat. Dass und ein äußerst unerfreuliches Erlebnis auf der Fahrt von Wien macht mir klar, was ich bislang noch nicht auszusprechen wagte: Es ist nicht bloß unterschwellige Aversion, die meine Beziehung zum Burgenland beschreibt. Es ist Hass - und er beruht auf Gegenseitigkeit! Und, ich weiß nicht, ob das jemals wieder zu kitten sein wird.
Ich bin das letzte Mal hier. Ich bin noch einmal hergekommen, weil ein Freund, den ich sehr schätze, hier ein wichtiges Ereignis begeht und ich ihm meine Aufwartung machen möchte. Aber, ich stehe knapp davor, einen heiligen Eid zu schwören, dass ich nicht mehr zurück kehre.
Ich muss also alle BurgenländerInnen und alle, die das Burgenland mögen (warum auch immer - verstehe das, wer will) um Verzeihung bitten. Aber, womöglich ist es ja so, dass ein jeder - also eben auch ich - irrationale Anwandlungen, ja Rituale braucht, um dem eigenen Leben Struktur zu geben und Bedeutung herzustellen.
Vielmehr ist da etwas weit tiefer gehendes, eine fast mystische, wechselseitige Aversion, die schon immer geschwelt hat und sich in fiesen Geschehnissen im nahen räumlich-zeitlichen Kontext meiner Person mit dem Burgenland und in Empfindungen tiefer Frustration meinerseits entladen hat.
Eine meiner ersten intensiven Erinnerungen überhaupt ist, dass ich gerade von meinem ersten Aufenthalt im Burgenland heim gekommen bin und erfahre, dass einer meiner Großväter verstorben ist. Ich hatte keine übermäßig starke Bindung zu ihm, aber eine erste negative Verankerung dieses Pannoniens mag das durchaus bewirkt haben.
Später hat mich dann die Schulsportwoche unverschuldet hierher verschlagen. Nach Weiden am See, in einen dieser "Feriendörfer" genannten, perfid-monopolistischen Komplexe, die die allgemeine Ödnis ringsum zur Rechtfertigung heranziehen, um sich selbst zum reinsten Garten Eden zu stilisieren und dann konkurrenz- und hemmungslos abzukassieren. Dort durfte ich nicht Tennis spielen, obwohl ich wollte, weil es doch, ach, so furchtbar, drückend heiß war und die armen, burgenländischen Coaches offenbar lieber das Strandleben oder sonstwas abhandeln wollten. Dafür wurde ich in einer Nussschale auf die große Lacke geschickt, wo ich Taue halten, Bäumen ausweichen und mich von Segellehrern obergescheit anquatschen lassen durfte.
Irgendwann war ich auch mit meinen Eltern im Urlaub im Burgenland. Da war es einmal nicht brennheiß, dafür schüttete es aus Kübeln und eine Unzahl von Insekten und Spinnentieren überflutete das muffige Zimmer in unserer Unterkunft, wo auch bereits dräuend volkstümliche Musikanten an der Wand hingen und ein baldiges Gaudium verkündeten. Vor dieser apokalyptischen Kulisse ergriffen wir glücklicherweise rasch die Flucht.
Flucht. Das war auch 2006 angesagt, als P. und ich zum Nova Rock reisten, in die beigeste Steppe, die ich je in diesem Land gesehen habe. Erst regnete es und da war Schlamm, dann kam die Hitze zurück und brannte sich in unsere Rücken. Metallica, Motörhead, Stone Sour und Co. waren nur halb so fürchterlich für mich wie dieses Burgenland (genau genommen waren die überhaupt nicht fürchterlich, sondern ziemlich putzig) und ich entsinne mich noch gut dieses intensiven Momentes, als ich im nächtlichen Shuttlezug saß und merkte, dass wir die niederösterreichische Grenze überschritten und erleichtert aufseufzte.
Und jetzt, jetzt sitze ich wieder hier, in einem solchen "Feriendorf" im Burgenland, wo alles, was der Mensch eventuell brauchen könnte, zu Apothekerpreisen feil geboten wird. Und, ich kann erst jetzt wieder klar denken und schreiben, nachdem erst vor einer Stunde eine Mark erschütternde Disco direkt unter unserem Zimmer ihr Ende gefunden hat. Dass und ein äußerst unerfreuliches Erlebnis auf der Fahrt von Wien macht mir klar, was ich bislang noch nicht auszusprechen wagte: Es ist nicht bloß unterschwellige Aversion, die meine Beziehung zum Burgenland beschreibt. Es ist Hass - und er beruht auf Gegenseitigkeit! Und, ich weiß nicht, ob das jemals wieder zu kitten sein wird.
Ich bin das letzte Mal hier. Ich bin noch einmal hergekommen, weil ein Freund, den ich sehr schätze, hier ein wichtiges Ereignis begeht und ich ihm meine Aufwartung machen möchte. Aber, ich stehe knapp davor, einen heiligen Eid zu schwören, dass ich nicht mehr zurück kehre.
Ich muss also alle BurgenländerInnen und alle, die das Burgenland mögen (warum auch immer - verstehe das, wer will) um Verzeihung bitten. Aber, womöglich ist es ja so, dass ein jeder - also eben auch ich - irrationale Anwandlungen, ja Rituale braucht, um dem eigenen Leben Struktur zu geben und Bedeutung herzustellen.
Donnerstag, 2. Mai 2013
Zusperren
Die Gefangenen von Guantanamo befinden sich im Hungerstreik. Irgendwie nachvollziehbar, die meisten von ihnen sind seit einem Jahrzehnt eingesperrt, wurden gefoltert und gequält, dabei ist aber nichts herausgekommen, was eine Anklage rechtfertigen würde. Lediglich 3 der derzeit 166 Insassen sind tatsächlich einer Straftat überführt und abgeurteilt worden.
Jetzt hat Präsident Obama wieder einmal gesagt, was wir schon längst wissen: dass Guantanamo weg gehört. Das rechne ich ihm durchaus hoch an, zumal in der gegenwärtig nervösen Stimmung in seinem Land. Nur, jetzt muss auch einmal etwas geschehen.
Mittwoch, 1. Mai 2013
Katzenfoto des Monats April 2013
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