Montag, 17. Dezember 2007

Die Schrecken des Eises und der Finsternis


Es war kalt im Hanappistadion zu Hütteldorf und der Wind kam aus Norden. Das Quecksilber stand bei Null Grad. Wir saßen inmitten einer Horde Rapid-Abokarten-Besitzer. Vor uns verfolgte ein grünweißer Choleriker die Partie, der bei jeder mißglückten Aktion seiner Kirche (und deren gab es viele) aufstampfte und den metallenen Klappsessel mit wütendem Schwung gegen seine Halterung knallen ließ, begleitet von lautstarken Flüchen und den obligatorischen "Linzer Schweine"-Ausrufen (während die LASK-Anhänger, dass sei fairerweise angemerkt, mit Knallkörpern Zielübungen auf zum Eckball schreitende Rapid-Spieler abhielten). Der Tee mit Rum in der Pause war eine trübe Suppe. Und dann auch noch der verhängnisvolle Pressball, in dessen Gefolge der zuvor von den Abokartenbesitzern beschimpfte Mario Bazina den entscheidenden Treffer zugunsten der Heimmannschaft erzielte. Das 0:2, das empty-net-goal, eine belanglose Angelegenheit, sei nur der Form halber vermerkt. Schließlich waren wir zu Beginn der Rapid-Viertelstunde noch gezwungen, gemeinsam mit den Wiener Fans von unseren Sitzen aufzustehen. Wir hätten sonst nichts mehr vom Spiel gesehen.

Erstaunlich, was man sich alles antut, um sagen zu können, man war dabei bzw. in der Hoffnung, etwas Großes zu erleben. Letzteres blieb aber aus. Aber, je regrette rien. Wobei ich eigentlich nicht genau weiß, warum das so ist. Ist es etwa deswegen, weil man stellvertretend für eine große Idee da war, die Idee der Loyalität? Oder, macht es auch manchmal einfach Spass, etwas im Ergebnis scheinbar Zweckloses zu tun, weil ja sonst ohnehin immer alles irgendeinen Zweck haben soll und muss, in unserem Leben?

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Es gibt verschiedene Gründe für den Besuch eines Fußballspiels im Stadion:

1. Man sieht "besser", als wenn man sich das Spiel im Fernsehen anschaut. Man hat zwar keine 5 Zeitlupen und es kann schon mal sein, dass man grade auf die Anzeigentafel schaut, wenn ein Tor fällt. Trotzdem gibt es in fast jedem Spiel zumindest eine Kleinigkeit, die man vor dem Fernseher nicht mitbekommen hätte.

2. Man ist an der frischen Luft. Zugegeben ist diese frische Luft meistens von Zigarettenrauch durchdrungen, trotzdem hat man mal was draußen unternommen.

3. Natürlich die Stimmung. Selbst wenn man umringt von Rapid Abonnenten zuerst angstvoll um sich blickt, ob eh grad keiner herschaut, wenn man einen Lask Angriff beklatscht, lebt man mehr mit als vor dem Fernseher.

etc.etc.

Ein Winzer hat gesagt…

Deine Argumente sind unbestritten. Aber, erklärt das bereits den Umstand, dass über 14.000 Menschen bei derart unwirtlichen Bedingungen ins Stadion pilgern? Da muss doch noch mehr dahinterstecken, darauf zielten meine Gedankengänge ab.

Vielleicht sollte man - in Anbetracht der angesprochenen Abokarten-Besitzer - ja auch noch den menschlichen Gewohnheitstrieb ergänzend anführen.

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