Ich kann bei jedem großen Fußballendspiel noch heute sagen, wo ich zu jenem Zeitpunkt war, mit wem ich das Spiel verfolgt und in welcher Stimmung ich mich damals befunden habe. Wenn ich die Finali der vergangenen Jahre so im Kopf Revue passieren lasse, entsteht mithin ein regelrechtes Panorama meines Seelen- und sonstigen -lebens vergangener Jahre. Vielleicht ist das bei einem Fan nichts wirklich Außergewöhnliches (siehe in gewisser Weise auch "Fever Pitch" von Nick Hornby, natürlich, das ich aber ehrlich gesagt für überbewertet halte), aber es macht einen schönen Einstieg in diesen Beitrag. Jedenfalls haben sich mir von jedem dieser Ereignisse starke Bilder in den Kopf geprägt, von jenem WM-Finale zwischen Brasilien und Deutschland in einem toskanischen Dorf etwa, das ich zwischen grummelnden Italienern verfolgte, oder vom Champions League-Triumph des FC Barcelona im letzten Jahr, den ich im Krankenhaus kurz nach einer OP wie durch einen Schleier mehr erahnte als wirklich sah, schließlich etwa auch von jenem Endspiel eben jener europäischen Königsklasse, von dem ich ebenfalls nahezu nichts mitbekam, was aber dazumals (es war 2 Jahre zuvor) mit einer anwesenden Frau zu tun hatte (es gibt schon Dinge, die großartiger sind als Fußball).
Am 26.5.1999 war ich in jenem Studentenheim, in dem ich den Großteil meiner Linzer Jahre verbracht habe. Die Champions League-Finalpaarung lautete Manchester United gegen Bayern München. Meine Sympathien waren da klar verteilt (damals spielte noch kein Ribéry bei den Bayern). Am Nachmittag des Matchtages war ich gerade auf dem Weg zum Einkauf in dem meinem Heim gegenüberliegenden Supermarkt, als mir plötzlich das Lied "Rule Britannia" in den Kopf schoss. Und, als es geendet hatte, folgte "God Save The Queen". Und da capo. Die beiden hurrapatriotischen Hadern sollten mich noch den ganzen Abend verfolgen. Ich erzählte einem Mitbewohner davon und wir nahmen es als großartiges Omen.
So kam es, dass ich auch dann nicht die Nerven verlor, als Bayern nach 90 Spielminuten mit 1:0 in Front lag und sich die Münchner Spieler bereits händchenhaltend an der Outlinie auf den baldigen Schlusspfiff freuten. Tatsächlich folgte eine Sternstunde des europäischen Klubfußballs - ManU drehte die Begegnung in der Nachspielzeit noch um.
Der Jubel im Fernsehraum war unbeschreiblich, niemand war an jenem Abend auf der Seite des Bayern. Wir schrien, knieten am Boden, konnten es nicht fassen (auch ich nicht, Bauchgefühl hin oder her). In diesem Augenblick entstand für mich zum ersten Mal so etwas wie ein Heimatgefühl zu jenem Ort, an dem ich mich gerade befand und zu der Gemeinschaft, die ihn mit verkörperte. Es war dies nur ein Augenblick und es sollte noch Jahre dauern, bis sich dies wirklich deutlich herauskehren und manifestieren sollte. Aber es war ein schöner Moment.
Die Bilder sind etwas verschwommen, aber die Atmosphäre kommt rüber - so wie in der Erinnerung:
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