Donnerstag, 20. Januar 2011

In Concert # 23: Sofa Surfers, 14.1.2011, Posthof, Linz

Ich kann mich an eine Zeit erinnern, da konnte man die österreichischen Bands, die so etwas wie internationale Qualität verkörperten, an einer Hand abzählen (zumindest kam es mir damals so vor). Die Sofa Surfers gehörten definitiv dazu.

2006 habe ich die Sofa Surfers das letzte Mal live erlebt, bei einer Wahlkampfabschlussveranstaltung am Urfahraner Jahrmarktgelände. Sie spielten etwas monoton, aber ungemein druckvoll. Kolossale Dubrock-Wellen rollten auf uns zu und ließen die hölzerne Halle vibrieren wie einen gigantischen Resonanzkörper.

2011, fünf Jahre später (wie die Zeit vergeht..), eine der letzten Reihen im Linzer Posthof: der Sound stimmt nach wie vor. Er hat sich aber verändert, ist etwas gravitätischer geworden, tendiert jetzt stärker in Richtung Trip-Hop. Die einzelnen Nummern gehen ziemlich nahtlos ineinander über. Im Hintergrund läuft ein gleichermaßen beharrlicher Strom von Bildern. Die Visuals zeigen großteils unscharfe Aufnahmen urbaner Landschaften, die vermutlich in den USA gemacht wurden, und fiebrig-flashig hin und her gescratcht werden. Gegen Ende erscheint dann Sänger Mani Obeya in Überlebensgröße am Bildschirm und agiert zusammen mit der realen Ausgabe seiner selbst vorne auf der Bühne. Das visuell-musikalische Konzept der Sofa Surfers funktioniert, hüllt einen ein in eine synästhetische Trance.

Die Texte sind immer wieder politisch, rufen dazu auf, sich einzubringen, sich zu engagieren (auch hier denkt man wieder an die Hauptband dieses Abends). Mir scheint, dass die Musik der Sofa Surfers klangästhetisch, konzeptuell und inhaltlich besonders stark den Geist der alternativen Gegenkultur der späten Neunziger, frühen Nullerjahre atmet, bevor alles irgendwie schriller, desperater wurde. Das hier ist eine ernste Mahnung aus der Vergangenheit und man kann sich die Frage stellen, ob wir sie beachtet haben. Neuartig, provokativ oder spannend kann man das aber nach meinem Empfinden nicht (mehr) nennen. Das Publikum ist dementsprechend verfasst, den gut gefüllten Großen Saal des Posthof bevölkern fast ausschließlich Menschen jenseits der Dreißig.

Ein irgendwie nostalgischer, musikalisch und visuell feiner Abend für gesetztere Semester.








Das Visual-Video (schöner Pleonasmus), das im Posthof-Konzert zum Einsatz kam:


Playing The Game

Sofa Surfers | Myspace Music Videos

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