Montag, 31. Januar 2011

Tote Tiere

Gleich am Anfang von "Körperwelten der Tiere" steht eine filmische Einführung, in durchaus beschwörend-pathetischem Tonfall gehalten, sie erinnert fast ein wenig an einen Werbefilm für eine Glaubensgemeinschaft.

Man erfährt zunächst von der Technik der Plastination: Leichname werden mit Formalin vollgepumpt, dann in einem Acetatbad entwässert, schließlich mit einem Reaktionskunststoff verschmolzen. Das Ergebnis wird danach von Gunter von Hagens künstlerisch bearbeitet und arrangiert.

In der Folge wird man über die Bedeutung dieser Ausstellung aufgeklärt: Sie ist ethisch, künstlerisch und wissenschaftlich besonders wertvoll. Gunther von Hagens ist es zu verdanken, dass wir in einer Zeit, in der der Tod nicht mehr Teil des Lebens sein darf, diesem wieder ehrfurchtsvoll gegenüber treten können. Dies ist nicht nur der von ihm maßgeblich weiter entwickelten Technik der Plastination geschuldet, sondern auch der künstlerischen Hand von von Hagens. Außerdem erfüllen seine präparierten Leichname wichtigte Zwecke bei der Schulung von JungmedizinerInnen.

Letzteres wird vermutlich zutreffen, an den anderen Punkten darf mit Recht gezweifelt werden. In Gunther von Hagens´ "Körperwelten der Tiere" bekommt man jede Menge plastinierte Tiere und auch einen plastinierten Menschen (bzw. mehrere, denn es wird angeblich nach einem Patchwork-Verfahren vorgegangen) zu sehen. Der Mensch ist in jener Pose erstarrt, die beim Telefonieren mit dem Mobiltelefon eingenommen wird. Einem Yak wurden beidseitig die Flanken aufgeklappt wie die Türen eines teuren Sportwagens und es wurde "Fliegendes Yak" getauft. Die Schautafel erklärt uns, dass Herr von Hagens damit einer künstlerischen Vision gefolgt ist. Ein Tierherz wurde vergoldet. Die Plastinate sind nicht uninteressant, zumindest die der Wirbeltiere. Die Weichtiere sehen plastiniert nicht viel anders aus, als wenn man sie am Fischmarkt kauft. Viele Kinder sind da, sie nähern sich den Exponaten ganz unbefangen und erklären ihren Eltern die Anatomie.

Die "Körperwelten" ermöglichen interessante Blickwinkel auf die Anatomie, die sonst den Anatomen und Medizinstudenten vorbehalten sind. Dem Gewese, das von ihren Machern, den Medien und ihren Gegnern um sie gemacht wird, halten sie aber nicht stand. Zu gewollt, zu artifiziell ist die Inszenierung, um wirklich zu beeindrucken. Und über ihren künstlerischen Wert breitet man ohnehin besser das Leichentuch des Schweigens.

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